Herbstversammlung, Diskussionen, Ehrungen
Impfen gegen die Blauzungenkrankheit? Versammlung der Schafhalter im Kreis Traunstein
Herbstversammlung der Schafhaltervereinigung Traunstein und Umgebung in Otting: Thema war unter anderem der Umgang mit der drohenden Blauzungenkrankheit.
Waging - Neben einem Rückblick auf das Vereinsjahr nutzten die Mitglieder der Schafhaltervereinigung Traunstein und Umgebung ihre Herbstversammlung auch dazu, um über verschiedene aktuelle Themen zu diskutieren. Dabei kam auch das „Für und Wider“ der Impfung gegen die Blauzungenkrankheit zur Sprache. Außerdem war Michael Kaiser, der neue Amtsleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) zu seinem „Antrittsbesuch“ gekommen und Vorstand Josef Harbeck ehrte einige Mitglieder für deren langjährige Treue.
Zu Beginn der Versammlung freute sich Josef Harbeck darüber, dass die diesjährige Herbstversammlung im Ottinger Gasthaus Oberwirt sehr gut besucht sei. Darüber hinaus gab er bekannt, dass dem Verband derzeit 136 Mitglieder angehhören, die auf ein durchaus erfolgreiches Jahr mit mehreren gemeinsamen Aktionen und Zusammenkünften zurückblicken können.
Ein Ausflug führte 33 Mitglieder ins Freilichtmuseum Glentleiten. Dort konnten sie neben einem Museumsbesuch an der Prämierung von 150 Bergschafen teilhaben. „Ein rundum gelungener und interessanter Tag“, freute sich der Vorsitzende. Weiter führte Josef Harbeck an, dass man sich auch heuer am Regionaltag in Traunstein beteiligt habe und mit vier unterschiedlichen Rassen vor Ort war. „Unser Bosnastand war auch in diesem Jahr wieder sehr gut besucht“, so sein Fazit.
Als Dank für die Organisation des Sommerfestes würdigte der Vorsitzende Angelika Döpper aus Siegsdorf stellvertretend für alle Helfer mit einem Blumenstrauß. Weiter informierte er darüber, dass man sowohl am Kreisbauerntag vertreten war wie auch bei der Schafprämierung der Nachbarn in Berchtesgaden. Seinen Vortrag nutzte er auch dazu, Werbung für den Arbeitskreis Wolle zu machen. „Man braucht unbedingt junge Schafhalter, die dort weiter machen“, so seine Aussage.
In der Versammlung gab Josef Harbeck bekannt, dass er bei den turnusmäßigen Neuwahlen im kommenden Frühjahr nicht mehr als Vorsitzender kandidieren wird und das Amt in jüngere Hände geben möchte. „Macht euch bitte Gedanken darüber, wer diese schöne Aufgabe übernehmen möchte und kann“, so sein Appell zur Nachfolge. Zum Abschluss seines Berichtes dankte er insbesondere Pfarrer Andreas Ager sowie Maxi und Katharina Huber aus Waging für die Gestaltung des im Vorfeld zur Versammlung durchgeführten Gottesdienstes in der Ottinger Pfarrkirche.
Für die 30- beziehungsweise 40-jährige Mitgliedschaft konnten die Verantwortlichen sieben Ehrungen vornehmen. Neben einer Urkunde erhielten die treuen Mitglieder kleine Geschenke in Form eines Tonkruges oder eines Geschenkkorbes. Seit 30 Jahren hält Rudolf Höpler aus Kirchanschöring dem Verband die Treue und ist gleichzeitig seit 25 Jahren als Schriftführer in der Vorstandschaft aktiv. Ebenfalls für 30 Jahre Mitgliedschaft wurde Markus Schilder aus Waldhausen geehrt. Franz Lex aus Truchtlaching und Josef Kecht aus Ruhpolding waren nicht anwesend. Sie erhalten die Ehrung für ihre 30-jährige Mitgliedschaft nachgereicht.
Bereits seit 40 Jahren halten Konrad Kriegenhofer aus Wonneberg, Josef Plereiter aus Inzell und Brigitta Gallinger aus Chieming der Schafhaltervereinigung die Treue. „Alle drei Ehrungen müssen leider ebenfalls nachgereicht werden“, so Josef Harbeck.
