Aufatmen bei den Vereinen
Wohin mit den Ukraine-Flüchtlingen? Rosenheim will Finsterwalder-Turnhalle wieder freigeben
Die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland flüchten, scheint immer mehr zurückzugehen. In Rosenheim will die Verwaltung deshalb ab Mitte September eine der Notunterkünfte auflösen. Es ist eine Nachricht, die vor allem bei den Verantwortlichen des Schul- und Vereinssports für große Erleichterung gesorgt hat.
Rosenheim – Hinter Andreas Aigner und seiner Sportfachschaft liegen turbulente Wochen. Nachdem die Stadt im April die Sporthalle am Finsterwalder-Gymnasium gesperrt hat, um einen Teil der Kriegsflüchtlinge unterzubringen, hatte der Sportleiter des Gymnasiums Mühe, den Lehrplan zu erfüllen.
„Ein geregelter Sportunterricht war in den vergangenen Monaten oft nicht sichergestellt“, sagt Aigner. So sei es eben nicht immer so einfach möglich, den Unterricht nach draußen zu verlegen. Zum einen wegen des Wetters, zum anderen, weil der Lehrplan auch Inhalte fordert, deren Umsetzung eine gewisse Planungssicherheit erfordert.
Soziale Isolation und Bewegungsmangel
Und genau die habe es in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin nicht gegeben. Aigner erinnert an den teils längerfristigen Wegfall von Sportunterricht und Vereinssport, spricht von sozialer Isolation und Bewegungsmangel. Die monatelange Hallensperrung hätte diese Probleme erneut in den Vordergrund gerückt.
„Hätten wir die Halle ab September immer noch nicht gehabt, wäre das eine mittlere Katastrophe gewesen“, sagt Aigner. Unter anderem auch deshalb, weil es im kommenden Schuljahr zwei weitere Abiturkurse Sport geben wird, die auf eine Nutzung der Finsterwalderhalle angewiesen sind.
Katastrophe vorerst abgewendet
Doch die befürchtete Katastrophe scheint vorerst abgewendet zu sein. Das hat Oberbürgermeister Andreas März (CSU) in der jüngsten Sitzung des Stadtrates bekanntgegeben. „Sollten die Ankünfte ukrainischer Kriegsflüchtlinge auf dem derzeitigen Niveau bleiben, könnte die Sporthalle des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums ab Mitte September wieder für den Schul- und Vereinssport freigegeben werden“, heißt es aus dem Rathaus.
Im Moment seien – so der Stand in der vergangenen Woche – 106 Menschen in der Sporthalle des Finsterwalder-Gymnasiums und in der Luitpoldhalle untergebracht.
30 Personen finden im „Hammerwirt“ Platz
Neue Unterbringungsmöglichkeiten werden laut Stadt derzeit unter anderem im ehemaligen Hotel „Hammerwirt“ vorbereitet. Hier sollen rund 30 Personen Platz finden. „Da der Hammerwirt in der Vergangenheit auch als Hotel genutzt wurde, musste der Eigentümer lediglich Renovierungsarbeiten und Nachbesserungen beim Brandschutz durchführen“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit.
Die Verwaltung wiederum kümmere sich um die Möblierung und Ausstattung. Vorerst habe man die Unterkunft für sechs Monate angemietet, eine Verlängerung sei nach Bedarf aber möglich.
Errichtung einer Mobilheim-Siedlung
Neben der Vorbereitung des „Hammerwirt“ arbeitet die Verwaltung außerdem an der Errichtung einer temporären Mobilheim-Siedlung für geflüchtete Menschen an der Westerndorfer Straße. Wie berichtet, könnten in den Mobilheimen insgesamt circa 60 Personen untergebracht werden. Heißt: Drei bis fünf Personen pro Einheit mit 40 Quadratmetern bei insgesamt 15 Einheiten.
Von der Innenaufteilung her würde sich die Siedlung laut Verwaltung vorrangig für Familien eignen. Zudem soll ein weiteres Mobilheim als Gemeinschaftsbereich mit Waschküche ausgeführt werden.
Die Kosten für die Errichtung, inklusive Rückbau, liegen bei rund 3,1 Millionen Euro. „Nach momentaner Planungs-und Marktlage ist davon auszugehen, dass die ersten Mobilheime noch in diesem Jahr bezugsfertig sein könnten“, heißt es aus dem Rathaus.
Vorerst kein konkreter Zeitplan
Ob ab diesem Zeitpunkt auch die Luitpoldhalle an der Stemplingerstraße für den Schul- und Vereinssport wieder freigegeben werden kann, lässt die Stadt im Moment noch offen. „Die Verwaltung ist permanent auf der Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten, um auch die Luitpoldhalle in absehbarer Zeit wieder für Sportzwecke zur Verfügung stellen zu können. Dafür einen konkreten Zeitplan nennen zu wollen, wäre allerdings nicht seriös“, heißt es auf Anfrage.
