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Ticker: Der 26. Verhandlungstag im Hanna-Prozess

Traf Hanna um 2:30 Uhr auf Sebastian T.? Heimweg und Jogging-Route im Fokus des Gerichts

Der Angeklagte Sebastian T.(22) und zwei seiner Anwälte: Regina Rick und Harald Baumgärtl.
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Der Angeklagte Sebastian T. (22) und zwei seiner Anwälte: Regina Rick und Harald Baumgärtl.

Traunstein; Aschau i. Chiemgau – Ist Sebastian T. (22) der Mörder von Hanna W. (†23) aus Aschau? Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Studentin auf ihrem Heimweg vom Club Eiskeller von hinten angegriffen und sie bewusstlos geschlagen zu haben. Von Blutspuren und einem konkreten Tatort war an den bisherigen Verhandlungstagen noch keine Rede, doch nun werden die Führer der Spürhunde als Zeugen erwartet. Was können sie zu Täter und Tatort sagen?

Das Wichtigste in Kürze:

Update, 14.22 Uhr - Die Jogging-Route und Hannas Heimweg im Fokus

Nun geht es darum, welche Route Sebastian T. in der mutmaßlichen Mordnacht gelaufen sein soll. Eine Webcam am Chalet-Aschau hatte den Jogger am 3. Oktober 2022 um 2.08 Uhr aufgenommen. Der Zeuge zeigt ein Video, das ein weiterer Beamter beim Nachlaufen der Route vom Chalet-Aschau zum vermeintlichen Tatort aufgenommen hatte. Es geht um die Feststellung der Dauer für den Lauf des Angeklagten. Vom Chalet-Aschau bis zum Festhallenparkplatz hatte der Beamte bei seinem Lauf 15 Minuten benötigt. Er wäre dort also um 2.23 Uhr angekommen. 

Von dem Parkplatz aus lief der Beamte weiter in die Schloßbergstraße und dann Richtung Wohnhaus des Angeklagten. Auf dem Weg dorthin lief der Beamte an einer Kreuzung des Burgwegs weiter Richtung Hohenaschau und zur Einmündung des Burgwegs in die Kampenwandstraße.  Bis zu diesem Punkt, wo sich auch das Hotel Hohenaschau befindet, in dem eine Zeugin Hannas Schrei vernommen haben soll, brauchte der Beamte etwa 21 Minuten. Die Wegstrecke betrug 3,36 Kilometer und wurde von dem Beamten mit einem Tempo von 9,7 km/h gelaufen. Sebastian T. hätte also um 2.29 Uhr im Umkreis des mutmaßlichen Tatorts eintreffen können.

Eintreffen am mutmaßlichen Tatort um etwa 2.30 Uhr

Dann wird ein weiteres Video gezeigt: Diesmal ging der Beamte die Strecke von Hannas mutmaßlichem Heimweg ab. Die Medizinstudentin hatte den Club Eiskeller nachweislich um 2.27 Uhr verlassen und war um 2.28 Uhr an der Ecke Kampenwandstraße noch von einer Webcam aufgezeichnet worden. Für den Weg vom Club bis zum mutmaßlichen Tatort benötigte der Beamte etwas mehr als vier Minuten, Hanna wäre also spätestens um 2.31 Uhr dort eingetroffen.

Der Beamte musste einige Kilometer ablaufen, um Beweise für den Prozess zu liefern. Auch die diversen Heimwege des Angeklagten mussten noch gemessen werden. Für den direkten Weg vom mutmaßlichen Tatort über den Burgweg zum Elternhaus T.s benötigte der Beamte drei Minuten und 40 Sekunden. Für den Umweg über die Kampenwandstraße und Schloßbergstraße hätte der Angeklagte etwa sechs Minuten benötigt. Es wäre also durchaus möglich, dass sich Sebastian T.s Handy um 2.42 Uhr über den WLAN-Router seiner Eltern ins Internet einwählte und er dort „Clash of Clans“ spielte.

