DNA-Spur führte zu mutmaßlichem Täter
Dieb von Benedikts Papstkreuz in Traunstein angeklagt – doch wo ist das Schmuckstück?
Erst hing es am Papst, dann wurde es hinter Plexiglas ausgestellt, nun ist es weg: Das Brustkreuz des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. wurde vergangenes Jahr aus der St.-Oswald-Kirche in Traunstein gestohlen. Jetzt wird gegen den mutmaßlichen Täter in Traunstein Anklage erhoben.
Traunstein – Es war ein Geschenk des damals emeritierten Papstes Benedikt XVI., das er an seine Heimatpfarrei 2016 in Traunstein übergeben hatte: das päpstliche Pektorale. „Das Brustkreuz des Papstes war etwas Besonderes, das die Verbindung von Papst Benedikt zu seiner Heimatstadt symbolisierte“, sagt Stadtpfarrer Konrad Roider. In der Stadtkirche St. Oswald wurde die Kostbarkeit im Zuge der Renovierung 2020 in einer Vitrine in der Kirchenmauer ausgestellt, noch bevor Pfarrer Roider sein Amt als Kirchenverwaltungsvorstand der Stadtkirche Traunstein annahm.
Papst Benedikts „Heimatstadt“
Obwohl Papst Benedikt in Marktl am Inn geboren und getauft wurde, bezeichnete er Traunstein als seine Heimatstadt, „da er länger in Traunstein wohnte und die Eltern hier auch das Haus in Hufschlag gekauft hatten“, erklärt der Stadtpfarrer. In Traunstein ist er zur Schule gegangen und hatte seine erste Heilige Messe in der Kirche St. Oswald. „Er hatte, auch als er emeritiert war, eine gute Beziehung zu Traunstein und stand im regen Austausch“, erinnert sich Roider stolz: „Er war immer gut informiert.“
DNA-Treffer führt zu potenziellem Täter
Nachdem das Brustkreuz entwendet wurde, wurden die Spuren gesichert und ein „DNA-Treffer“ erzielt, berichtet Fabian Puchelt, Pressesprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA). Aufgrund dessen konnte ein potenzieller Täter aus Tschechien ermittelt werden, woraufhin die Staatsanwaltschaft nach dem „Traunsteiner Modell“ einen internationalen Haftbefehl erwirkte. Das „Traunsteiner Modell“ dient zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität.
Die Fahndung wurde von den tschechischen Behörden aufgenommen und ebenfalls über die Medien verbreitet. „Eine Pressemeldung wurde etwa auch auf Tschechisch übersetzt“, sagt Puchelt. Der 53 Jahre alte Beschuldigte wurde seit 1990 wiederholt in Deutschland und später auch in anderen europäischen Ländern wegen verschiedener Diebstahlsdelikte verurteilt, berichtet die Staatsanwaltschaft. Außerdem habe er bereits mehrere Gefängnisstrafen verbüßt. Aufgrund der „Öffentlichkeitsfahndung“ habe der Mann vermutlich erfahren, dass ein Haftbefehl gegen ihn vorlag, so der Pressesprecher des Bayerischen LKA. Daraufhin sei der Fahndungsdruck zu hoch geworden und der Mann hatte sich in Tschechien den Behörden gestellt, die den Haftbefehl ausübten. Seitdem ist der mutmaßliche Dieb in Untersuchungshaft – mittlerweile in Traunstein.
Dort wurde jetzt von der Staatsanwaltschaft Traunstein wegen Diebstahls im besonders schweren Fall und Sachbeschädigung Anklage erhoben. Es wird geschätzt, dass der 53-Jährige in der Kirche einen Sachschaden von über 2.000 Euro verursacht haben soll. Allerdings lässt sich die genaue Summe schwer ermitteln, da der materielle Wert des Pektorals vor dem Diebstahl nicht ermittelt wurde.
Brustkreuz aus Gold und Silber
Pfarrer Roider schätzt, dass das Brustkreuz nicht aus solidem Gold war. „Häufig ist ein Pektorale aus getriebenem Silber und außen vergoldet. Das gestohlene Kreuz hat einen grünen Stein. Das könnte ein Smaragd sein, oder aber nur ein synthetisches Replikat.“ Dieser Schätzung schließt sich die Staatsanwaltschaft Traunstein an, die das Material als „vergoldetes Silber mit diversen Edelsteinen besetzt“ beschreibt. „Der ideelle Wert ist wesentlich größer als der materielle Wert“, sagt Roider und Fabian Puchelt vom LKA beschreibt es von „unschätzbarem Wert für die Katholische Kirche“.
Von unschätzbarem Wert, aber hinter Plexiglasscheibe
Trotz seiner Kostbarkeit war das Pektorale lediglich hinter einer Plexiglasscheibe gesichert. Der Angeklagte soll zudem aus einer Geldkassette des Zeitschriftenverkaufsstands einen nicht bekannten Geldbetrag entwendet haben. „In der Kasse war nicht viel drin, da sie regelmäßig geleert wird“, berichtet Stadtpfarrer Roider. „Der Dieb könnte nach dem Plündern der Kasse deswegen frustriert gewesen sein und dann das goldene Kreuz in der Vitrine gesehen haben.“ Die Plexiglasscheibe, hinter der sich das Pektorale befand, wurde nach Stand der Ermittlungen mit einem in der Nähe angebrachten Aluminium-Hinweisschild aufgehebelt.
1.000 Euro Belohnung
Das entwendete Pektorale ist bisher nicht wieder aufgetaucht, und der Angeklagte bestreitet die Tatvorwürfe. Pfarrer Roider hofft, dass es wieder auftaucht, und das Bayerische LKA hat für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat oder zur Auffindung des päpstlichen Brustkreuzes führen, eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro ausgesetzt. Hinweise nimmt das Bayerische LKA unter 089/1212-0 entgegen. Es liegt in der Zuständigkeit des Amtsgerichts Traunstein, über die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden.

