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„Mutig sein, Dinge ausprobieren, was Neues setzen“

1450 Tonnen rohe Erde: Deutschlands erster Massivlehmbau wächst in Traunstein in die Höhe

Bauunternehmer Martin Rauch und Architektin Anna Heringer im Lehmbau am Campus St. Michael in Traunstein.
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Bauunternehmer Martin Rauch und Architektin Anna Heringer im Lehmbau am Campus St. Michael in Traunstein.

Er wird Zentrum und Highlight am Campus St. Michael zugleich: In Traunstein entsteht gerade der erste freistehende Lehmbau Deutschlands. Wir haben mit Architekten und Ideengebern gesprochen und uns das Novum zeigen lassen.

Traunstein - Es sind richtig große Brocken, die zwei Arbeiter mithilfe eines Krans da aufeinanderstapeln: Um die fünf Tonnen wiegt einer der 65 Zentimeter dicken Lehmblöcke, die Stück für Stück nun das Forum am „Campus St. Michael“ entstehen lassen. „Unser Baumaterial ist rohe Erde“, so Bauunternehmer Martin Rauch stolz. Keine Stahlträger, (fast) kein Beton - es wird Deutschlands erster freistehender Lehmbau. Mit einem neuen Kindergarten, einem neuen Internat und neuen Sportanlagen wird das Gelände des Studienseminars des Erzbistums derzeit ohnehin umgekrempelt. Aber das Forum aus Lehm ist der Star unter den Bauwerken.

Architektin: „In diesen Wänden steckt die Urkraft der Mutter Natur“

Bauarbeiter beim aufeinandersetzen der tonnenschweren Lehmblöcke.

Warum Lehm? „Er wird uns gratis von der Natur gegeben und ist der nachhaltigste Baustoff überhaupt“, so die federführende Architektin Anna Heringer. „Es steckt so viel Menschlickeit in diesen Wänden und ebenso die Urkraft der Mutter Natur“, schwärmt sie beim Rundgang mit chiemgau24.de. Wenn man Ende nächsten Jahres fertig ist, wird es zwischen den Lehmwänden ein Café, ein Second-Hand-Spielzeuggeschäft, eine Mensa, Büros oder Beratungsräume der Katholischen Frühförderstelle geben. Und oben drauf ein Dachgarten mit Pavillon, größtenteils öffentlich. Alles getragen von wuchtigen Lehmsäulen.

So wird sich das Forum aus Lehm ins Areal einfügen.

Eigentlich wollte man Lehm aus dem Traunsteiner Raum verwenden

Mutig sein, Dinge ausprobieren, Dinge verbessern. Wir wollen was Neues setzen“, das beschreibt Wolfgang Dinglreiter als seinen Antrieb. Er ist der Direktor des Studienseminars St. Michael und haucht dem „Priesterseminar“, wie es die Traunsteiner nennen, seit 2015 neues Leben ein, versorgt es mit frischen Ideen. Die Nachhaltigkeit steht bei Dinglreiter immer wieder im Mittelpunkt. 44.000 Quadratmeter ist das Areal auf der Wartberghöhe groß. Ein „ganzheitlicher Bildungsstandort“ ist es, den die Erzdiözese München und Freising dort entwickelt.

Wolfgang Dinglreiter, Direktor der Stiftung Studienseminar St. Michael.

1450 Tonnen an Lehm sind es, die gerade im Forum verbaut werden. Schon als die Baugrube ausgehoben wurde, kam jede Menge Lehm zum Vorschein, berichtete Dinglreiter. Verwenden konnte man ihn aber leider nicht. „Der Lehm kommt aus Vorarlberg und die Lehmblöcke werden dort auch mit Stampfmaschinen produziert und zurechtgeschnitten“, so Bauunternehmer Martin Rauch. Eigentlich wollte er Lehm aus der Umgebung Traunsteins verwenden und an jener Stelle gleich eine „Feldfabrik“ errichten - ein passender Platz ließ sich dafür jedoch nicht finden.

Bauunternehmer Martin Rauch und Architektin Anna Heringer.

So ohne weiteres war das ganze aber nicht umzusetzen. „Wir brauchten eine Ausnahmegenehmigung“, so Hans Romstätter vom betreuuenden Architekturbüro. Denn für die engen deutschen Bauvorschriften sei der Baustoff Lehm nicht immer „ausreichend prüfbar“. Vor etwa 9000 Jahren bauten die Menschen erstmals mit Lehm. Heute wirkt er wie aus der Zeit gefallen. „Lehm hat ein schlechtes Image, weil man glaubt, dass das Bauen mit Lehm nur in heißeren Gebieten funktioniert und dass es eher ein Baustoff für arme Leute ist“, meint Bauunternehmer Rauch - „aber der Campus St. Michael wird einen großen Beitrag leisten, den Lehmbau in der Zukunft noch salonfähiger zu machen“.

xe

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