Megastimmung trotz Dauerregens
Aktion „Athletes for Ukraine“ in Ruhpolding: So viel Geld konnten die Veranstalter sammeln
Über 400 Starter, beste Stimmung mit Olympiasiegern und Weltmeistern und nur zufriedene Gesichter: der Sport- und Spieltag des Vereins „Athletes for Ukraine“ am Samstag in Ruhpolding war ein Riesenerfolg. Und das trotz Dauerregens. Ein Erfolg, der sich auch bei der Spendensumme bemerkbar machte.
Ruhpolding – „Wir sind super zufrieden und haben mit unserem tollen Team ein weiteres Zeichen gesetzt, wir stehen ganz eng zusammen“, resümierte Jens Steinigen. Der Biathlon-Olympiasieger von 1992 hatte unmittelbar nach Kriegsausbruch den Verein „Athletes for Ukraine“ (AfU) in Traunstein gegründet.
Heute zählt er bereits 260 Mitglieder und hat – vor allem dank großzügiger Spenden – über 300.000 Euro in der Kasse. Hinzu kommt durch den Samstag noch ein Betrag von 8500 Euro, der an Spenden eingeflossen ist.
Millionenpublikum dank Social Media
Und der Verein verfolgt klare Ziele: Spenden sammeln für die Opfer des Krieges, Hilfstransporte losschicken, geflüchtete ukrainische Sportler und Menschen unterstützen, weltweit Athleten miteinander verbinden, ein Zeichen für Frieden und Solidarität setzen und ukrainische Flüchtlingskinder so schnell wie möglich integrieren. Einige von ihnen waren in Ruhpolding am Start, begleitet von ihren Müttern. Ihre Väter konnten nicht da sein, sie kämpfen in ihrer Heimat ums Überleben.
„Wir hatten dank Social Media ein Millionenpublikum in Ruhpolding, weil wir breit aufgestellt sind und mit unseren ukrainischen Freunden ganz eng zusammenrücken“, sagte Wolfgang Pichler. Der ehemalige Biathlon-Erfolgscoach aus Ruhpolding steht ganz eng an Steinigens Seite.
Bilder tausendfach geteilt
Beeindruckend war an diesem Tag die Teilnahme der ukrainischen Damen-Nationalmannschaft, angeführt von Goldmedaillengewinnerin Julija Dschyma, die 2014 in Sotschi mit der Staffel triumphiert hatte. Über die Unterstützung freute sich das komplette Team. „Wir sind Ruhpolding sehr dankbar, das ist heute ein wunderschöner Tag für uns.
Danke, vielen Dank, alles wird sehr wohl in unserer Heimat registriert“, sagte Dschyma, die in dieser Woche wie alle Athleten aus ihrem Land auch bei den Sommer-Weltmeisterschaften in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena an den Start gehen wird. Immer und immer wieder hielten die Ukrainerinnen Szenen vom Festtag in Bildern fest und posteten sie auf den verschiedensten Kanälen im Netz in die Welt hinaus. Und die wurden tausendfach geteilt. „Die beste Werbung für uns“, so Pichler.
Hund Cerro gibt Tempo vor
Am Samstag beeindruckte die ranghohe Sport-Prominenz, welche sich in den Dienst der Sache stellte. Im 30-Minuten-Rhythmus wurden die verschiedenen Gruppen im Ortszentrum mit ihren Paten losgeschickt. Den Anfang machte der zweifache „Tour de Ski“-Sieger Tobias Angerer zusammen mit den Kletter-Spezialisten Alexander und Thomas Huber sowie Biathlet Simon Schempp.
Sie führten ihre Gruppe auf den Unternberg hinauf und wieder zurück. „Das Tempo hat eigentlich Cerro vorgegeben, wir mussten ihn schon etwas einbremsen“, gestand Schempp bei der Rückkehr. Cerro, das ist der einjährige Jagdhund von Thomas Huber, der seinem Herrchen den ganzen Tag keinen Zentimeter von der Seite wich.
Schwierige Bedingungen für Mountainbiker
Wenig später startete Marcus Burghardt, der ehemalige Radrennprofi vom Samerberg, mit seinen Leuten zu einer 80-Kilometer-Rundfahrt. „Wir haben wegen des Wetters etwas abgekürzt, aber 64 Kilometer geschafft, ein kleiner Sturz war inklusive, aber es ist nichts passiert“, erklärte der Etappensieger der Tour de France nach der Rückkehr am Mikrofon der Stadionsprecher.
Ähnlich war es bei den Moutainbikern, die von den jeweils dreimaligen Olympiasiegern Felix Loch (Rodeln) und Michael Greis (Biathlon) sowie Biathlet Johannes Kühn angeführt wurden. „Es waren schwierige Bedingungen, weil der Weg doch oft weich war, aber die 30 Kilometer bei 800 Höhenmetern waren machbar für alle und wir sind alle gute durchgekommen“, bilanzierte Felix Loch, dessen Gattin Lisa bei AfU von Berchtesgaden aus die Fäden zieht und großen Anteil am Erfolg des Ruhpoldinger Festes hatte.
Golfer bilden den Abschluss
Als echte Entertainerin entpuppte sich Biathletin Franziska Hildebrand. Sie führte ihre Nordic-Walking-Gruppe an und stellte bei der Rückkehr fest: „Wir sind ordentlich marschiert, hatte einen guten Zug drauf und setzten die Stöcke optimal ein.“ Hildebrand war zusammen mit Vanessa Hinz die Einzige aus der deutschen Biathlon-Damen-Nationalmannschaft, die im Einsatz war. Olympiasiegerin Denise Herrmann musste zum 80. Geburtstag der Oma, und Franziska Preuss sagte aus gesundheitlichen Gründen ab. Sie wird auch bei der Sommer-WM nicht am Start sein.
Den Abschluss bildeten die Golfer, die alleine 2800 Euro beisteuerten. Sie spielten unter Regie von Biathlon-Legende Fritz Fischer über sechs Stunden und wurden von den professionellen Trommlern von „Vem Comigo“, der Afro-Brasil-Trommler-Gruppe aus Traunstein mit ihrem Frontmann Tinga aus Übersee, ins Dorf begleitet. Nur hier ging es um Wettbewerb, alles andere stand unter dem Motto „Come together“.