Dann geht es um die vermeintliche Tatwaffe: einen Stein, der von der Spurensicherung sichergestellt wurde.  Der Zeuge präsentiert einige Fotos vom Wegrand und um den mutmaßlichen Tatort herum. Verteidigerin Regina Rick, bezweifelt, dass es dort Steine gibt, doch dies erscheint – gerade in Alpennähe, eher zweifelhaft. Die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler unterbricht die Verhandlung anschließend. Der Prozess wird am Donnerstag, dem 25. Januar, um 9 Uhr fortgesetzt. 

+++ chiemgau24.de berichtet auch dann wieder live aus dem Gerichtssaal +++

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Update, 13 Uhr - Hanna wählte Nummer ihrer Eltern wohl über Notfallfunktion

Nach einer kurzen Pause wird erneut ein Zeuge vom Landeskriminalamt in den Saal gerufen. Der Beamte hat in diesem Prozess schon mehrere Male ausgesagt und sollte nun den Anruf Hannas an ihre Eltern nachstellen. Er sollte prüfen, ob der Kontakt über das Adressbuch oder über die Notruftaste am Sperrbildschirm des Handys gewählt wurde. Das Fazit des Zeugen zu seiner Untersuchung lautet, dass Hannas Anruf an ihre Eltern über die Notfallfunktion und den gesperrten Bildschirm erfolgte.

Außerdem sollte der Zeuge analysieren, wie es zu den unterschiedlichen Daten zum Temperaturabfall von Hannas Handy kam. Durch das vermeintliche Einbringen ins Wasser des Bärbachs soll der Batteriesensor des Smartphones ab 2.33 Uhr einen Temperaturabfall um mehrere Grad abgespeichert haben. Der Datenbank-Eintrag zeigte hierzu die Uhrzeit 2.37 Uhr an, was Verteidigerin Regina Rick aufhorchen ließ. Sie hatte angekündigt, ein thermodynamisches Gutachten hierzu anfordern zu wollen, um nachzuweisen, dass Hanna das Gerät noch länger in ihrer Hand gehalten haben könnte.

Die Untersuchung des Zeugen ergab jedoch, dass die Datenbank-Einträge zeitlich versetzt zu den Protokolleinträgen entstehen, zuerst aber wohl im Protokoll abgespeichert werden. Dies deutet darauf hin, dass der Temperaturabfall um 2.33 Uhr startete und Ricks Annahme damit hinfällig wäre. Dann wird dieser Zeuge entlassen und der letzte Zeuge für heute in den Saal gerufen: Es ist wieder ein Beamter vom Landeskriminalamt.

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Update, 12.14 Uhr - Hatte Sebastian T. beim Joggen eine andere Hose an? 

Ein weiterer Zeuge wird in den Gerichtssaal gerufen. Es handelt sich um einen jungen Mann, der am 3. Oktober 2022 Gast im Club Eiskeller in Aschau war. Er sei Fahrer für eine Gruppe von Freunden gewesen und sei auf der Heimfahrt vom Eiskeller nach links abgebogen. Dort habe er auf dem Weg Richtung Aschau auf der rechten Seite der Straße einen Jogger wahrgenommen, über den sich alle Insassen des Fahrzeugs wunderten, weil er so spät noch unterwegs war. 

Der Jogger sei dem Auto zwischen Feldern entgegengekommen. Er habe eine Stirnlampe und eine lange schwarze Hose angehabt, möglicherweise Leggings. Das Ganze sei dem Zeugen „suspekt“ vorgekommen und im Auto habe man sich darüber unterhalten, warum ein Jogger um diese Uhrzeit noch unterwegs war. Bei einer Durchsuchung von Sebastian T.s Wohnräumen wurde eine kurze Jogginghose gefunden. 

