Robert Niedermeier ist im Alter von 66 Jahren verstorben
„Wir vermissen Dich“: Bruckmühl trauert um einen außergewöhnlichen Menschen
Robert Niedermeier, der langjährige Marktgemeinderat der SPD und „Meistermacher“ der Soli Bruckmühl, ist nach langer schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren verstorben. Freunde und Wegbegleiter erinnern sich.
Von Hubert Dandl und Kathrin Gerlach
Bruckmühl – Der Tod von Robert Niedermeier löste tiefe Trauer und Bestürzung aus – unter den Vereins- und Verbandsmitgliedern, seinen Kollegen im Marktgemeinderat, den Mitarbeitern der Bruckmühler Verwaltung und den Menschen, die ihn kannten.
Geschätzt für sein Wesen und Wissen
Mit einer Gedenkminute und emotionalen Worten nahm der Marktgemeinderat Abschied von Robert Niedermeier. „Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Doris, seinem Sohn Michael und seiner Mutter Helene“, betonte Bürgermeister Richard Richter. „Robert Niedermeier war ein sehr, sehr feiner Mensch, ein großartiger Marktgemeinderat – wortgewaltig, sachlich, wertschätzend.“
Seit 1998 gehörte Niedermeier der SPD-Fraktion des Marktgemeinderates an. Er engagierte sich in verschiedenen Ausschüssen – unter anderem im Arbeitskreis Innenstadtentwicklung oder im Haupt- und Finanzausschuss. Als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses und für seine wertvollen rechtlichen Ratschläge wurde er sehr geschätzt. „Er war mein Mentor und Freund“, erinnerte Josef Staudt mit bewegenden Worten an seinen Parteigenosse. „Demokratie bedeute für ihn, mit Argumenten zu überzeugen.“
Der „Meistermacher“ der Soli Bruckmühl
Nach dem Studium der Rechtswissenschaft erhielt Niedermeier 1985 die Zulassung als Rechtsanwalt. Nach drei Jahren als angestellter Anwalt wurde er Partner der Rechtsanwaltskanzlei Klotz / Niedermeier in Rosenheim. Als Generalist war er 36 Jahre als selbstständiger Anwalt im Dienste der Gerechtigkeit tätig. Robert Niedermeier war als Sportler, Trainer und „Meistermacher“ jahrzehntelang bei den Kunstradfahrern aktiv. Der Familie gilt in diesen schweren Stunden das innige Beileid aller Vereinsmitglieder.
Fast 60 Jahre im Verein aktiv
Fast 60 Jahre lang – seit 1963 war Niedermeier Mitglied in der RKB Soli Bruckmühl. Nach seiner eigenen erfolgreichen Kunstradsportkarriere in den 1970er-Jahren und einigen RKB-Bundesmeistertiteln stieg er als Kunstradtrainer ein. Zusammen mit seiner Frau Doris trainierte er mit großer Leidenschaft Sportler im Verein. Später übernahm er gemeinsam mit seiner Frau den RKB Landeskader als Trainer. 36 Jahre lang, bis 2019, sollte er dessen Leiter bleiben.
Dazu leitete er bis 2018 zehn Jahre lang den RKB Bundeskader. Zudem engagierte er sich als Trainer des „Team Bayern“, einer freien verbandsoffenen Trainingsgemeinschaft von Sportlern. Lang ist die Liste der Kunstradsportler, denen er mit analytischem Blick und unaufgeregter Art wie kein anderer wertvolle Tipps und Motivation geschenkt hat.
„Wie machen die das?“, war die Frage, mit der Niedermeier in den 1970er-Jahren noch die Spitzenleistungen der Sportler des Kooperationsverbandes BDR bestaunte. Seitdem beschäftigte er sich unablässig mit dem Aufbau und Training von Kunstradprogrammen schwerpunktmäßig im 1er Kunstradsport bis zu den höchsten Schwierigkeitswerten. Mehrere junge Sportler hat er auf dem Weg zum kunstradfahrerischen Zenit begleitet.
Sohn Michael war sein erster Weltmeister
Zunächst trainierte er mit Leidenschaft und viel Engagement seinen Sohn Michael sowie dessen Freund und Vereinskollegen Andreas Pfliegl. Beide wurden unter seiner Anleitung Europameister. Michael Niedermeier erreichte mit seinem Vater und Trainer zwei Vize-Weltmeister- und zwei Weltmeistertitel in den Jahren 2013 bis 2016. Für Robert Niedermeier war das die persönliche Krönung als Spitzentrainer. Er begleitete als Landes- und Bundestrainer auch Milena Slupina vom TSV Bernlohe, die Europameisterin, einmal Vize-Weltmeisterin und dreimal Weltmeisterin wurde.
