Für Busse wird‘s eng
„Zentrale des Wahnsinns“? So reagiert die Stadt Bad Aibling auf Kritik am Kirchzeilen-Verkehr
Der Abriss des Lichtspielhaus-Komplexes in Bad Aibling startet zwar erst Anfang/Mitte Oktober, aber eng wird‘s durch die Baustelle schon jetzt. Für Schulbusfahrer Schorsch Nieder ist die neue Verkehrsführung ein Unding, Busunternehmerin Claudia Hollinger spricht von der „Zentrale des Wahnsinns“.
Bad Aibling – In der ersten Oktoberhälfte soll mit dem Abriss des Lichtspielhaus-Komplexes im Herzen von Bad Aibling begonnen werden. Die Vorboten wurden gestern in der Kirchzeile und am Marienplatz angeliefert und aufgestellt: Schwere, mobile Betonfundamente für den Bauzaun, der laut Florian Eisner, Geschäftsführer von „Werndl & Partner“, so errichtet werden muss, dass er sturmfest ist.
Auch die neue Verkehrsführung wurde mit gelbem Klebeband in der Nacht auf Dienstag angebracht. Sie sorgte zur Stoßzeit in der Früh schon gleich für Unmut: „Ich brauche eine halbe Ewigkeit, um von der Luitpoldschule zum Bahnhof zu kommen“, beschwert sich Schulbusfahrer Schorsch Nieder vom Busunternehmen Prechtl.
Und Busunternehmerin Claudia Hollinger meldete sich auf den Anruf der OVB-Heimatzeitungen hin „aus der Zentrale des Wahnsinns“ – ihr Reisebüro liegt direkt am Marienplatz, ihre Busse kommen aus Ellmosen. Wobei sie den „Wahnsinn“ generell auf die zahlreichen aktuellen Baustellen im Streckennetz bezieht. Auch wenn sie der Stadt und den Bauherren ausdrücklich bescheinigt, sehr bemüht zu sein, so könne man bei der jetzigen Verkehrsführung mit dem Bus nicht ordnungsgemäß fahren. Zudem sei es noch nicht bei allen angekommen, dass dort, wo am Marienplatz zuvor Parkplätze waren, nun die Bushaltestelle sei. Dort parkende Autos bedeuteten zusätzliche Behinderungen. Zudem sei der Zeitpunkt der Umstellung unglücklich gewählt: Gerade am ersten Schultag, an dem von Haus aus stärkerer Verkehr herrsche als sonst.
Busfahrer kritisiert: Fahrbahn verläuft im Zickzack
Zu eng seien die Fahrspuren bei Gegenverkehr und vor allem im Bereich zwischen den Pollern in der Straßenmitte und den Betonplanken zur Rechten. Hinzu komme der zickzackartige Verlauf, schildert auch Nieder sein Dilemma. „Mein Bus ist zwölf Meter lang und ich muss weit ausholen, wenn ich abbiege“, so Nieder. Abgesehen davon, dass die Fahrspur unmittelbar am Gehweg entlangführe, sei auch das Lichtraumprofil der Kastanienbäume nicht ausreichend, die Äste hingen viel zu weit unten.
Dass es zu Verkehrsbeeinträchtigungen im Zuge des Großbauprojekts kommen würde, habe man von vornherein gewusst, sagt Bürgermeister Stephan Schlier. Anders sei solch ein Bau gar nicht abzuwickeln. Im Ausschuss für Klima, Klimaschutz, Stadtentwicklung und Gesamtverkehrsplanung habe man sich aber bewusst dafür entschieden, die Verkehrsführung auf zwei Spuren aufrecht zu erhalten und keine Einbahnregelung einzuführen. Die Stellplätze auf der Ostseite der Kirchzeile stehen für die Dauer der Baustelle (voraussichtlich Ende 2025) nicht zur Verfügung, da sie als Fahrspur in Richtung Ellmosen genutzt werden müssen.
Es habe lange Vorberatungen zwischen Stadt, Aufsichtsbehörden und Polizei gegeben, so Schlier. Die Markierung für die neue Straßenführung sei daraufhin vom Ordnungsamt vorgegeben und nun – wie auch Florian Eisner betont – genau so umgesetzt worden. Die Polizei Bad Aibling verwies auf Anfrage lediglich an die Stadt, in deren Zuständigkeit die Anordnung liege, wollte sich ansonsten aber nicht zu der Situation äußern.
Auf die Probleme angesprochen, betont Rathauschef Schlier, dass die Markierung aufgrund der knappen Zeitvorgabe erst einmal provisorisch sei und kontrolliert und gegebenenfalls nachgebessert werde. Insgesamt werde man Problemstellen regelmäßig erörtern und nachbessern, damit der Verkehrsfluss in beide Richtungen möglichst ungehindert funktioniert.