Am 21. Oktober 2022, als Sebastian T. zum ersten Mal polizeilich vernommen wurde, war er gebeten worden, in seiner Laufkleidung zu kommen. Schwarze Leggings hatte er bei diesem Termin aber nicht getragen, er war stattdessen in einer langen Hose mit Reflektoren erschienen, die eher einer Arbeitshose glich. Laut Staatsanwalt Wolfgang Fiedler wurde auch keine schwarze Leggings sichergestellt. Erkenntnisse zur Untersuchung des Autos des Angeklagten lägen noch keine vor.

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Update, 11.01 Uhr - Spürhund lief zum Eingang Kampenwandparkplatz

Laut dem Kripo-Beamten soll der erste Hund Hannas Fährte von der Schloßbergstraße nach rechts über die Kampenwandstraße bis zum Wohnhaus ihrer Eltern verfolgt haben. Die Begleiter des Hundes hätten auf dem Weg nach Gegenständen Ausschau gehalten und eine Socke, sowie eine Zündholzschachtel sichergestellt. Der Zeuge erklärt, dass die Fährte möglicherweise von Polizeibeamten selbst gelegt wurde, als sie Hannas Kleidung in einem Auto zu Hannas Eltern fuhren.

Der zweite Spürhund verfolgte die Fährte von der Schloßbergstraße: Es ging erneut kurz nach Süden in die Kampenwandstraße, wo der Hund aber dann nach links in „Am Hofbichl“ abbog. Dort sei der Hund weitergelaufen und die Beamten seien plötzlich im Garten eines Wohnhauses gelandet, wo der Hund aber umkehrte. Der Mantrailer sei dann weiter Richtung Feuerwehrhaus und von dort aus querfeldein Richtung Fluss Prien gelaufen. 

Ein Kartenausschnitt von Aschau in Chiemgau.

Spur verlor sich an der Prien

Als Hintergrundinformation ist zu beachten, dass der Bärbach am Kampenwandparkplatz entlang Richtung Feuerwehrhaus fließt und dort abrupt in Richtung des Flusses Prien abbiegt. Könnten die Hunde auf die Bewegung von Hannas Körper im Bärbach angeschlagen haben? Leider wird diese Frage nicht gestellt. Bekannt ist nur, dass Mantrailer die „frischeste“ Spur bevorzugen. Der dritte Hund wurde auch auf Hannas Fährte angesetzt, aber am Club Eiskeller nach links geführt. Dieser Spürhund sei gleich Richtung (Fluss) Prien gelaufen, wo er schließlich die Spur verloren habe.

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Update, 10.07 Uhr - „Mantrailer“-Hunde wurden auf Hannas Fährte angesetzt

Der 26. Verhandlungstag beginnt und der erste Zeuge wird in den Gerichtssaal gerufen. Es ist ein Hundeführer, der am 4. Oktober 2022 um 13.30 Uhr am Club Eiskeller in Aschau mit seinem Personensuchhund die Fährte Hannas aufnehmen sollte. Mithilfe eines Schuhs von Hanna W. nahm der „Mantrailer“ die Geruchsmarke der Medizinstudentin auf und folgte ihr vom Club bis zur Kampenwandstraße.

„Wir sind dann von der Schloßbergstraße rechts in die Kampenwandstraße abgebogen“, so der Zeuge. „Dann ging es links Richtung Eingang Kampenwandparkplatz/Kampenwandbahn.“ Der Hund sei an mehreren Stellen gekreist, was bedeute, dass der Mantrailer die Spur verloren habe. Der Hundeführer sagt, der Untergrund sei trocken gewesen. Der Weg sei mit GPS aufgezeichnet worden. Auf eine Frage von Verteidigerin Regina Rick sagt der Zeuge, dass Personensuchhunde zwar Blut riechen können, und auch hin „ziehen“ können. Er würde die Blutspur aber nicht „anzeigen“. Für diese Arbeit seien Leichenspürhunde abgerichtet.

