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Der neunte Verhandlungstag im „Hanna-Prozess“

„Auffälliges Verhalten als Kind“ – Zeugen beschreiben Hannas mutmaßlichen Mörder

Der neunte Verhandlungstag im Mordprozess gegen Sebastian T. beginnt.
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Der neunte Verhandlungstag im Mordprozess gegen Sebastian T. beginnt.

Auch am neunten Verhandlungstag werden im Prozess gegen Sebastian T. viele Zeugen aussagen – und wieder werden Gäste aus dem Club „Eiskeller“ erwartet. Ob es wohl noch Beobachtungen auf Hannas Heimweg gab? Zuletzt sorgte ein Video mit dem nächtlichen „Jogger“ für Staunen.

Das Wichtigste in Kürze:

Update, 13.30 – Zeugen konnten Polizei und Wasserwacht an der Prien beobachten

Ein weiterer Zeuge wird in den Saal gerufen. Der 23-Jährige war auch bei dem besagten „Vorglühen“ am 2. Oktober 2022 dabei. Hanna sei dort „gut drauf“ gewesen, aber nicht stark betrunken. Der Student kann bestätigen, dass Hanna erst keine große Lust auf Weggehen hatte. Er gibt an, am 3. Oktober gegen 3 Uhr morgens vom Eiskeller heimgegangen zu sein, einem Jogger begegnete er auf seinem Weg aber nicht.

Am selben Tag soll er mit einer Freundin gegen 17/ 18 Uhr ein Auto am Festhallen-Parkplatz in Aschau abgeholt haben. Dieser Parkplatz wurde bisher von den meisten Zeugen als „Eiskeller-Parkplatz“ bezeichnet. Auf dem Weg nach Prien habe er mit der Freundin gemeinsam Polizei und Wasserwacht an der Prien beobachten können. Die junge Frau hatte bereits vor dem jungen Mann als Zeugin ausgesagt, dass man über längere Zeit in einem Fast-Food-Restaurant in Prien war, und dort Polizeibeamte eintrafen, die von deren Einsatz an der Prien kamen.

„Wo bist Du? Die Polizei ist da!“

Auf ihre Frage, was denn geschehen sei, hätten die nichts weiter verraten. Die Zeugin soll dann von ihrer Mutter um 19:35 Uhr eine Nachricht erhalten haben. „Mama hat geschrieben: Wo bist Du? Die Polizei ist da!“ Warum die Beamten nachfragten, ob es ihrer Tochter gut gehe, durften sie erneut nicht sagen. An dieser Stelle wird deutlich, dass sich die Taktik der Ermittler wohl auszahlt: Sollte durch die vielen Zeugen wirklich belegt werden können, dass der angeklagte Sebastian T. (21) vor 23 Uhr nicht von Hannas Tod wissen konnte – dann könnte dies ein konkreter Hinweis auf Täterwissen sein. Seine Schulfreundin sagte ja aus, dass er ihr bereits Stunden vorher davon erzählt habe, dass in Aschau ein Mädchen umgebracht worden sein soll.

Zum Angeklagten selbst konnte am neunten Prozesstag kaum etwas erfahren werden. Viele Zeugen kennen ihn kaum, obwohl sie mit ihm im Kindergarten waren und im gleichen Ort wohnen. Manch einer äußerte sich über „auffälliges Verhalten“ als Kind, und dass er „nicht normal im Umgang mit anderen Kindern“ gewesen sein soll. So soll Sebastian T. andere Kinder geärgert haben. Außerdem wurde der Angeklagte als „Einzelgänger“ beschrieben.

Richterin Jacqueline Aßbichler führte außerdem die Vernehmung eines Zeugen ein, von der die Parteien im sogenannten „Selbstleseverfahren“ Kenntnis nehmen. In dem Dokument werden wohl recht abfällige Äußerungen über den Angeklagten gemacht, die nicht für die Ohren der Öffentlichkeit bestimmt sind. Am zehnten Verhandlungstag (10. November), wird wohl ein weiterer Zeuge aus dem Umfeld von Sebastian T. aussagen. Außerdem sind Ärzte und weitere Zeugen aus dem Club Eiskeller geladen.

