Grüne Lunge der Stadt
Haidforst oder Gewerbegebiet? Traunsteiner Aktion für den Wald
Was die Traunsteiner am Haidforst haben, wurde am Aktionstag Wald ersichtlich. Bald schon müssen sich Stadt und Bürger mit der Frage „Gewerbegebiet oder Wald?" auseinandersetzen.
Traunstein – Anlässlich des internationalen Tags des Waldes informierte das Traunsteiner Aktionsbündnis „Wir für den Wald – Klimaschutz in Traunstein“ am Samstag im Rahmen eines Erlebnistages im Haidforst über die vielfältigen Funktionen des Waldes in Traunstein. Neben verschiedenen Vortragsstationen standen ein kräftigender Rundgang beim „Waldbaden“, die Präsentation von „Schätzen aus dem Wald“, eine Lesung über Erlebnisse im Wald und Kinderbetreuung auf dem Programm.
100 Unterstützer, 90 Besucher
Die Vorstellung der Fotocollage „Gib dem Wald (D)ein Gesicht“ zeigte, dass die im Herbst 2021 gegründete Initiative inzwischen mehr als 100 Unterstützer hat. Rund 90 Besucher ließen sich auf vielfältige Weise inspirieren.
„Corona hat gezeigt, wie viele Menschen aller Altersklassen den Haidforst nutzen, um Erholung, Frieden und positive Anregungen zu finden“, erklärte Rosi Berger von der Initiative im Gespräch. „Gerade auch für den Klimaschutz ist der Erhalt dieser Waldflächen für Traunstein von größter Bedeutung.“ Aufgrund der Erweiterungspläne für das nahegelegene Industriegebiet wolle man den „natürlichen Schatz“ für viele Bürger deutlich machen, der durch die Rodung zerstört werden könnte.
Der ehemalige Staatswaldförster und Mitglied des Bundes Naturschutz, Karl Fischer, erläuterte die besondere Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz, die ökologischen Zusammenhänge und dessen wirtschaftliche Bedeutung.
Wald wird unterschätzt
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl ging auf die verschiedenen Zuständigkeiten von Staat und Kommunen für den Wald ein. Sie stellte ebenfalls die Bedeutung stadtnaher Wälder als Naherholungsgebiet für den Menschen, sensibler Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als Schutz vor den Folgen des Klimawandels heraus. Dies betreffe die komplexe Funktion als Wasserspeicher, für die Luftreinhaltung und Kühlung wie auch als im Westen vorgelagerte Barriere für Starkwinde.
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, müsse der an das Stadtgebiet angrenzende Wald unbedingt in der jetzigen Größe erhalten bleiben: „Jeder Einschnitt stört die Gesamtheit der Funktionen.“
Rosi Berger machte sich in ihrem Vortrag dafür stark, dem Wald durch die Mitwirkung im Aktionsbündnis eine Stimme zu geben: „Wenn der Wald erst abgeholzt ist, ist es zu spät.“ Die Ausweisung von Ausgleichsflächen sei „kein Ersatz für gewachsenen Wald“.
Mit Atem- und Achtsamkeitsübungen sowie meditativen Einlagen brachte die Traunsteiner Physiotherapeutin Astrid Breidenstein einer Gruppe von Teilnehmern die Schönheit und positive Gesundheitswirkung des Haidforsts nahe. Das Ehepaar Peuser wiederum zeigte bei der Kinderbetreuung, mit wie wenigen Mitteln sich im Wald fantasieanregende Bastel- und Spielmöglichkeiten finden lassen.
Fünf Tage in der Natur
Die Biologin Dr. Ute Künkele erklärte die Frühlingsblüher im Buchenwald, machte den Unterschied zwischen Fichte, Tanne und Eibe klar oder lud zum Verkosten von Milzkraut, Traubenkirschen und anderem Essbaren ein. Von den bewegenden Erlebnissen und Wandererfahrungen eines fünftägigen Aufenthalts als Schriftsteller in einer einsamen Hütte im Bayerischen Wald berichtete Chiemgau-Autor Bernhard Straßer. Über den Aufenthalt sagt er: „Das war die tollste Zeit in meinem Leben.“ Rege politische Diskussionen entspannen sich nach den Aktionen über die an den Haidforst im Norden anschließenden Kiesabbauflächen und über die Erweiterungspläne für das Gewerbegebiet an der Industriestraße.