Chronologie des „Eiskeller-Mordes“
Hannas Heimweg: Neue Informationen aus dem Eiskeller-Mordprozess im Überblick
Der Mordprozess gegen Hanna W.s (23†) mutmaßlichen Mörder Sebastian T. (21) bringt immer mehr Details aus den polizeilichen Ermittlungen ans Licht. Ein chronologischer Überblick der neuesten Informationen.
Traunstein; Aschau i. Chiemgau – Während der ersten Prozesstage in der Verhandlung gegen Hanna W.s (23†) mutmaßlichen Mörder kamen bereits einige Ermittlungsergebnisse der Polizei zur Sprache, die vorher nicht veröffentlicht worden waren. Zwar wird die Verhandlung in den kommenden Wochen noch weitere Fakten liefern, doch an dieser Stelle soll ein erster Überblick geschaffen werden. Die Daten beruhen auf Aussagen vor Gericht und Medienberichten und werden unter Vorbehalt bezüglich ihrer Richtigkeit zusammengefasst.
Abschied im Club „Eiskeller“
Zu Hannas Heimweg lieferten die Überwachungskameras des Club „Eiskeller“ wichtige Informationen. So ist nun bekannt, dass Hanna um 2:19 Uhr ihre Jacke an der Garderobe des Clubs holte. Die Videos zeigen die junge Frau umgeben von vielen weiteren Eiskeller-Besuchern, die sich im Eingangsbereich tummeln. Dann verlässt Hanna um 2:21 Uhr den Club, hält sich aber noch eine Weile vor der Tür auf. Eine weitere Überwachungskamera in der Schloßbergstrasse zeigt, wie die Studentin um 2:26 Uhr heimgeht – vorbei am Parkplatz „Festhalle“ in Richtung Kampenwandstraße.
Kurze oder lange Laufhose?
Zeugen hatten ausgesagt, dass zwischen 2 und 3 Uhr morgens ein Jogger mit Stirnlampe gesehen wurde. Er soll in kurzer Laufhose und einem langärmligen „Windstopper“-Oberteil im Bereich des Clubs, des Festhallen-Parkplatzes und der Kampenwandstraße gelaufen sein. Nachdem der Jogger ab dem 19. Oktober 2022 von der Polizei als wichtiger Zeuge gesucht wurde, hatte Sebastian T.s Mutter am 20. Oktober 2022 um 6:52 Uhr bei der Polizei angerufen. Angeblich habe ihr Sohn nicht schlafen können, und er sei wohl der gesuchte Jogger.
„Anhaftungen“ nicht zuweisbar
Sebastian T. wurde daraufhin am 21. Oktober 2022 als Zeuge vernommen und in seinem Jogging-Outfit fotografiert. Die Fotos zeigen den Angeklagten aber in einer langen Arbeitshose mit Reflektoren – statt in einer kurzen Laufhose. Die Polizeibeamten sollen bemerkt haben, dass die Jogging-Kleidung frisch gewaschen war. Erst viel später – nach der Wohnungsdurchsuchung und Festnahme von Sebastian T. am 18. November 2022 – sei diese Kleidung auf DNA-Spuren untersucht worden. Man habe Anhaftungen entdeckt, doch leider sei die Qualität der Spuren für eine Zuweisung zu schlecht gewesen.
Hotelgast hört „Kreisch-Schrei“
Verstörend ist die Information einer Dame, die am 3. Oktober um 2:30 Uhr einen Schrei einer Frau gehört haben will. Es habe sich um einen „Kreischschrei“ in Todesangst gehandelt, soll die Zeugin gegenüber der Polizei geäußert haben. Die Dame soll sich in ihrer Ferienwohnung aufgehalten haben, doch wo genau diese sich befindet, wurde bisher nicht bekannt. Tatsächlich befindet sich angrenzend an den Bärbach und direkt am mutmaßlichen Heimweg Hannas gelegen ein Haus mit Ferienwohnungen. Hörte die Dame den Schrei an dieser Stelle, legt es die Vermutung nahe, dass Hanna auf der Kampenwandstraße nach Hause ging und möglicherweise auf Höhe Kampenwandstraße 87 von ihrem mutmaßlichen Mörder überrascht wurde.
Versuchter Anruf bei Eltern
Gewiss ist lediglich, dass Hannas Ring am 12. Oktober 2022 im Bärbach gefunden wurde. Wie Hanna selbst in den Bärbach geriet, der ihren Körper wohl in die Prien mitriss, ist unklar. Hanna könnte durch etwas alarmiert gewesen sein, denn um 2:32 Uhr wählte sie die Festnetznummer ihrer Eltern. Nachweislich konnte aber keine Verbindung aufgebaut werden und schon eine Minute später wurde das GPS-Signal ihres Handys so uneindeutig, dass die Ermittler nur mutmaßen konnten, wo es sich befand. Aktuell geht man davon aus, dass das Smartphone um 2:33 Uhr im Bärbach landete. Das Handy selbst war erst am 28. Mai 2023 in der Prien gefunden worden – 17 Tage nach Anklageerhebung.
Informationen der Rechtsmedizin
Nach den Erkenntnissen der Rechtsmedizin hatte Hanna großflächige Einblutungen am Rücken und ihre beiden Schulterdächer waren symmetrisch gebrochen. Einerseits könnte das auf einen Angriff von vorne mit einem Sturz auf den Boden hinweisen, andererseits wäre auch denkbar, dass Hanna auf der Flucht stürzte, und sich so die Verletzungen zutrug. Laut der Rechtsmedizin ist jedoch sicher, dass das Mädchen stranguliert wurde. Auch fünf Schläge auf den Kopf scheinen nachgewiesen werden zu können. Wie Richterin Jacqueline Aßbichler durchblicken ließ, handelte es bei der „Tatwaffe“ wohl um einen Stein. Sebastian T. wird nun vorgeworfen, Hanna aus sexuellen Motiven heimtückisch angegriffen und sie bewusstlos in die Prien geworfen zu haben.
Es sind grausame Bilder, die sich hier aufdrängen, doch noch immer gibt es keine Hinweise, was genau sich ereignet haben könnte. Als Hannas Todesursache wurde „Ertrinken“ festgestellt. Ihre Leiche wurde am Nachmittag des gleichen Tages um 14:30 Uhr in der Prien gefunden – in Kaltenbach, einem Ortsteil von Prien. Noch am gleichen Tag wurde sie in die Rechtsmedizin nach München verbracht, wo sie schließlich auch identifiziert werden konnte. Um 22:27 Uhr, als ihr Vater sie als vermisst meldete, erfuhr die Familie schließlich von Hannas Tod. Die Öffentlichkeit wurde erst am 4. Oktober informiert, dass eine 23-jährige Aschauerin in der Prien gefunden, und wohl einem Gewaltdelikt zum Opfer gefallen war.
Hatte der Angeklagte „Täterwissen“?
Laut einer Schulfreundin von Sebastian T. soll er sich mit ihr bereits am Abend des 3. Oktober am „Eiskeller“ getroffen haben. Dort soll er sie gefragt haben, ob sie wisse, dass in Aschau ein Mädchen umgebracht worden sei. Während der Vernehmung bei der Polizei soll der Angeklagte dann davon gesprochen haben, dass jemand Hanna „was draufgehauen hat.“ Hat Sebastian T. also Täterwissen? Von einem neuen Zeugen – einem Häftling, den Sebastian T. während seiner Untersuchungshaft in Traunstein kennengelernt haben soll – wird am 24. Oktober Aufklärung erhofft: Angeblich soll der Angekalgte ihm den Mord an Hanna geschildert haben.



