Politikerinnen informieren sich
An vielen Fronten gefordert: So steht es um die Belastung der Polizei Grassau und Traunstein
In den vergangenen Jahren war die Polizei im Chiemgau durchaus gefordert, vor allem durch die Umsetzung der Coronabeschränkungen. Zwei Grünen-Landtagsabgeordnete in Grassau und Traunstein haben sich nun ein Bild davon gemacht.
Grassau/Traunstein – Kriminalitätsbelastung, Berufsnachwuchs, Personalengpässe, Corona und Spezialeinsätze im Hochgebirge: Ein ganzes Bündel an Themen ergab sich für die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze, während ihrer Besuche bei den Polizeiinspektionen Grassau und Traunstein.
An eine 128-jährige Tradition erinnert das Schild „Gendarmerie-Station“ im Zimmer des Grassauer Dienststellenleiters Daniel Wagner. „Die Schließung der Station in Reit im Winkl ist auch an uns nicht ganz spurlos vorübergegangen“, erzählt er.
Mehr Aufgaben bei begrenztem Personal
Frank Hellwig, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, erwidert: Die traditionsreiche Dienststelle sei aus Gründen „einer effizienteren Organisationsstruktur“ in die Inspektion Grassau integriert worden. Nur so sei dauerhaft ein hohes Sicherheitsniveau bei steigender Aufgabenvielfalt und begrenzten Personalressourcen zu gewährleisten.
Mit 28 Beamten, darunter 13 Frauen, betreut die Grassauer Inspektion ein 258 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen dem südlichen Chiemseeufer und Reit im Winkl mit der Grenze zu Tirol. „Auch wenn eine Polizeistreife das subjektive Sicherheitsgefühl vor Ort möglicherweise erhöht, ist es entscheidend, dass die Leute jederzeit einen Ansprechpartner in der Dienststelle finden“, erklärt Werner Holzmann, stellvertretender Dienststellenleiter der Grassauer Polizeiinspektion.
Drogendelikte und „Cybercrimes“
Ein Thema für Grünen-Landtagsfraktionschefin Katharina Schulze war die Frage nach Gewalt gegen Polizeibeamte. Sie bekommt Antwort vom Dienststellenleiter in Grassau, Daniel Wagner: Das Unverständnis für die verordneten Coronabeschränkungen bei manchen Bürgern habe die Situation nicht leicht gemacht. Trotzdem herrsche allgemein ein „wertschätzendes Miteinander“.
Auf Trab hielten die Beamten stattdessen die Drogenszene im Achental, aber auch zahlreiche Bergunfälle. Bei Letzteren sei die dreiköpfige alpine Einsatzgruppe der Polizeiinspektion Grassau bis nach Berchtesgaden hinein gefordert. Hinzu komme eine wachsende Zahl an Kriminalfällen aus dem digitalen Umfeld – die sogenannten „Cybercrimes“.
Wunsch nach beruflicher Veränderung
Der Beamtenstatus und der Eintritt für Schutz und Sicherheit der Bürger seien noch immer gute Argumente, um neue Kollegen zu rekrutieren, schildert Polizeivizepräsident Frank Hellwig. Er beantwortet damit eine Frage von Schulzes Fraktionskollegin im Landtag, Gisela Sengl. Die sorgt sich augenscheinlich darum, dass mit dem Übergang des geburtenstarken Jahrgangs der Babyboomer ins Rentenalter zu wenig Ordnungshüter nachrückten.
Doch inzwischen müsse die Polizei mit Blick auf die Personalsituation auch gewisse Abstriche machen, wie Polizeivize Hellwig erläuterte. Zum Beispiel bei den Einstellungstests. Zudem verzeichne man mit der „Generation Z“ verstärkt den Wunsch, sich nach einer gewissen Zeit beruflich zu verändern.
Für rund 51.000 Einwohner zuständig
Eine intensive Diskussion mit den Grünenpolitikerinnen spinnt sich über die geplante Freigabe von Cannabis und den generellen Umgang mit Drogen. „Klar ist, dass wir als Polizeibeamte für unsere Maßnahmen klare Gesetze und Grenzen brauchen, um im Handeln glaubwürdig zu bleiben“, fordert Dienststellenleiter Daniel Wagner in Richtung Politik.
Für rund 51.000 Einwohner zwischen Traunstein, Siegsdorf und Chieming ist die Polizeiinspektion Traunstein mit ihren rund 61 Beamten zuständig. Dort empfängt Dienststellenleiter Gerrit Gottwald zusammen mit seinem Stellvertreter Valentin Thalmaier die beiden Grünenpolitikerinnen.
Sicherheit bedarf komplexer Planung
Beim Blick in den Raum der Einsatzplanung mit Whiteboards, Großbildschirm und zahlreichen Computern wird etwas von der Komplexität spürbar, mit der die Beamten umgehen müssen, wenn sie Sicherheitskonzepte für Großereignisse planen. Darunter für den Weltcup in der Ruhpoldinger Chiemgau Arena.
Derzeit arbeiteten die Beamten an einem Schutzkonzept für die deutschen Makkabi-Winterspiele des gleichnamigen jüdischen Sportverbands in Ruhpolding. „Die Sicherheitslage bei diesem Sportfest ist eine besondere Herausforderung und bei unserer Polizei in guten Händen“, zeigte sich Gisela Sengl überzeugt, die auch ihr Kommen für Anfang Januar in Aussicht stellte.