Keine Entspannung in Sicht
„Extreme Gefahr“: Warum trotz Regens so früh Waldbrände drohen - und wo das Risiko am größten ist
Waldbrandgefahr: Das vergangene Rekordwochenende (6.-7. April) hat gefühlt den Sommer eingeleitet. Doch mit den hohen Temperaturen steigt die Gefahr für Waldbrände – In manchen Regionen wurde die höchste Waldbrandstufe erreicht. Und auch für das kommende Wochenende ist trotz Regen wenig Entspannung in Sicht.
Landkreis Rosenheim / Traunstein – Bereits vergangene Woche warnte das Landratsamt Rosenheim vor einer steigenden Waldbrandgefahr: „In den kommenden Tagen liegt die Gefahrenstufe laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bei 3 (mittlere Gefahr) bis 4 (hohe Gefahr), teilweise auch bei Stufe 5 (extreme Gefahr)“. Dieser Warnung schloss sich der Landkreis Traunstein an, der auch für Dienstag (9. April) für südliche Regionen die Warnstufe 5 verkündete. Trotz des angekündigten Regens ist allerdings nur wenig Entspannung zu erwarten.
Gefahrenlage steigt an
„Die Waldbrandgefahr steigt mit fortschreitendem Klimawandel“, sagt Wolfgang Madl, Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein. Dieser Meinung schließt sich Dr. Wolfgang Kurtz, Geoökologe und Dienststellenleiter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der Agrarmeteorologie in Weihenstephan, an: „Im Zuge des Klimawandels, also durch die erhöhten Temperaturen, nimmt die potenzielle Gefährdung zu“.
Der DWD gibt mittels des Waldbrandgefahrenindex (WBI) Warnstufen für verschiedene Regionen in Deutschland heraus. Der WBI wird anhand verschiedener Faktoren mittels eines zugrundeliegenden Modells ermittelt. Dazu werden unter anderem Wetterdaten an verschiedenen Stationen gesammelt, so wie beispielsweise in Rosenheim, Reit im Winkl und Chieming, und in das Modell eingefügt. Daraus errechnen sich für die Waldbrandgefahr laut Wolfgang Kurtz entscheidende Komponenten: Zum einen die „Wasserbilanz für die Streuschicht“ und die „Bodenfeuchtigkeit“ des Waldes.
Als Streuschicht bezeichnet Kurtz das abgestorbene Pflanzenmaterial am Waldboden. Diese Schicht des Bodens habe nur eine begrenzte Wasserspeicherkapazität und reagiere relativ schnell im Falle eines Brandes. Die Bodenfeuchtigkeit des darunterliegenden Bodens wirke sich dann auf die potenzielle Laufgeschwindigkeit des Feuers aus. Trotz angesagten Niederschlags gehen die WBI-Werte am kommenden Wochenende (13. April) wieder nach oben. „Das liegt an den höheren Temperaturen, die prognostiziert sind, der höheren Sonneneinstrahlung und momentan werden nicht so starke Niederschläge erwartet“, so Kurtz.
Besonders Südhänge sind betroffen
„Wir haben eigentlich jedes Jahr im beginnenden Frühjahr, wo auch die letzten Jahre oft schon Trockenheit herrschte und auch jetzt durch die wärmeren Temperaturen, eine hohe Waldbrandgefahr vor allem im Bergwald“, so Wolfgang Madl vom AELF Traunstein. Besonders die nach Süden exponierten steilen Berghänge seien betroffen, da hier die Sonnenstrahlen durch die noch fehlende Belaubung ungehindert auf den Waldboden treffen.
Die WBI-Werte können laut Wolfgang Kurtz vom DWD nur einen generellen Überblick schaffen. „Wenn wir momentan die Situation anschauen, haben wir ja noch eine recht hohe Bodenfeuchtigkeit in der Region“, sagt er. „Aber wenn Sie zum Beispiel an den Südhang schauen, wo direkte Sonneneinstrahlung vorherrscht, kann dieser natürlich stärker austrocknen. Diese ganz lokalen Gegebenheiten können in dem Modell auch nicht abgebildet werden.“
Waldboden trocknet schnell aus
Der „Oberboden“ könne laut Madl „unabhängig davon, ob es vielleicht gestern oder vorgestern mal geregnet hat, sehr schnell durch die starke Sonneneinstrahlung austrocknen“, weshalb auch die Waldbrandgefahr bestehen bleibe. „Das kann jeder mal nachempfinden, wenn er in so einem Bergwald jetzt spazieren geht. Das Laub am Waldboden ist total trocken und das ist natürlich dann eine erhöhte Gefahr“, so Madl. Eine unachtsam weggeworfene Zigarettenkippe reiche aus, um mit der Glut den Waldboden in Brand zu setzen, so der Waldexperte.
Bis zu 2500 Euro Bußgeld
Deshalb dürfe auch im Wald vom „1. März bis 31. Oktober nicht geraucht werden“, heißt es im Bayerischen Waldgesetz. Rauchen im Wald könne laut Madl auch mit bis zu 2500 Euro Bußgeld geahndet werden. „Leider ist es ein Fakt, dass die meisten Waldbrände, die wir zu verzeichnen haben, auf Unachtsamkeit von Menschen zurückgehen“, sagt Wolfgang Madl.
Waldbrandprävention
Für einen sicheren und verantwortungsbewussten Aufenthalt im Wald sind bestimmte Verhaltensregeln unerlässlich, um Waldbrände zu vermeiden. Im Zeitraum vom 1. März bis zum 31. Oktober besteht ein Rauchverbot in Wäldern, um die erhöhte Brandgefahr während der trockenen Monate zu minimieren. Auch das Wegwerfen von Zigarettenkippen aus dem Auto ist eine häufige Brandursache und sollte strikt unterlassen werden. Offenes Feuer, einschließlich Lagerfeuer oder Grillen, ist im Wald und in seiner direkten Umgebung (bis zu 100 Meter Entfernung) verboten.
Parken Sie Ihr Fahrzeug nicht auf trockenem Gras, da die Hitze des Katalysators Brände entfachen kann. Beim Umgang mit Feuer im eigenen Garten, etwa beim Unkraut abflammen, sollten Sie stets Löschmittel wie einen Gartenschlauch oder einen Eimer Wasser bereithalten. Entdecken Sie einen Waldbrand, ist es entscheidend, diesen umgehend unter der Notrufnummer 112 zu melden und dabei eine möglichst präzise Ortsbeschreibung anzugeben. Parken Sie zudem so, dass Einsatzfahrzeuge immer ungehinderten Zugang haben. Vergessen Sie auch nicht, dass Glas durch den Brennglaseffekt Brände auslösen kann – lassen Sie deshalb kein Glas im Wald oder auf Freiflächen zurück.