„Ihr Schafhalter pflegt das Gesicht unserer Heimat“, so eröffnete Michael Kaiser, der neue Amtsleiter des AELF aus Traunstein sein Grußwort im Rahmen seines Antrittsbesuches und ergänzte, „wenn euer Wissen in Zukunft verloren ginge dann wäre dies ewig schade“. Seiner Meinung nach ist insbesondere das Wissen um die Wolle eine uralte Kulturtechnik, „wenn das Produkt auch heutzutage schwer zu vermarkten ist“, so Michael Kaiser.
Weiter führte der neue Amtsleiter aus, „dass der Erhalt von alten Landrassen ebenso wichtig sei, wie das Halten von Schafen mit der richtigen Mast- und Schlachtleistung für die Vermarktung“ und ging in seiner Ansprache auch auf die „Wolfs- und Bärenthematik“ ein, die erst vor wenigen Tagen mit den jüngsten Sichtungen wieder für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Er informierte auch über die geplanten Änderungen im Tierschutzgesetz und sagte, „dass davon auszugehen sei, dass auf Grund der Dynamik der letzten Wochen die Region von der Blauzungenkrankheit nicht verschont bleiben wird“. Damit stieg er in den Tagesordnungspunkt „Diskussion“ ein und appellierte an die Schafhalter, deren Tiere impfen zu lassen.
Die Meinungen der Versammlungsteilnehmer gingen dazu allerdings auseinander. Manch ein Tierhalter hat bereits reagiert und die Schafe entsprechend impfen lassen, „weil dies gesunde Tiere problemlos vertragen“. Andere wiederum meinten, dass „Impfen Gift sei“ oder es in Folge einer Impfung zu einer beobachtbaren Häufung von Fehlgeburten beziehungsweise verkümmerten Lämmern komme. Diskutiert wurde auch der Einsatz von „Leck Schüsseln“ mit biologischen Inhaltsstoffen, die einen Schutz vor bestimmten Krankheiten bieten sollen.
Zur Wolfs- und Bärenthematik hatten die Mitglieder hingegen wenig Diskussionsbedarf. „Hier sei eigentlich bereits alles gesagt und die Meinung der Schafhalter ist klar formuliert“, so Josef Harbeck. Unverständnis herrscht hingegen über die drohenden juristischen Probleme eines Jägers, der versehentlich einen falschen Wolf geschossen hatte. Der Meinung des Vorsitzenden nach, müsste man den Betroffenen im Falle einer Verhandlung solidarisch unterstützen.
Im Themenbereich „Schafsschur und Pflege“ mahnte Josef Harbeck an, „dass die Tiere jährlich geschoren werden müssen“, es aber ab und an auffalle, dass dem vereinzelt nicht nachgekommen wird. „Bitte helft bei der Schafsschur alle zusammen und zeigt auf, wenn euch etwas auffällt“, so der Vorsitzende.
Fehlende Metzger, hohe bürokratische Hürden und eine enorme Preissteigerung bei der Entsorgung von Schlachtabfällen sind in der Selbstvermarktung die drängendsten Themen. Der Transport von Rohwolle muss außerdem in speziellen Transportfahrzeugen durchgeführt und speziell gekennzeichnet werden. Dies alles sei nach Einschätzung der Versammlungsteilnehmer - gerade für kleine Betriebe – wirtschaftlich nicht zu leisten.
Zum Abschluss der Versammlung stand der Punkt „Wünsche und Anträge“ auf der Agenda der Versammlung. Hier wünschten sich einige Mitglieder einen Austausch mit den Mitarbeitern des Veterinäramtes. Dies soll in der kommenden Frühjahrsversammlung ermöglicht werden. Darüber hinaus sprachen sich mehrere Mitglieder für eine Sammelbestellung von „Leck Schüsseln“ aus, um bessere Preise im Einkauf zu erzielen. Außerdem erfolgte die Information, dass der „Jugendstammtisch“ mit zwölf Teilnehmern gut gestartet sei und nun der Versuch unternommen wird, diesen über den Winter mit regelmäßigen Treffen fest zu etablieren. (hob)