Arbeiten in luftiger Höhe
Hubschrauber-Alarm auf dem Hochfelln: Das passiert mit dem Taborkircherl
Um die Taborkirche auf dem Hochfelln kreisten am vergangenen Wochenende Hubschrauber. Das steckt dahinter.
Bergen – Die Taborkirche auf dem Gipfel des Hochfelln ist weitaus mehr als ein sichtbares Bekenntnis zum christlichen Glauben. Sie ist Wahrzeichen und Attraktion, Ziel zahlreicher Wanderungen und bietet am Gipfel einen sagenhaften Blick in die Landschaft, die Berge, ins benachbarte Österreich und natürlich über den Chiemsee.
Die Pfarrkirchenstiftung St. Ägidius ist sich ihrer Verantwortung zum Erhalt des „Taborkircherls“ durchaus bewusst und setzt nun alle Hebel in Bewegung, um die Sanierung voranzutreiben und damit das Kircherl auf Dauer erhalten zu können. Nach Planung und Kostenkalkulation konnte nun mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden.
Nötiges Material auf den Gipfel gebracht
Die 20 Hubschrauberflüge mit der unten anhängenden Last dürften der Bevölkerung kaum entgangen sein. Bei schönstem Wetter gelang es auf diese Weise das nötige Holzmaterial für die Dachsanierung der Kirche auf den Gipfel zu fliegen.
Der Sanierung und Planung ging eine Begehung von Mitgliedern der Kirchenverwaltung voraus. Dabei entdeckte Michael Meitinger, dass es in die Kirche „nass eingeht“. Daraufhin wurden der Dachstuhl und die Holzschindeln untersucht und erkannt, dass eine Dachsanierung notwendig wird.
Um den dauerhaften Erhalt der denkmalgeschützten Kapelle zu wahren, kam die Kirchenstiftung zu dem Entschluss eine Sanierung des Daches in Angriff zu nehmen. Zunächst war das Ausmaß der Sanierung nicht bekannt, doch dann zeigte sich im Rahmen der Planung, dass dies ein größeres Unterfangen werden würde. Ein Kostenfaktor bei der Sanierung ist, dass die Kirche nicht einfach erreicht werden kann und Material wie auch Handwerker auf den Gipfel transportiert werden müssen. Zudem müssen die Vorgaben des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.
Kosten werden auf 92 000 Euro geschätzt
Mittlerweile werden die Kosten für die Sanierung auf 92 000 Euro geschätzt – eine Summe, die die Kirchenstiftung als Eigentümerin nicht aus eigener Kraft stemmen kann. Die Kirchenverwaltung, allen voran Ursula Rosenegger, reichte mit dem Bauantrag zugleich die Kostenkalkulation bei den zuständigen Ämtern ein, die sich finanziell an der Sanierung beteiligen werden. Die Gemeinde Bergen gewährt 10 000 Euro für die notwendigen Arbeiten.
Auch Wolfgang Helldobler, Mitverantwortlicher des Seilbahnbetriebs informierte, dass die Seilbahn sich an den Kosten der Sanierung beteiligen werde. Der Betrieb spendet den Erlös des Ticketverkaufs während des Martini-Marktes und beteiligt sich zudem, indem Handwerker und Kirchenvertreter kostenlos die Seilbahn nützen dürfen. Die Kosten des Hubschraubereinsatzes werden ebenfalls geteilt, denn der Seilbahnbetrieb nützt die Transportmöglichkeit, um gleichzeitig Material für die Seilbahn nach oben zu schaffen. So wurde nun das Gerüst und weiteres Material für Reparaturen an der Seilbahn befördert. Alle weiteren Materialien für die Sanierung der Kirche werden mit der Seilbahn transportiert.
Wie lange die Sanierung der Taborkirche dauern wird, hängt von der Witterung ab. Die Verantwortlichen sind positiv gestimmt und freuen sich bereits auf eine Wiedereröffnung des Kleinods mit großer Bedeutung für den gesamten Landkreis Traunstein.
Hans Helminger, der sich mit der Geschichte der Taborkirche ausführlich befasst hat, betont in der Broschüre von 2015 zum 125-jährigen Bestehen der Kirche: „Im Taborkircherl kommen die Menschen, gleich welcher Konfession, dem Himmel ein Stück näher.“ Die Faszination des Kircherls zeigt sich nicht nur bei den Festen und Gottesdiensten, sondern auch durch die vielen Bergwanderer, Familien und Urlaubsgäste, die die Kirche als Ausflugsziel schätzen.
Ungewöhnliche Geschichte der Kirche
Die besondere Bedeutung der Taborkirche liegt zudem an seiner ungewöhnlichen Geschichte. Nachdem das Gipfelkreuz stand, gründete sich 1888 der Hochfellnhaus-Verein mit dem Ziel, eine Kapelle und ein Gipfelhaus zu bauen. Die Grundsteinlegung für die beiden Gebäude folgte bereits ein Jahr später. Geweihte Erde vom Berg Tabor in Israel wurde damals von Pfarrer Otto von Mayer an dem Kirchenplatz verstreut, dieser Akt führte dann auch zur Namensgebung der Kapelle.
Geweiht wurde die Kirche 1890 und seither wird am 6. August stets das Fellner-Fest gefeiert. Der Hochfellnhaus- Verein löste sich auf und überließ die Kirche in den 60er Jahren der Gemeinde. Diese wiederum gab die Kirche an die Pfarrkirchenstiftung St. Ägidius weiter.
Nachdem die Kirche 1970 einem Blitzschlag zum Opfer fiel und abbrannte, wurde sie von der Kirchenstiftung wieder aufgebaut. Geweiht wurde die Kirche 1971 von Weihbischof Ernst Tewes. Seither wurde sie in liebevoller Weise immer wieder renoviert und restauriert. Nun steht die große Sanierung des Daches an.