Prozess um Rosenheimer Salingarten-Szene
„Es war ein Fiasko“: Zeugen berichten von Bluttat am Bahnhof - und sind sich ziemlich einig
Rosenheim/Traunstein - Gewalt und ein mutmaßlicher versuchter Mord innerhalb der Rosenheimer Drogenszene wird aktuell vor dem Traunsteiner Landgericht verhandelt: Ein 26-Jähriger soll im Salingarten und dann vor dem Bahnhof ausgetickt sein - die Polizei setzte sogar einen Warnschuss ab.
Update, 16 Uhr - „Es war ein Fiasko“
Die Version des Angeklagten war: Ja, er habe zugeschlagen – sowohl im Salingarten, als auch am Bahnhof – sich dabei aber nur gewehrt. Zuerst sei er vom Geschädigten, einem 34-jährigen Peruaner, attackiert worden. Jetzt haben die unterschiedlichsten Zeugen ausgesagt. Aber keiner kann die Version des Rumänen auf der Anklagebank in irgendeiner Weise bestätigen...
Zwei Zeugen aus der siebenköpfigen Gruppe erschienen beispielsweise. Woran sich der Streit im Salingarten entzündete, weiß angeblich keiner mehr. Laut Staatsanwaltschaft war es ein gescheitertes Cannabis-Geschäft. „Beide waren aggressiv, beide haben sich geschlagen“, so ein Syrer aus Bad Aibling als Zeuge. Was er sicher weiß: der Angeklagte habe plötzlich eine Holzlatte in der Hand gehabt. Laut Anklage war sie mit Nägeln versehen und der Rumäne habe damit zugeschlagen.
50 Minuten später, in der Nacht auf 21. Juli 2024, habe es am Rosenheimer Bahnhof wieder Streit gegeben: „Der Angeklagte hat ihn zuerst geohrfeigt. Und er hatte irgendein scharfes Teil in der Hand“, so der Zeuge. Laut Staatsanwaltschaft war es eine etwa handtellergroße Glasscherbe, die den Kontrahenten in den Hals traf. Genau so bestätigt es auch ein zweiter aus der Gruppe, ein Mann aus Eritrea.
Auch ein Mitarbeiter des McDonalds sagt als Zeuge aus. Die Attacke, laut Anklage ein versuchter Mord, passierte direkt vor der Filiale am Bahnhof. Beobachtet habe er nicht viel, aber den Geschädigten habe er nicht als Aggressor ausmachen können. Und auch ein Taxler sagt aus, der mit seinem Auto am Bahnhof wartete: „Die Streithansln waren zuerst eigentlich harmlos. Sowas gibt’s hier ja andauernd.“
Auch auf den Angeklagten sei aggressiv losgegangen worden, doch der sei mit seinem Fahrrad ohnehin schneller gewesen. „Plötzlich ist einer zu Boden gegangen und die Leute haben um Hilfe geschrien. Ich hab dann den Rettungswagen gerufen und später die Blutspuren gesehen. Das war ein Fiasko“, so der Taxifahrer. Die Verhandlung wird am 27. März um 9 Uhr fortgesetzt. Dann soll auch der Geschädigte selbst aussagen.
Vorbericht
Die Verhandlung um die Gewalteskalation in Rosenheim vom 20. Juli 2024 geht vor dem Traunsteiner Landgericht am heutigen Donnerstag (20. März) in die zweite Runde. Angeklagt ist ein 26-jähriger Rumäne, der zuletzt in Stephanskirchen wohnte. Einen Kontrahenten soll er damals zuerst im Salingarten mit einer Zaunlatte geschlagen haben, aus der zwei Nägel herausragten. 50 Minuten später vor dem Bahnhof habe er ihm dann eine Glasscherbe in den Hals gestochen.
Der Angeklagte machte sich mit dem Fahrrad aus dem Staub. Auch ein Warnschuss der hinzugerufenen Bundespolizei konnte ihn nicht aufhalten. Hintergrund der Streitigkeiten sollen Rauschgiftgeschäfte gewesen sein. Der Rumäne steht wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Am ersten Prozesstag leugnete der Mann die Attacken nicht. Aber zuerst sei er beide Male selbst angegriffen worden und habe nur reagiert. Die Verhandlung beginnt um 13 Uhr. rosenheim24.de wird aktuell vom Prozess berichten. (xe)