+++ chiemgau24.de berichtet auch dann wieder live aus dem Gerichtssaal +++

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Update, 10.50 Uhr – Zeuge sagt unter Tränen aus: „Mir ging es sehr schlecht“

Der junge Mann sagt, dass es ihm wegen des vielen Alkohols schon recht schlecht ging, als er den Heimweg antrat. Schon auf Höhe des Hotels „Berge“ in der Kampenwandstraße musste er sich wohl noch einmal übergeben. Danach habe er dort eine längere Zeit zusammengekauert unter einem Regenschirm gesessen. Dann habe seine Freundin um etwa 3 Uhr angerufen und die habe ihn dann mit nach Hause genommen, wo er um etwa 4 Uhr morgens angekommen sei.

Als der Zeuge und Nachbar von Hannas Eltern gegen 8.10 Uhr kurz aufgestanden sei, habe die WhatsApp-Nachricht an Hanna noch immer nur einen Haken angezeigt – und auch noch am Abend. „Dann ist es losgegangen, dass man im Freundeskreis rumtelefoniert hat“, so der Zeuge. Um 22.45 Uhr habe er eine Nachricht bekommen: „Die haben eine weibliche Leiche in der Prien gefunden. Nur in Unterwäsche.“ Um 22.50 Uhr kam dann ein Screenshot von einer Meldung dazu.

„Um elf ist es mir schon sehr schlecht gegangen“, sagt der Student mit zittriger Stimme. „Um Mitternacht kam dann in der Eiskeller-Gruppe eine Nachricht, dass Hanna tot aufgefunden wurde.“ Die Stimme des jungen Mannes bricht und er weint. Richterin Jacqueline Aßbichler schlägt eine Pause vor, und der Zeuge verlässt den Saal. 

Nach der kurzen Pause spricht die Richterin den Zeugen darauf an, ob er unter schlechtem Gewissen leide, und er bejaht dies immer noch weinerlich. „Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen“, sagt die Richterin. „Hanna hat sich selbst entschieden heimzugehen, wir haben das auf den Videos gesehen.“ Hannas Eltern nicken dabei verständnisvoll.

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Update, 10.06 Uhr – Begleiter wartete auf Hanna: „Habe angerufen und Nachricht geschrieben“

Der neunte Prozesstag beginnt: Der erste Zeuge, der in den Gerichtssaal gerufen wird, ist der junge Nachbar, mit dem Hanna vom Club Eiskeller nach Hause gehen wollte. Der Student kannte die 23-Jährige gut: „Sie war ein super netter Mensch und lächelte viel.“ Zusammen sei man häufig in den Club Eiskeller gegangen. Da er in unmittelbarer Nähe von Hannas Elternhaus liegt, ging man meist gemeinsam und zu Fuß. 

„Wir sind immer an der Hauptstraße entlang, und ich hätte auch nicht gewusst, dass Hanna anders gegangen wäre.“ Der Student sagt, weil der Kampenwand-Parkplatz nachts etwas gruselig sei, hätte er der jungen Frau auch nicht geraten, dort zu gehen: „Der Kampenwand-Parkplatz ist nachts etwas gruselig“, so der Zeuge. An der Kreuzung Kampenwandstraße-Burgweg müsse man Richtung Burghotel die Straßenseite nehmen, wo ein Gehweg entlangführt und nach dem Hotel erneut die Straße kreuzen.

Hanna hatte anfangs wenig Lust auf Weggehen

Am fraglichen Abend, dem 2. Oktober 2022, war er zusammen mit Hanna zum „Vorglühen“ bei einer gemeinsamen Freundin. Sie hatte wohl anfangs nicht so viel Lust in den Club zu gehen, weil es so stark geregnet hatte. Während des Vorglühens habe Hanna mehr Lust auf Weggehen bekommen. Gemeinsam sei man dann in den Eiskeller, weil man recht viel getrunken hatte, war der Zeuge, aber auch Hanna, schon recht müde. 

„Mir ging's nicht mehr so gut und Hanna wollte auch früher heim, weil sie am nächsten Tag auf das Fest wollte“, sagt der junge Mann aus. Man sei also gemeinsam raus, aber bevor der junge Mann heimging, wollte er noch seine Freundin und deren Schwester holen. Die beiden wollten aber noch bleiben. Nachdem er der Freundin den Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben hatte, ging er wieder zum Ausgang, um dort Hanna abzuholen – doch da war sie schon weg.