Dass wenige Jahre nach den Spitzenerfolgen von Sohn Michael und Andreas Pfliegl gleich zwei Frauen aus der Soli Bruckmühl in die Euro- und Weltspitze aufschließen konnten, ist sein Verdienst. Weltmeisterin Jana Pfann und Vizeweltmeisterin Ramona Dandl machten ihn endgültig zum Spitzentrainer der ganz besonderen Art, verbunden mit nationaler und internationaler Anerkennung seines Könnens. Nachwuchssportlerin Mina Heinritzi hat er bis zum Schluss begleitet, ihr Sportsgeist und Mentalität mitgegeben, mit denen sie im zweiten Juniorenjahr an die europäische Spitze strebt.
Eine gute Gemeinschaft war Robert Niedermeier eine Herzensangelegenheit. 55 Jahre lang hat er das im RKB vor- und mitgelebt, dabei viel gegeben. Disziplin, Fleiß und Ausdauer erwartete er. Freude und Spaß waren ihm ebenso wichtig, was er mit den Worten „A bisal a Gaudi muss scho a sein“ zum Ausdruck brachte.
Sehr bescheiden und extrem engagiert
Er drängte sich niemals auf. Er machte Angebote. Unermüdlich war er in Sachen Kunstrad unterwegs, an bis zu 48 Wochenenden eines Jahres in Spitzenzeiten. Teils auf Wettbewerben als Coach, teils als Trainer in den verschiedenen Kadern. Immer ruhig und gut gelaunt. Den Frust von Sportlern beim Nicht-Gelingen von Übungen absorbierte er irgendwie, versprühte Zuversicht und gab meist den entscheidenden Tipp mit einer ausdrucksstarken Mimik und Gestik, wenn eine Übung einfach nicht klappen wollte. Dazu gab’s ein Lächeln – verbunden mit den Worten: „Dranbleiben.“
Robert Niedermeier konnte die verschiedensten Charaktere und Sportler-Typen lesen, einfühlsam und individuell auf sie eingehen und sorgsam zu Wachstum und Weiterentwicklung lenken. Mit Geduld und Ausdauer knackte er jeden Knoten – egal ob technischer oder mentaler Natur – und wenn es Jahre dauerte. Die Erfolgsfreude der Sportler teilte er mit zufriedenem Gesichtsausdruck und einem stillen, freudigen, inneren Lächeln.
Vier Jahre gegen schwere Krankheit gekämpft
Auf der Fahrt zur Hallenrad-WM im belgischen Liége im Jahr 2018 erkrankte er plötzlich so schwer, dass er umkehren und sich zu Hause ins Krankenhaus begeben musste. Es war ernst, doch er wollte das Wissen um seine Krankheit nicht teilen, niemanden belasten.
Er wollte weiterleben. Mit der Krankheit. Er konnte lange Zeit nicht mehr ins Training kommen. Corona erschwerte es zudem. Wann immer es ging, kam er dennoch immer wieder in die Sporthalle und trainierte weiter.
Auf zwei Weltcups konnte er in dieser Saison noch mitkommen. EM-Gold und EM-Silber holten Jana und Mona ohne ihn. Beim EM-Empfang der beiden war er dabei. Es war ihm trotz seiner schweren Krankheit eine Herzensangelegenheit, Jana und Ramona auf die WM fahren zu sehen. Dieser Wunsch wurde ihm noch erfüllt. Beide lösten ein deutsches WM-Ticket. Im heimischen Wohnzimmer verfolgte Niedermeier via Livestream, wie Jana und Ramona WM-Gold und WM-Silber nach Bruckmühl holten.
Am feierlichen WM-Empfang Mitte November konnte er leider nicht mehr teilnehmen. „Er hat gekämpft. Und gerade, als wir glaubten, er habe den Sieg gegen seine Krankheit errungen, ist er gegangen“, brachte Bürgermeister Richard Richter sein tiefes Bedauern zum Ausdruck.
Begeisterter Motorradfahrer
Niedermeier war auch begeisterter Motorradfahrer. Seine letzte Fahrt mit Frau Doris unternahm er noch im September. Als Motorsportleiter in der Soli Bruckmühl organisierte er von 1992 bis 1989 Ausfahrten über Alpenpässe oder zu Rennsportevents. Einmal wurde er Alpenpass-Sieger.
„Wir verlieren einen Freund“
Verein und Verband aber auch die Marktgemeinde Bruckmühl haben ihm viel zu verdanken. „Servus und vergelt‘s Gott, Robert!“, rufen ihm seine Freunde von der Soli Bruckmühl ein letztes Mal zu: „Wir verlieren einen Freund, einen Lehrer und ein Vorbild.“
Bruckmühls Bürgermeister verabschiedete sich von seinem langjährigen Weggefährten mit den Worten: „Lieber Robert, wir vermissen Dich jetzt schon!“


