Prozess zu Spielcasino-Mord in Burghausen
Tragische Folgen für Familie des Todesopfers: Tatmotiv Eifersucht?
Traunstein, Burghausen – Am 8. Mai wird am Landgericht Traunstein der Prozess gegen den mutmaßlichen Spielcasino-Mörder aus Burghausen fortgesetzt. Es werden weitere Zeugenaussagen erwartet – darunter die seiner Lebensgefährtin. Die 31 Jahre jüngere Frau soll von Beziehungsproblemen erzählt haben.
Update, 16 Uhr - Ausflug seiner Freundin mit jungen Männern hat ihm wohl nicht gefallen
Die Hauptverhandlung wird um 14 Uhr fortgesetzt und als nächste Zeugin sagt eine Kriminalhauptkommissarin aus. Die Kripo Mühldorf hat das Handy des Angeklagten und das des Verstorbenen Heiko B. ausgewertet. In den Chats zwischen Remzi K. und seiner Lebensgefährtin deutet sich an, dass der Angeklagte nicht einverstanden damit war, dass seine Freundin an dem Tag vor der Tatnacht mit den jungen Männern unterwegs war und eventuell auch eifersüchtig deswegen war. In einem Video zeigte H. ihrem Lebensgefährten, mit wem sie wo unterwegs war. Danach habe der Angeklagte damit gedroht, H. aus der gemeinsamen Wohnung rauszuwerfen. Im Chatverlauf von Remzi K. sollen die Ermittler allerdings auch Hinweise auf eine mögliche Affäre des Angeklagten mit einer weiteren Dame gefunden haben.
Hitziger Chat-Streit des Paares vor der Tat
Dann ruft der Vorsitzende Richter die Lebensgefährtin des Angeklagten in den Gerichtssaal. Die 29-jährige Slowakin gibt an, sie sei 2019 nach Deutschland gekommen und habe nach einiger Zeit eine Beziehung mit dem angeklagten 60-Jährigen begonnen. Das Paar lebte gemeinsam in einer größeren Wohnung, welche ihr Lebensgefährte zahlte. Die Kosten für die Finanzierung ihres Autos, sowie für Versicherung und Steuer soll H. aber selbst getragen haben. Richter Ziegler möchte genau wissen, wie lange die Zeugin H. den Verstorbenen bereits kannte. Sie gibt an, diesen etwa zehnmal getroffen zu haben – allerdings nur freundschaftlich. Heiko B. habe eine Beziehung mit einer anderen Servicekraft in dem Spielcasino gehabt. Die Slowakin sagt aus, dass es ihrem Freund nicht gefallen habe, dass sie sich mit jüngeren Männern traf. Aber eifersüchtig sei er nicht. Aus dem Publikum im Gerichtssaal kommen ungläubige Reaktionen.
Angeklagter hatte Hausverbot im Spielcasino
Ähnliche Reaktionen erntet die Aussage der Zeugin in Bezug auf ihre Treue in der Partnerschaft mit Remzi K. Die 29-Jährige sagt aus, neben der Beziehung mit dem Angeklagten keine weitere geführt zu haben. Auf Fragen nach der Waffe des Angeklagten, gibt sie an, von seiner Pistole gewusst zu haben. Dass sie ihr Auto an Heiko B. verlieh, habe ihr Freund aus Prinzip nicht gemocht. Am Tag der Tat sei es nach dem Streit zwischen der Zeugin und dem Angeklagten zu einer Rangelei zwischen dem Angeklagten und Heiko B. gekommen. Danach habe sie von oben zwei Schüsse gehört. Die Zeugin sagt außerdem, dass Remzi K. am Tag der Tat wohl über zehn Bier auf der Arbeit getrunken haben soll. Weil ihr Freund im Spielcasino Hausverbot hatte, habe H. den Angeklagten gebeten zu gehen.
Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler entlässt die Zeugin. Am heutigen Verhandlungstag werden noch der Rechtsmediziner und ein Beamter von der Spurensuche aussagen. Neue Erkenntnisse sind daraus jedoch nicht zu erwarten. Am Donnerstag findet der nächste Verhandlungstermin im Prozess gegen den Angeklagten statt. Dann sollen die Plädoyers vorgebracht werden. Am Montag, dem 15. Mai, soll die Kammer ihr Urteil fällen.
++++ innsalzach24.de berichtet dann wieder live aus dem Gerichtssaal++++++
Update, 11.55 Uhr - „Im Kosovo hat jeder eine Waffe. Das ist wie Spielzeug“
Im weiteren Verlauf der Verhandlung sagen noch mehrere Zeugen aus. Darunter die Inhaber des Burghauser Gebäudes, in welchem sich die Spielothek befindet. Wegen auffälliger Geräusche und Beobachtungen aktivierte man die Überwachungskameras, welche dann die Tatvideos aufzeichneten. Eine Spielcasino-Besucherin berichtet, dass die Lebensgefährtin des Angeklagten recht überrascht darüber gewesen sei, dass ihr Freund plötzlich in dem Lokal auftauchte, wo sie als Servicekraft arbeitete. Sofort nach dessen Eintreffen sei es zu einem sehr lauten Streit zwischen dem Paar gekommen, in dessen Verlauf ein Aschenbecher umgekickt wurde. Danach kam es zu den besagten Schüssen im Treppenhaus.
Angeklagter wollte wohl Schluss machen
Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler befragt dann einen Bekannten des Angeklagten, der auch dessen Freundin H. kennt. Der Mann muss mit etwas Nachdruck an seine Aussagen gegenüber der Polizei erinnert werden. Dann sagt der Zeuge aus, dass Remzi K. mit seiner Freundin Schluss machen wollte, weil diese nicht gekocht und geputzt hätte. Die Lebensgefährtin des Angeklagten habe sich dem Zeugen gegenüber auch einmal traurig darüber gezeigt, dass Remzi K. komme und gehe, wie er wolle. Über Waffen hätten die Männer sehr häufig gesprochen, da der Angeklagte ein Faible für diese habe. „Im Kosovo hat jeder eine Waffe. Eine Kalaschnikow kostet 100 Euro. Jeder hat eine in der Hand. Das ist wie Spielzeug.“
Nach der Zeugenaussage des Kosovaren wird die Hauptverhandlung unterbrochen. Ab 14 Uhr werden weitere Zeugen erwartet – darunter die Lebensgefährtin des Angeklagten.
Update, 10.15 Uhr - „Jetzt wirst Du sehen, was passiert“
Der Prozess wegen Mordes und versuchten Mordes vor einem Spielcasino in Burghausen wird fortgesetzt. Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler ruft den ersten Zeugen auf: Es handelt sich um einen Mann, der zum Tatzeitpunkt in der Spielothek war. Er gibt an, den Streit zwischen dem angeklagten Remzi K. und dessen Lebensgefährtin H. mitbekommen zu haben. So habe der Kosovar zu seiner Freundin gesagt: „Wie kannst Du mir das antun? Du lebst mit mir. Jetzt wirst Du sehen, was passiert.“ Dann habe der 60-jährige Angeklagte das Casino verlassen und auf dem Treppenaufgang gerufen haben „Warum hast Du das Auto genommen?“
Gleich darauf sei es zu zwei bis drei schnell aufeinanderfolgenden Schüssen gekommen. Ein weiterer Zeuge und Gast des Spielcasinos bestätigt diesen Hergang mit seiner Aussage. Er sagt aus, dass der Angeklagte dem verstorbenen Heiko B. und seinem Freund auf dem Treppenaufgang zum Casino begegnet sei. Sofort sei es zu einem Streit gekommen, wobei der Angeklagte dem späteren Opfer an den Kragen gegangen und daraufhin seine Pistole aus der Bauchtasche genommen und geschossen habe. Nach der Meinung des Zeugen, war Remzi K. wütend, dass seine Freundin ihr Auto verliehen hatte. Das Todesopfer und sein Freund hätten K. Ansicht des Zeugen zuordnen können.
