Polizei und ADAC schlagen Alarm zum Saisonstart
„Wir sind die coolsten, wenn wir cruisen“: So bleiben Biker unfallfrei - und der Fahrspaß garantiert
Mit den steigenden Temperaturen im Frühling steigen auch wieder viele nach der langen Winterpause wieder auf ihr Bike. Die Motorradsaison startet - und mit ihr die Gefahr für Biker, in einen Unfall verwickelt zu werden. Tipps von Polizei und ADAC, wie ein sicheres Miteinander zwischen Zwei- und Vierrädern gelingen kann:
Grabenstätt/Landkreise - 1.065 Motorradfahrer waren im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in einen Verkehrsunfall verwickelt. Dabei wurden 891 Motorradfahrer oder -mitfahrer verletzt und 19 Menschen getötet. Hauptunfallursache ist nach wie vor nicht angepasste beziehungsweise überhöhte Geschwindigkeit.
Laut Unfallstatistik ist die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem Verkehrsunfall als motorisierter Zweiradfahrer zu verletzen, rund fünfmal höher als bei einem Auto-Insassen. Fast alle Motorradunfälle haben einen Personenschaden zur Folge, wogegen etwa zwei Drittel aller Autofahrer bei Kollisionen unverletzt bleiben.
Jüngster schwerer Motorradunfall in Grabenstätt
Fakten, die Polizeisprecher Stefan Sonntag offen darlegt. Der jüngste tragische Unfall mit einem Motorrad geschah im März bei Grabenstätt: Eine 83-jährige Autofahrerin übersah eine Bikerin (43), die bei dem Zusammenstoß tödliche Verletzungen erlitt.
Der Unfallhergang war ziemlich eindeutig, wie eine Beamtin der Inspektion Traunstein auf Nachfrage mitteilt. Der Fall liegt beim Ermittlungsrichter. Doch nicht immer ist die Ursache bei schlimmen Unfällen sofort erkennbar.
Um Zusammenstöße - schlimmstenfalls mit tödlichem Ausgang - im Idealfall zu vermeiden, gibt es einiges zu beachten im Straßenverkehr. Verkehrsteilnehmer auf vier Rädern - Auto-, Lkw- und Busfahrer - müssen gerade bei schönem Wetter jetzt immer mit Zweiradfahrern „rechnen“, betont Sonntag.
Das Problem: Motorradfahrer werden von den übrigen Verkehrsteilnehmern oftmals nicht rechtzeitig wahrgenommen. Mehr als die Hälfte aller Unfälle mit beteiligten Zweirädern wird durch Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer verursacht. Biker sollten daher eine vorausschauende Fahrweise an den Tag legen, nie auf die eigene Vorfahrt vertrauen oder davon ausgehen, dass sie von Autofahrern auch wirklich gesehen werden.
„Gegenseitige Rücksichtnahme ist im immer dichteren Verkehrsgeschehen die Grundvoraussetzung für einen unfallfreien Verkehrsablauf“, unterstreicht der Polizeisprecher.
Obacht Biker: Das müsst ihr zum Saisonstart beachten
„Nach der langen Standzeit über den Winter muss zu Beginn der Motorradsaison unbedingt der technische Zustand des Motorrades überprüft werden - vor allem Bremsen, Reifen und Beleuchtung“, rät Sonntag und ergänzt, das Fahren mit Licht sei Vorschrift und trage wesentlich zur passiven Sicherheit bei.
Auch Schutzbekleidung von Handschuhen über Stiefel, Jacke und Hose über Rückenprotektor bis Nierengurt müsse auf Beschädigungen und Funktionalität überprüft werden. „Die passende Bekleidung sollte in einer möglichst auffälligen, kontrastreichen Farbe gehalten sein. Nutzen Sie Protektoren, Reflektoren oder Warnwesten. Ein Herzstück zum Schutz des Fahrers ist der Helm, der geeignet sein muss und natürlich keine versteckten Fallverletzungen haben darf. Hier empfiehlt sich ein ECE-Helm“, erklärt Sonntag.
Eine Lanze bricht er bei den Ausstattungskosten: Denn bei der Anschaffung von Helm und Schutzkleidung sollte man nicht sparen und auf Qualität achten. Diese Ausrüstungsgegenstände seien im Falle eines Unfalls die einzige passive Schutzvorrichtung.
