Mit erstem Clip Millionen von Aufrufen und Likes
„Das ist irre!“: Feuerwehr Traunreut mit Senkrechtstart bei Tik-Tok - aber bringt‘s auch was?
„In fünf Sekunden einsatzklar“ nennt sich das allererste Video der Traunreuter Feuerwehr bei Tik-Tok - ihr erster Versuch auf diesem Terrain schlägt mit über fünf Millionen Ansichten voll ein. Wir haben mit Kommandanten Konrad Unterstein gesprochen, was dahintersteckt und ob dabei wirklich was herausspringt.
Traunreut - Sie klatschen sich ab, knallen die Füße aneinander und sind mit einem Schlag volleingekleidete Feuerwehrler mit Atemschutzmaske vor einer Flammenwand. Im Hintergrund wummert Peter Fox‘ Hit „Alles neu“. Kurze Videos mit ganz ähnlichen Szenen trenden momentan bei Tik-Tok - aber die Traunreuter Feuerwehr hat mit ihrem Mini-Video „In fünf Sekunden einsatzklar“ jetzt komplett abgeräumt: Innerhalb von vier Tagen wurde es, Stand Freitagmittag (28. Februar), 5,3 Millionen mal angeschaut. Dazu kommen gut eine Million Likes und über 4000 Kommentare.
Kommandant: „War bei Tik-Tok zuerst eher skeptisch...“
„Also mir hat‘s auch die Schuhe ausgezogen. Es ist irre“, sagt ein völliger überraschter Kommandant Konrad Unterstein im Gespräch mit chiemgau24.de. Denn eigentlich ist die Traunreuter Feuerwehr erst seit dieser Woche überhaupt bei Tik-Tok dabei. „In fünf Sekunden einsatzklar“ ist ihr erstes und bisher einziges Video. Nur zum Vergleich: Die Polizei Nordrhein-Westfalen ist schon viel länger auf der Plattform vertreten und dort mit der Video-Produktion auch äußerst fleißig. Ihr Clip im gleichen Stil - Abklatschen, Fußkontakt, plötzlich in der Uniform - schaffte keine 250.000 Aufrufe.
@feuerwehr_traunreut In 5 Sekunden einsatzklar🔥 Übrigens wurde das Feuer in unserer Brandsimulationsanlage kontrolliert gezündet, also nein keiner verbrennt hier🧯 #fyp #trend #starkesteamtraunreut #ffftrt #feuerwehr #feuerundflamme #ehrenamt #firefighter #blaulicht #agt #bsa ♬ peter fox hoodtrap n - n
Kommandant Unterstein musste sich erst von dem Ganzen überzeugen lassen: „Mit unseren beiden Mädels vom Social-Media-Team hatten wir schon vor längerer Zeit drüber gesprochen. Ich war bei Tik-Tok ja eher skeptisch. Aber dann hab ich‘s ihnen erlaubt“, so Konrad Unterstein - „und was soll ich sagen: Der Erfolg gibt ihnen recht“, lacht er. Die Hoffnung, die dahintersteckt: Über Tik-Tok mehr junge Leute erreichen, vor allem die Altersgruppe zwischen 14 und 20 Jahren. Denn die Nachwuchsgewinnung ist schwierig.
„Es wird immer schwieriger, an die Jugend ranzukommen“
Richtig ummünzen konnte man den Social-Media-Erfolg nämlich (noch) nicht. Zwar hätte es einige Kommentare unter dem Video gegeben à la „Das ist ja meine Stadt“, „Unsere Feuerwehr“, „Die sind ja nur zwei Minuten von mir weg“ - persönlich angeschlossen habe sich deswegen aber keiner. „Aber wir probieren‘s und haben die angeschrieben, dass sie sich gerne bei uns melden können.“ Früher hätte eine kurze Pressemitteilung in der Zeitung gereicht, dass bald wieder ein Info-Stand in der Stadt ansteht. Heute klappt das nicht mehr. „Es wird schwieriger, an die Jugend ranzukommen“, glaubt Unterstein.
17 Mädchen und Burschen hat man momentan in der Traunreuter Jugendfeuerwehr. „Das ist nicht schlecht, aber wir werden‘s nicht schaffen, dass später alle bei den Aktiven weitermachen.“ Wer zwölf Jahre alt ist, kann mitmachen. Doch schon bald wird man den nächsten Schritt gehen: Ab 29. März wird in Traunreut auch eine Kinderfeuerwehr ab sechs Jahren ins Leben gerufen. Und tatsächlich gibt‘s auch den klassischen Info-Stand noch: „Aber da erreichen wir dann eher Quereinsteiger, die schon erwachsen sind.“ (xe)