Kinder schwerst traumatisiert
Als Nächstes sagt die ehemalige Lebensgefährtin und Mutter der Kinder des Todesopfers aus. Sie gibt an, dass die Kinder stark von dem gewaltsamen Tod ihres Vaters traumatisiert seien. Neun Monate vor Heiko B.s Tod sei es nach 12 Jahren Beziehung zur Trennung gekommen, doch schon der Vater des Verstorbenen hatte ausgesagt, dass B. zu der Mutter seiner Kinder zurückwolle. „Ich habe mitbekommen, dass er mir noch einen Heiratsantrag machen wollte“, sagt die junge Frau selbst. Die Freundin des Angeklagten, Viktoria H., habe die Zeugin nach dem Vorfall bei sich zu Hause aufgesucht und es sei zu einem Gespräch gekommen, bei dem H. sagte, dass sie kein Verhältnis mit Heiko B. gehabt habe.
Vorbericht
Vor einem Jahr führte der gebürtige Kosovar Remzi K. ein ruhiges Leben in Burghausen: Er hatte einen sicheren Job, fuhr ein tolles Auto und lebte mit einer hübschen jungen Dame in einer geräumigen Wohnung. Aktuell sitzt der 60-Jährige aber bereits seit 10 Monaten in Untersuchungshaft. Er ist des Mordes angeklagt und soll am 14. Juli 2022 den dreifachen Vater Heiko B. vor einem Burghauser Spielcasino erschossen haben. Unmittelbar nach dem Mord soll Remzi K. versucht haben, auch dessen Begleiter Y. zu erschießen. In seinem Auto sollen insgesamt 55 Schuss Munition mitgeführt haben.
Könnte Eifersucht ein Motiv sein?
Aus nicht näher erläuterten Gründen soll der 60-Jährige bereits längere Zeit vor der vorgeworfenen Tat diffuse Ängste vor mafiösen Strukturen gehabt haben. Der psychiatrische Gutachter Dr. Johannes Wittmann gab an, dass der Angeklagte seine Pistole ständig bei sich geführt habe – außer auf der Arbeit, wo er sich sicher fühlte. Remzi K. habe auch das Gefühl gehabt, fremde Personen hätten in seiner Abwesenheit seine Wohnung betreten. In seiner Beziehung habe es Probleme gegeben, so der Gutachter. Die 31 Jahre jüngere Freundin des Angeklagten habe sich finanziell kaum beteiligt – und auch Eifersucht könne ein Element sein.
Beziehungsprobleme waren bekannt
Auch Y. erwähnte in seiner Zeugenaussage Probleme in der Beziehung zwischen dem Angeklagten und seiner Lebensgefährtin. Y. war den Schüssen vor dem Spielcasino nur knapp entkommen. Er musste mit ansehen, wie Heiko B. erschossen wurde und leidet noch immer unter den Folgen. Vor dem mutmaßlichen Mord habe er mit Heiko B. und Viktoria H., der Freundin des Angeklagten, eine längere Spritztour gemacht. Man kannte sich – aber flüchtig, so Y. Die Slowakin habe erzählt, dass ihr Freund immer laut werde und Stress mache. Die 29-Jährige soll Remzi K. mit einem „zweiten Freund“ betrogen haben, so Y. Er glaube aber nicht, dass sie und Heiko B. eine Beziehung hatten, denn Viktoria sei nicht Heikos Typ gewesen.
Die Lebensgefährtin des Angeklagten wird wohl am 8. Mai wohl als Zeugin einberufen. Ob sie sich zu dieser Sache äußern wird, bleibt abzuwarten.