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Angehende Grundschullehrerin Andrea Schubert spricht über Traumjob

„Manchmal muss man sich schon durchsetzen“: Quereinstieg Lehramt – ein langer Weg

Andrea Schubert, Quereinstieg Lehramt.
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Andrea Schubert wagt den Schritt: Sie will Grundschullehrerin werden. Erste Erfahrung konnte sie bereits sammeln. Jetzt beginnt ihr fünfjähriges Lehramtsstudium. Parallel dazu unterrichtet sie bereits unter anderem an der Grundschule Grabenstätt.

Ferien, Mittags frei und sicherer Job: Das Klischee des Lehrerberufs. Die Realität an unseren Schulen sieht oft anders aus: Zu wenig Kollegen, Förderbedarf bei Schülern, Hausaufgaben korrigieren, Elternabende, Unterricht vorbereiten - Der Traumjob Lehrer wird oft zum Alptraum. Andrea Schubert tauscht das Büro mit dem Klassenzimmer und erzählt, warum sie den neuen Job trotz Herausforderungen liebt:

Grabenstätt - „Wenn man irgendwie merkt, okay, man hat was erklärt und die haben es verstanden, so dieses Strahlen in den Augen, diese Freude.“ Während Andrea Schubert erzählt, warum sie Lehrerin werden will, strahlen auch ihre Augen. Man nimmt es der 44-Jährigen auf Anhieb ab: Sie liebt es, Grundschulkinder zu unterrichten. Gelernt hat sie aber etwas ganz anderes:

„Ich habe nach dem Abitur erstmal eine Ausbildung gemacht zur Industriekauffrau, habe dann ein bisschen gearbeitet, dann meinen Schwerpunkt auf die Sprachen gesetzt und habe Fremdsprachenkorrespondentin gelernt.“ Danach habe sie in einer Spedition gearbeitet und sei über einen Lehrgang zur Wirtschaftsfachwirtin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) gelandet. Dort hat sie dann erste Erfahrung mit dem Unterrichten gesammelt: in der IHK Akademie.

Vom Büro ins Klassenzimmer - der Weg zum Traumberuf

„Es war eben nur so, das war eine ganz andere Altersklasse und ich habe ziemlich schnell für mich festgestellt, mir liegt es einfach mehr mit den Kleineren.“ Aufgefallen ist Andrea das, als sie den Kindern ihrer Schwester Nachhilfe gegeben hat: „Ich habe viel mit denen Hausaufgaben gemacht und irgendwann ging es dann los für die Schulaufgaben lernen und da haben wir beide festgestellt, dass es super funktioniert hat.“ Der Wunsch, das Ganze hauptberuflich zu machen, war geboren. Ein Neuanfang. Damit ist Andrea Schubert nicht allein.

Alle Lehrstellen im Landkreis Traunstein besetzt - dank Quereinsteiger?

„Wir haben sehr viel von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Lehrer zu substituieren. Das sind Leute, die haben ein gewisses Fach studiert, aber nicht Lehramt. Also ein Diplom- oder Masterstudiengang.“ In Bayern sei, so der Leiter des staatlichen Schulamtes Traunstein, Clemens Gruber, jeder Lehrer, der verfügbar war, auch eingestellt worden. Das wäre nicht jedem Bundesland gelungen. Viele Lehrer würden, so Gruber, aus anderen Bundesländern zu uns nach Bayern kommen, da hier bessere Konditionen herrschten. Offene Planstellen gäbe es allerdings noch genug. - auch für Quereinsteiger.

Lockerung bei Einstellung als Lehrer: „Ein Umdenken hat stattgefunden.“

Im Landkreis Traunstein arbeiten derzeit 28 Lehrer, die nicht auf Lehramt studiert haben. Dem stehen immer noch 941 Lehrkräfte mit klassischem Werdegang gegenüber. Lange war es in Bayern an staatlichen Schulen nicht möglich, mit abgeschlossenem Masterstudium ohne Lehramt den Beruf zu ergreifen: „Da hat ein Umdenken stattgefunden, es ist jetzt auch bis ganz oben durchgedrungen, dass man mit den steigenden Schülerzahlen, grade auch durch die Ukraine Flüchtlinge, mit den vorhandenen Lehrkapazitäten nicht mehr umhinkommt.“

Bei Andrea Schubert greift diese Lockerung des Einstiegs in den Lehrberuf allerdings nicht. Ihr Abschluss als Wirtschaftsfachwirtin ist gleichzusetzen mit einem Bachelorabschluss. Und damit ist sie auch in der neuen Regelung nicht qualifiziert, zu unterrichten: Sie konnte allerdings im Rahmen des Projektes „gemeinsam Brücken bauen“ Förderunterricht geben: Hier sollen Schüler unterstützt werden, die pandemiebedingte Defizite aufweisen. Das Projekt läuft aber jetzt laut Andrea Schubert aus. Derzeit ist sie über das Folgeprogramm „Substitut“ angestellt.

Wer keinen Masterabschluss hat muss viel Zeit und Energie investieren

„Dadurch, dass einfach der Lehrermangel relativ groß ist und schwierig, die Hauptfächer abzudecken, hat man nach Lehrkräften gesucht, die, sage ich mal, Neben- und Randfächer abdecken.“ Im neuen Projekt durfte Andrea Schubert aber erst arbeiten, als sie nachweisen konnte, dass sie sich für ein Lehramtsstudium eingeschrieben hat. Das bedeutet: Andrea Schubert muss nochmal die Schulbank drücken - ganze fünf Jahre lang.

„Grundsätzlich fünf Jahre, ist eine sehr, sehr lange Zeit und in Deutschland ist es eben einfach schwierig. Es gibt keine Möglichkeit, nebenbei zu arbeiten. Also für mich wäre es sehr kompliziert gewesen, ich hätte nach München gehen können, dann hätte ich mir da aber irgendwie ein Zimmer finanzieren müssen und so weiter und schauen nebenbei zu arbeiten.“ Andrea Schubert kritisiert allerdings nur die finanzielle und zeitliche Hürde, die das Studium mit sich bringt, nicht die grundsätzliche Notwendigkeit:

Vor allem die Didaktik „ist schon wichtig“

„Gerade so dieses Didaktische, einfach die Art und Weise, wie vermittle ich gewisse Dinge, damit es die Kinder verstehen, ist schon wichtig und deswegen sehe ich es auch komplett ein, dass ich natürlich ein Studium machen muss.“ Andrea Schubert hat sich für ein Fernstudium in Österreich entschieden, um beides hinzubekommen: Geld verdienen und trotzdem den Weg zum Traumberuf zu gehen.

Sie wird jede Hürde nehmen. Denn: Im Unterricht „müsse man sich zwar manchmal schon durchsetzten“, aber sie fände es einfach schön, wenn man merkt, wie man die Kinder im Unterricht mitnehmen kann, wenn man es richtig angeht: „Es mach einfach Spaß, wenn man das Strahlen sieht.“

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