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Eine Mutter berichtet

„Die ist jetzt sein Zuhause“: Ben (23) und sein Leben in der Intensivpflege-WG in Seeon

Ben (23) mit seiner Mutter Gabi Gerber.
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Ben (23) lebt in der Intensivpflege-WG „Sturmfrei“ in Seeon. Obwohl er auf Pflege angewiesen ist, kann er hier das Gemeinschaftsleben genießen. Seine Mutter Gabi Gerber (rechts) berichtet im Interview.

Sie sind auf Intensivpflege angewiesen. Dennoch genießen die Bewohner der WG „Sturmfrei“ in Seeon das Gemeinschaftsleben. Einer von ihnen ist der 23-jährige Ben. Seine Mutter Gabi Gerber teilt im Interview ihre Erfahrungen mit.

Seeon-Seebruck – Menschen, die rund um die Uhr auf Pflege angewiesen sind, dennoch das Gefühl der Selbstbestimmtheit geben: Das ist das Ziel der WG „Sturmfrei“ in Seeon. Hier leben junge Menschen ab 18 Jahren mit pädiatrischen Grunderkrankungen. Dazu zählen Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen. Hinzu kommt, dass die Bewohner auch geistig und körperlich beeinträchtigt sind. Obwohl sie durchgehend auf Pflege angewiesen sind, können die Bewohner in solchen WGs dennoch ein Leben in einer Gemeinschaft führen.

Einer von ihnen ist der 23-jährige Ben. Im Interview erklärt seine Mutter Gabi Gerber, was sie und ihren Mann zur Entscheidung bewogen hat, dass ihr Sohn in der WG betreut werden soll, und über ihre Erfahrungen mit diesem Intensivpflege-Modell.

Frau Gerber. Ihr Sohn Ben wohnt seit drei Jahren in Seeon. Sie kommen aber aus Weilheim-Schongau. Warum haben Sie sich für die Betreuung in der Intensivpflege-WG entschieden?

Gabi Gerber: Das hatte mehrere Gründe. Ben war bereits zum Kurzzeitwohnen in einer Intensivwohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche in Pocking. Er wurde dort so gut versorgt, dass wir gehofft haben, dass der Pflegedienst dann auch für junge Erwachsene eine Einrichtung eröffnet. Und das haben sie dann 2021 tatsächlich gemacht, eben diese Wohngemeinschaft in Seeon. Absolut vom Zeitpunkt her gut gelegen, weil unser Sohn mit der Schule fertig wurde und wir uns neu orientieren mussten. Aufgrund von Bens Grunderkrankungen – unter anderem Epilepsie und ein seltener Gendefekt – hat er einen hohen pflegerischen und medizinischen Bedarf, der in Wohnheimen für mehrfach-behinderte Menschen nicht abgedeckt werden kann.

Wie war das damals für Ben und Sie, als er nach Seeon gekommen ist? War die Eingewöhnung einfach?

Gerber: Das war für alle Beteiligten sehr schwer. Vor allem, weil es damals eine ganz neue Einrichtung war und Ben der erste Bewohner war. Daher war er allein mit den Pflegekräften, was auf der einen Seite gut war, weil er dadurch eine intensivere Betreuung hatte. Aber, als er noch zuhause gewohnt hat, ging er, wenn es sein gesundheitlicher Zustand zuließ, in die Schule und in die Heilpädagogische Tagesstätte. Dort war er ins soziale Leben eingebunden. Das war dann auf einmal alles weg, sein Zuhause bei den Eltern und seine sozialen Kontakte. Das war schon schwer für ihn.

Aber jetzt nach etwa drei Jahren. Wie geht es Ben?

Gerber: Mittlerweile geht es ihm gut, würde ich sagen. Er fühlt sich mit seinen Mitbewohnern wohl und hat sich daran gewöhnt, von unterschiedlichem Pflegepersonal gepflegt und versorgt zu werden. Die WG ist jetzt sein Zuhause.

Die WG hat auch Besucherzimmer. Nehmen Sie dieses Angebot in Anspruch?

Gerber: Am Anfang habe ich das Besucherzimmer ganz oft in Anspruch genommen – vor allem in der Eingewöhnungsphase, als er noch alleine in der WG gewohnt hat. Mittlerweile nehme ich das Angebot zwischendurch wahr, weil ich so eine weite Anfahrt habe. Ich komme dann zum Beispiel für Freitag und Samstag in die WG. Einige Male im Jahr besuchen wir Ben für mehrere Tage und übernachten dann in einer Ferienwohnung.

Solche Intensivpflege-WGs gibt es ja nicht viele. Finden Sie, das ist ein Angebot, das weiter ausgebaut und gefördert werden sollte?

Gerber: Auf alle Fälle sollte es mehr Intensivpflege-WGs für junge Erwachsene geben, denn es gibt junge Menschen, die schwer krank sind und einen so hohen pflegerischen und medizinischen Bedarf haben, dass sie in keiner anderen Einrichtung versorgt werden können und die Angehörigen die Versorgung auch nicht auf Dauer stemmen können.

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