100-Millionen-Euro-Projekt
Neuer Hochschul-Standort in Traunstein: Baustart für den „Campus Chiemgau“
In Traunstein fand der offizielle Baubeginn des neuen Hochschulstandorts Campus Chiemgau statt: Das Vorzeigeprojekt soll die Verbindung von beruflicher und akademischer Bildung stärken. Wann die modernen Lern- und Zentralgebäude am Bahnhofsgelände fertig sein sollen.
Traunstein – „Wir investieren hier nicht in Beton oder Gebäude, sondern in die Zukunft unserer Heimat.“ Mit kraftvollen Sätzen wie diesen feierte Landrat Siegfried Walch im Beisein hochrangiger Baupartner und Ehrengäste aus Wirtschaft, Politik und von den Behörden am Montag den offiziellen Baubeginn des neuen Hochschulstandorts Campus Chiemgau. Er entsteht am Bahnhofsgelände in Traunstein. Bis 2028/2029 sollen dort zwei vier- und sechsstöckige Lern- und Zentralgebäude mit Tiefgarage und 5450 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. Bis Herbst dieses Jahres soll zudem am Campus ein neues dreigeschossiges Studentenwohnheim in Holzhybrid-Modulbauweise für 40 Bewohner fertig werden.
Projekt kostet 100 Millionen Euro
Der Landkreis realisiert das 100-Millionen-Euro-Projekt zusammen mit der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim sowie mit der IHK Akademie Traunstein und dem Bildungszentrum Traunstein der Handwerkskammer. Der Freistaat will das Projekt mit einem Zuschuss von 30 Millionen Euro fördern. Als symbolischen Akt des Projektverbunds bei der Grundsteinlegung versenkten die einzelnen Partner jeweils eigene kleine Würfel in einem großen „Grundstein“: Landrat Siegfried Walch für den Landkreis, Prof. Heinrich Köster als Präsident der TH Rosenheim, Frank Hämmerlein als Leiter der IHK Akademie Rosenheim-Traunstein, Franz Xaver Peteranderl als Präsident für die Handwerkskammer von München und Oberbayern sowie Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume für den Freistaat. Ebenso brachte sich Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer für die Stadt Traunstein mit ein.
In seiner Festrede betonte Walch, dass der Landkreis nach der aufwendigen Altlastenbeseitigung und dem Rückbau eines Straßenteilstücks jetzt mit den Verbau- und Sicherungsarbeiten für die Baugrube beginne. Bereits seit 2020 sei der Campus in Traunstein angesiedelt. Durch die Ausrichtung auf Digitalisierung, Automatisierung und Robotik setze die TH Rosenheim an diesem Außenstandort „auf eines ihrer schnellsten Pferde“. Inzwischen laufe der Betrieb mit drei Studiengängen, sechs Professoren und rund 280 Studenten. Letztendlich angepeilt seien rund 600 Studenten. Weit über die Region hinaus einzigartig mache den Campus Chiemgau die „Überwindung der Trennung zwischen beruflicher und akademischer Bildung“. Dies komme nicht zuletzt auch den Unternehmen und der „Innovationskraft einer ganzen Region“ zugute. Walch drückte seine Freude darüber aus, dass sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder „persönlich hinter das Projekt gestellt hat“, für das der Landkreis erhebliche Mittel mobilisiere.
Wissenschaftsminister Markus Blume zeigte sich beeindruckt vom hohen persönlichen Einsatz des Landrats, der „Unmögliches möglich gemacht“ habe. Aus dem ursprünglich kleiner geplanten Außenstandort der TH Rosenheim sei nun „etwas Großes“ geworden. Schmunzelnd stellte Blume die Frage, ob das Traunsteiner Nachtleben auf den Ansturm von 600 Studenten vorbereitet sei. Angesichts der Traumlage zwischen Chiemsee und Alpenkette könne man gar von einem „Campus Hawaii“ sprechen. Das innovative Konzept mit unterschiedlichen Partnern bringe „verschiedene Welten zusammen“, definiere die „Zukunft der Aus- und Weiterbildung“ neu und könne damit Schule machen. Minister Markus Blume zeigte sich überzeugt, dass die 30 Millionen Euro des Freistaats gut investiert seien.
Von einem „historischen Tag für Traunstein“ sprach Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer. Er sah den Bau des Campus in einer historischen Linie mit der Errichtung der Saline 1619 und dem Bahnanschluss von 1860. Zudem werde mit dem neuen Kraftzentrum die städtebauliche Entwicklungsachse der Stadt vom Stadtplatz über den Bahnhof hinaus erweitert. „Traunstein wird dynamischer und jünger“. Veränderung über die nächsten Generationen hinaus heiße aber nicht, dass Altes weichen müsse. Vielmehr gleiche die Situation einem „Haus, das erweitert wird“.
„Traunstein wird jünger“
„Bildung ist Wirtschaft für morgen“: Mit diesem Zitat des ehemaligen Wirtschaftsministers Otto Wiesheu umriss TH-Präsident Prof. Heinrich Köster das Selbstverständnis der Hochschule. Neben den Außenstandorten mit dem Schwerpunkt Soziales Mühldorf und Chemie in Burghausen bilde Traunstein nun mit „Digitales und Innovation“ das dritte Standbein. Solche Bildungszentren auch in der Fläche seien entscheidend, um Wohlstand und Entwicklung für Bayerns Zukunft voranzubringen.
Köster zeigte sich überzeugt, dass auch der Standort Traunstein eine „Erfolgsstory“ werde. Mittelfristig könnten damit auch jährlich rund 700 Bildungsabgänger nach Kufstein und Salzburg wieder regional gebunden werden. Köster verwies auch auf aktuelle Erweiterungspläne der TH wie das neue Technologietransferzentrum für Baubiologie und Wohngesundheit in Freilassing oder das geplante Forschungszentrum für Kunststoff-Recycling in Waldkraiburg.