Zeuge versuchte noch, Hanna zu erreichen

„Ich habe versucht, sie noch anzurufen, sie ist aber nicht rangegangen. Um 2.27 Uhr habe ich ihr auf WhatsApp geschrieben – aber es zeigte nur einen Haken an“, sagt der Zeuge weiter. Der junge Mann hat eine zittrige Stimme und beginnt zu weinen. „Sie hat vorher schon gesagt, dass sie kein Datenvolumen mehr hat. Sie wollte ja zurück zum Studium fliegen“, sagt er weiter. 

Weil Hanna wohl schon den ganzen Abend keine mobilen Daten mehr hatte, musste sie Hotspots von Freunden nutzen. Auf der Straße vor dem Club hatte sie aber wohl auch schon kein WLAN mehr. „Ich bin dann zum Parkplatz und musste mich übergeben. Dann habe ich noch auf Hanna gewartet und geschaut, ob sie irgendwo dabeisteht“, so der junge Mann. Schließlich habe er aber alleine den Heimweg angetreten.

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Der Vorbericht

Traunstein; Aschau i. Chiemgau – Der Prozess gegen Sebastian T. (21), den mutmaßlichen Mörder von Hanna W. (23†) wird fortgesetzt. Am 7. November waren erneut viele Zeugen gehört worden – doch auf die drängendsten Fragen gab es auch diesmal keine Antworten. So fragt sich nicht nur Hannas Freundeskreis, warum sie sich alleine auf den Nachhauseweg machte. Warum erreichte sie der Anruf ihres Nachbarn nicht? Und was genau passierte in den 30 Minuten nach Verlassen des Clubs?

Eine Rentnerin(72), welche die Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2022 in einem Hotel in Aschau verbrachte, will um 2.30 Uhr früh einen „Kreisch-Schrei“ wahrgenommen haben. Ihr Balkon zeige Richtung Schloss Hohenaschau, und „wenn jemand den Burgweg entlang geht, dann hören wir vom Zimmer aus jedes Wort“, so die Zeugin. Ihre Balkontür sei in jener Nacht offengestanden. Der Schrei erschien ihr sehr nah, und es habe sich angehört, als würde eine junge Frau von hinten plötzlich angegriffen werden.

Das Kreischen muss wohl in dieser Kurve zu hören gewesen sein.

Was passierte zwischen 2:20 und 2:35 Uhr?

Handelte es sich bei der Person die zwischen 2:20 und 2:35 Uhr kreischte um Hanna, könnte das bedeuten, dass sie in unmittelbarer Nähe der Kreuzung Kampenwandstraße-Burgweg angegriffen wurde. Ob Hanna noch versuchte, davonzulaufen und vom Täter eingeholt wurde, oder ob der Angriff erst auf Höhe des Bärbachs stattfand, würde sich wohl nur anhand von Spuren oder Augenzeugen-Berichten rekonstruieren lassen. Sicher ist nur, dass Hanna um 2:32 Uhr noch versuchte, ihre Eltern anzurufen – eine Verbindung aber nicht aufgebaut werden konnte. Um 2:33 landete das Smartphone dann wohl im Bärbach.

Soviel konnte bisher aus Zeugenaussagen zu Hannas Heimweg interpretiert werden.

Mehrere Heimfahr-Angebote abgelehnt

Bei den bisherigen Zeugenaussagen wurden weder Beobachtungen im Bereich dieser Kreuzung noch in der Nähe des Bärbachs angesprochen. Gerade weil im Club Eiskeller so viel los war und der mutmaßliche Tatort nicht in der Einöde liegt, ist dies kaum zu fassen. Die Eiskeller-Zeugen wissen nur, dass Hanna betrunken und müde war. Sie wollte nach Hause und hatte vielleicht nur die Geduld verloren, auf ihre Freunde zu warten.

Insgesamt hat sie wohl fünf Angebote, mitgenommen zu werden, abgelehnt. Zwar war sie eigentlich mit ihrem Nachbarn und dessen Freundin zum Heimgehen verabredet, doch als die sie anriefen, hob sie nicht ab und reagierte auch nicht auf eine Nachricht. Hatte Hanna schon am Eiskeller kein Netz? Oder war – wie so häufig – ihr Akku leer? Vielleicht kann der neunte Verhandlungstag Licht ins Dunkel bringen.

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