Fahrsicherheitstraining: sinnvoll und empfehlenswert
„Im Mittelpunkt steht aber der Fahrer selbst. Die Polizei rät, sich vor den ersten längeren Ausfahrten erst einmal mit Fahrübungen an die Maschine zu gewöhnen. Dazu kann beispielsweise ein verkehrsarmer Platz gewählt werden, um Manöver wie Bremsen und Ausweichen zu trainieren.“
Besonders wichtig sei dies bei „Wiedereinsteigern“: Fahrer, die lange Zeit nicht mehr mit dem Motorrad unterwegs waren und sich jetzt nach oftmals langjähriger Pause wieder ein Bike zulegen. Ein Fahrsicherheitstraining, wie es von vielen Automobilclubs oder Fahrschulen angeboten wird, sollte unbedingt angenommen und durchgeführt werden, rät die Polizei.
„Auf Sicht fahren“
Grundsätzlich gilt: „Ein dosierter Umgang mit dem Gasgriff und eine vorausschauende Fahrweise sind besonders wichtig. Bei den PS-starken Motorrädern kann dies in gefährlichen Situationen Leben retten.“
Natürlich müssen sich auch Motorradfahrer an Geschwindigkeitsbeschränkungen halten, dürfen keine Kurven „schneiden“, müssen beim Überholen jegliche Gefährdung anderer ausschließen können und müssen immer - insbesondere auf kurvigen Strecken - „auf Sicht fahren“. Das bedeutet, es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke angehalten werden kann.
Wie reagieren, wenn sich ein Unfall ereignet?
Wie bei jedem Verkehrsunfall, zu dem man hinzukommt oder an dem man beteiligt ist, gilt:
- Unfallstelle absichern: Fahrzeug möglichst von der Fahrbahn bewegen, Warnblinklicht einschalten, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen.
- Notruf absetzen: Je eher dies geschieht, umso eher können professionelle Helfer vor Ort sein.
- Erste Hilfe leisten: Sind mehrere Personen vor Ort, sollten Aufgaben verteilt werden, sodass Notruf und Erste Hilfe gleichzeitig erfolgen können.
Was bei einem Unfall unbedingt vermieden werden sollte: Nichtstun. „Viele Unfallbeteiligte haben Angst, etwas falsch zu machen und entscheiden sich dafür, lieber gar nicht zu handeln. Doch jede Art von Hilfe ist besser als gar keine“, mahnt die Polizei.
ADAC bläst ins selbe Horn
Der ADAC sieht die Situation ähnlich wie die Polizei, wie Yvonne Halfar von der Kommunikationsstelle erklärt: „Motorradfahrer sollten immer für die Autofahrer mitdenken.“
Was viele unterschätzen: Frost im Winter begünstigt Schlaglöcher, zudem kann noch Rollsplitt auf der Fahrbahn vorhanden sein. Zudem kann es vor allem morgens zu Saisonbeginn in Waldstücken oder auf Brücken immer noch zu Straßenglätte kommen.
Auch für Autofahrer ändert sich mit dem Motorrad-Saisonstart die Verkehrslage: „Gerade zu Beginn der Saison unterschätzen Autofahrer die Geschwindigkeit und vor allem das Beschleunigungsvermögen der Motorräder. Darum sollten alle Verkehrsteilnehmer zu jeder Zeit rücksichtsvoll und vorausschauend fahren.“
ADAC bietet Fahrsicherheitstraining an
Die neue Saison stellt stets wieder einen kleinen Neubeginn dar: „Motorradfahren ist wie jede Freizeit- oder Sportausübung - nur mit entsprechenden Training ist man sicher unterwegs und es macht auch mehr Spaß.
Daher empfiehlt der ADAC Südbayern, sich zunächst unbedingt wieder mit der Maschine vertraut zu machen:
„Man sollte nicht gleich zu Beginn mit einer großen Runde starten, sondern mit einigen kürzeren Eingewöhnungstouren und am besten an einem umfangreichen ADAC-Fahrsicherheitstraining für Motorradfahrer teilnehmen.“
ADAC-Fahrtraining
Sicheres Motorradfahren - alle Trainings in der Übersicht
Die Teilnahme an einem ADAC-Motorrad-Training sei ideal, um nach der langen Pause wieder ein Gespür für die Maschine zu bekommen. Die ADAC-Fahrsicherheit Südbayern bietet Motorrad-Trainings für unterschiedliche Zielgruppen - von Anfänger bis Fortgeschrittene - an insgesamt sechs Standorten in Südbayern an.
Unter sachkundiger Anleitung unserer Experten können die Teilnehmer ihre Fahrkenntnisse gemeinsam mit Gleichgesinnten ungestört auffrischen und optimieren, zudem erhalten sie wertvolle Tipps. Zu den Inhalten der Trainings zählen die richtige Blicktechnik für sicheres und vorausschauendes Fahren, sicheres Kurvenfahren und das Üben verschiedener Bremstechniken sowie Ausweichmanöver bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten. (mb)