Vorläufige Erntebilanz im Landkreis Traunstein
Trockenheit, Sturm und Hagel – 20 Prozent weniger Ernte: „Trotzdem Insel der Glückseeligen“
„Es war für die Bauern heuer ein sehr schwieriges Jahr im Vergleich zum letzten“, berichtet Alfons Leitenbacher, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein. Erst kalter Frühling, dann trockener Sommer gefolgt von Sturm und Hagel. Warum wir trotz der Ernteeinbußen im Vergleich noch froh sein können:
Fridolfing/Traunstein – Klee, Mais und sogar Soja: Auf der Presse-Erntefahrt am Montag (18. September) zeigten Landwirte rund um Fridolfing, was auf ihren Feldern so wächst - egal welche Pflanze, dieses Jahr wohl zirka 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Saison begann schon schwierig:
Das Jahr 2023: Zu nass und zu trocken?
„So einen kalten Frühling wie dieses Jahr hatten wir noch nie.“ Zumindest, ergänzt Landwirt Franz Huber, kann er sich nicht erinnern. Durch die Kälte konnten Landwirte dieses Jahr erst spät aussähen. Auf dem Kleefeld vom Kollegen Georg Mörtl kommen Presse und Bauern ins Gespräch. Ob beim Klee oder beim Mais - alle werden Ernteeinbußen hinnehmen müssen. Das Wetterchaos setzte sich nach dem kalten Jahresstart fort:
Grünschnitt verschiebt sich, Mais wächst niedriger als im Vorjahr
„Es ist natürlich schwierig losgegangen, mit sehr viel Regen“, resümiert Alfons Leitenbacher, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. „Zum anderen hat sich die Grasernte, also der erste Schnitt im Grünland, verzögert. Dann ist es umgeschlagen auf Trockenheit, lange Zeit.“ Die Trockenperiode habe dazu geführt, dass manche Kulturen, wie zum Beispiel der Mais. nicht so hoch gewachsen seien. Und nach der Trockenheit erneut viel Regen.
Schwere Unwetter beschädigen Ernte
„Das war dann zu dem Zeitpunkt allerdings auch hilfreich, weil dann der Mais richtig angeschoben hat und auch der Weizen noch ordentliche Körner bekommen hat. Aber dann war es so nass, dass man wieder die Weizenernte nicht vernünftig machen konnte.“ Und zu guter Letzt haben, so Leitenbacher, Sturm und Hagel für enorme Schäden gesorgt.
Landwirte müssen sich auf Klimaerwärmung einstellen
Sind denn die extremen Wetterumschwünge, wie dieses Jahr, eine Auswirkung des Klimawandels? Müssen sich unsere Bauern an die schwierigen Umstände gewöhnen? „Die müssen sich darauf einstellen, weil sie auch damit rechnen müssen, dass zumindest einmal im Jahr eine Trockenphase kommt. Das ist dann der Engpass für die landwirtschaftlichen Kulturen. Aber sie sind sicher gut beraten, wenn sie solche Kulturen vermehrt anbauen, die Trockenheit besser aushalten.“
Unsere Region kommt noch gut davon - dank der Berge
Trotz der schwierigen Wetterlage für unsere heimischen Bauern seien wir nach wie vor „auf einer Insel der Glückseligen.“ Denn im bayernweiten Vergleich, so Leitenbacher, liegt unsere Region beim Ernteertrag ganz weit vorn: „Wir haben gute Standorte, also nährstoffreiche Böden. Und wir haben im Vergleich zum restlichen Bayern, immer noch gute Niederschläge.“ Die Berge würden das ausmachen, so Leitenbacher weiter, „weil es hier dann abregnet. Jeden Kilometer von den Bergen weg, merkst du, dass es weniger regnet.“
Landkreis Traunstein im bayernweiten Vergleich auf vordersten Rängen
Auch die Zahlen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft verdeutlichen, dass wir führend sind, wenn es um den Ertrag von Feldfrüchten geht. Kaum einer der 71 Landkreise im Freistaat habe bessere Ergebnisse: Beim Silomais belegt der Landkreis Traunstein Platz vier und bei Feldgras sogar Platz zwei. Körnermais und Sommergerste immerhin noch Platz sechs. Jammern also auf hohem Niveau?
Trotz Ernteeinbußen: im Norden Bayern ist die Lage wesentlich angespannter
„In anderen Regionen Bayerns muss man jetzt schon bewässern. Gemüse und Wein zum Beispiel. Das wollen wir hier nicht, und wir brauchen es derzeit auch nicht. Weil das ist dann nochmal eine ganz andere Herausforderung, wenn ich die Felder bewässern muss.“ Vor allem ein Blick nach Nordbayern verrät: „Wenn man jetzt nach Franken schaut, die haben schon wenig Regen übers Jahr gesehen und jetzt nochmal weniger. Die sind weit weg von unseren Erträgen.“ Trotzdem sei natürlich ein Jahr wie 2023 und der einhergehende Ernteausfall von 20 bis 40 Prozent auch für unsere Bauern äußerst ärgerlich.
„Wir hatten oftmals in der letzten Zeit durch den Klimawandel natürlich, meistens irgendwann längere Trockenperioden gehabt, aber hald dann nur eine. Und heuer, das Auf und Ab, das war schon sehr herausfordernd.“ Leitenbacher geht davon aus, dass solche Wetterumschwünge durch den Klimawandel noch zunehmen werden: „Man will natürlich schaun, dass man sich anpasst, mit den Kulturen und Sorten. Auch mit der Herkunft der Sorten, man wird zu denen übergehen, die Trockenheit besser abkönnen. Keiner ist Hellseher, aber wir rechnen damit, dass das leider noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist.“