Hunde schlagen auf frischeste Fährte an

Der Zeuge sagt, dass der Hund bis zum Eingang des Kampenwandparkplatzes gezogen habe. An einer Parkbank habe der Mantrailer zu „kreisen begonnen“. Anschließend sei der Hund, am Parkplatz weiter am Bärbach entlang, aber zögerlicher gelaufen. Die Frage von Richterin Jacqueline Aßbichler, ob der Hund generell der frischesten Fährte folgt, bejaht der Zeuge. Nun wird ein Kriminalpolizeibeamter aus Rosenheim in den Zeugenstand gerufen. Bereits am 3. Oktober 2022, gegen 21.15 Uhr, sei der Zeuge angerufen worden, um möglichst zeitnah den Bereich mit Hunden abzugehen und sei dann bereits um 0.30 Uhr in Aschau angekommen.

Zu dem Zeitpunkt seien bereits drei Mantrailer-Hunde vor Ort gewesen, die die Fährte Hannas am Eiskeller aufgenommen hätten. Der erste und der zweite Hund seien gleichzeitig losgeschickt worden, der dritte im Anschluss. Einer der beiden ersten Hunde sei am Ende noch einmal auf die Fährte angesetzt worden, diesmal aber vom Eiskeller aus links – Richtung Prien.

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Vorbericht - Der 26. Verhandlungstag im Hanna-Prozess

Der Mordprozess gegen Sebastian T. (22) bleibt weiter spannend: Nachdem der Hydrologe Andreas Malcherek am 25. Prozesstag stark bezweifelt hatte, dass die starken Verletzungen an Hanna W.s (†23) Leichnam vom Treiben in Prien und im Bärbach herrühren könnten, wird nun das Mantrailer-Team im Zeugenstand erwartet.

Zum ersten Mal könnte jetzt von einem konkreten „Tatort“ die Rede sein. Immerhin soll die Medizinstudentin auf ihrem Heimweg vom Club Eiskeller von hinten angegriffen und mit mehreren Schlägen auf den Kopf niedergestreckt worden sein. Ein Gerangel und die Schläge hätten Geruchsspuren und möglicherweise Blutspritzer hinterlassen müssen. Die starken Verletzungen im Schulter und Halsbereich der Toten hätten wohl nur durch Kontakt mit einem Gegenstand – beispielsweise einem Geländer – oder dem Boden entstehen können.

Die Niederschläge im Oktober 2022: Am 2. Oktober hatte es sehr viel geregnet – danach war es fünf Tage trocken.

Waren die Spürhunde bei der Durchsuchung dabei?

Ausschlaggebend dürfte sein, wann die Suchhunde begannen, nach Fährten zu suchen. Noch Stunden vor dem mutmaßlichen Mord hatte es stark geregnet. Nach dem Angriff, der sich am 3. Oktober zwischen 2:30 und 2:45 Uhr in unmittelbarer Nähe des „Hotel Hohenaschau“ ereignet haben muss, blieb es jedenfalls tagelang trocken. Möglicherweise konnten die Mantrailer sogar Fährten vom Ort des Geschehens wegführend ausmachen – wenn dieser überhaupt gefunden wurde. Denn die Ermittlungen nahmen viel Zeit in Anspruch und von dem „mysteriösen Jogger“, also Sebastian T., hatte man erst am 19. Oktober erfahren.

Sicherlich wurden die Suchhunde aber auch bei der Durchsuchung von Sebastian T.s Auto und seinem Elternhaus eingesetzt. Dieses befindet sich nur 600 Meter vom Hotel entfernt, weswegen der Angeklagte nach dem Angriff in nur 3,4 Minuten zu Hause hätte sein können. Ob in den Wohnräumen oder im Auto Duftmarken auf Hanna W. hinwiesen, und ob inzwischen die Untersuchungsergebnisse zu Spuren aus Sebastian T.s Pkw von der Rechtsmedizin eingetroffen sind, wird hoffentlich am 26. Verhandlungstag bekannt.

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