Was zusätzlich zum Senioren-Angebot noch möglich wäre
„Wir haben keinen ÖPNV“ - Warum auch der Aiblinger Moorexpress keine Ruhe bringt
In Bad Aibling dürfen Senioren zwar weiterhin kostenlos mit dem Moorexpress fahren, die Linie erreicht aber viel zu wenige Menschen. Warum der ÖPNV in Bad Aibling ein heiß diskutiertes Thema bleibt und welche Möglichkeiten die Zukunft bringen könnte.
Bad Aibling – Der Moorexpress bleibt, die Probleme ebenso. Denn die Diskussion um ein nicht ausreichendes ÖPNV-Netz in Bad Aibling wird nach wie vor geführt. Ende September hatte der Stadtrat einstimmig (21:0) entschieden, dass die kostenfreie Nutzung des Moorexpresses bestehen bleibt. Das Angebot war im Jahr 2019 auf Antrag der damaligen Grünen Offenen Liste (GOL) beschlossen und ab 2020 als Pilotprojekt eingeführt worden.
Seniorenbeauftragter Dieter Bräunlich: „Da ist noch Luft nach oben“
Auch wenn die Stadt hierfür draufzahlt (wir berichteten), können die Bad Aiblinger Senioren ab 65 Jahren nun weiterhin den Moorexpress kostenfrei nutzen. Laut Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) werde das Angebot sehr gut angenommen, die Kosten seien gleichzeitig überschaubar. Doch trotz des Angebotes bleibt der öffentliche Personennahverkehr ein diskutiertes Thema.
Und laut Dieter Bräunlich (ÜWG), Seniorenbeauftragter der Stadt Bad Aibling, sind im Jahr 2022 bislang „nur 265 Fahrscheine beantragt“ worden. Bei rund 4400 Bürgern über 65 Jahren sei hier „noch Luft nach oben“, so Bräunlich. Er bat darum, die jetzige Route wenigstens mit dem Einkaufszentrum (Prechtl) zu verbinden. „Das muss ich nochmal ansprechen, denn das würde die Linie deutlich attraktiver machen.“
Seniorin Helga Weber: „Ich verlange ja nichts Unmögliches“
Dass es Aiblinger Bürger gibt, die den Moorexpress gerne nutzen würden, diesen jedoch aufgrund der Linienführung nicht erreichen, machte etwa Helga Weber aus der Madau mehrmals deutlich. Die Seniorin hatte sich wiederholt an Bürgermeister Stephan Schlier sowie den Seniorenbeauftragten Dieter Bräunlich (ÜWG) gewendet. „Ich verlange ja nichts Unmögliches, der Bus muss ja auch nicht jede Stunde fahren“, forderte Weber damals eine Anbindung in ihrer Gegend.
Die Tatsache aber, dass Menschen wie sie, die womöglich auf einen Rollator angewiesen sind und die keine vernünftige Anbindung an eine Buslinie haben, wolle sie nicht akzeptieren. Bislang vergebens. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen bedauerte sie nun erneut, dass sich viele – nicht berücksichtigte Menschen – „wie vergessene Bürger“ fühlen müssten.
Doch was ist mit der von Dieter Bräunlich geforderten Anbindung des Moorexpresses an das Einkaufszentrum? Mehrmalige Prüfungen, erklärt Bürgermeister Schlier dazu, hätten gezeigt, dass dies nicht möglich sei, etwa aufgrund der vorhandenen Haltestellen oder der Taktung.
Stadtverwaltung befasst sich weiter mit Rufbus-System
Klar ist: Der Moorexpress hat zum einen eine begrenzte Erreichbarkeit aufgrund seiner ursprünglich touristisch geprägten Linie. Zum anderen gilt das kostenfreie Angebot nur für Menschen ab 65. Für Martina Thalmayr (Grüne) ist deshalb klar: „Wir haben hier keinen ÖPNV“. Sie erkundigte sich nochmal nach dem Stand der Dinge in Sachen Rufbussystem und Andreas Winhart (AfD) fragte nach, ob hierbei Fördermöglichkeiten bestünden.
„Auch unabhängig vom Moorexpress beschäftigen wir uns mit dem Thema intensiv“, sagte Rathauschef Schlier. Ein entsprechendes Rufbus-System wolle man noch einmal ins Auge fassen, wenngleich dies „nur Sinn ergibt, wenn wir das mit den Nachbargemeinden gemeinsam angehen“, so Schlier.
Bereits im März dieses Jahres stellte die Verwaltung dem Ausschuss für Klimaschutz, Stadtentwicklung und Gesamtverkehrsplanung ein Rufbussystem vor. Busse also, die entweder per App oder telefonisch bei Bedarf angefordert werden können, wie es derzeit bereits etwa in Murnau (Lkr. Garmisch-Partenkirchen) umgesetzt wird. „Die Idee ist, kleinere Busse auf Abruf einzusetzen“, sagte Schlier damals. Für den Verkehr der Zukunft müsse man den zunehmenden Bedarf und die energie- und klimapolitischen Ziele vereinen. Dafür sei ein verstärkter Einsatz innovativer Technologien und die Nutzung der Digitalisierung notwendig. Neuartige Rufbussysteme nutzten genau diese Digitalisierung, so Schlier.
Rufbus: Start- und Zielpunkt von Fahrgäste eigenständig bestimmt
Das dort zuständige Start-up-Untenehmen erklärte, dass bei Rufbus-Systemen Start- und Zielpunkt von Fahrgäste eigenständig bestimmt beziehungsweise angefordert werden. Der Rufbus habe dabei weder einen festen Fahrplan noch eine feste Route vorgegeben. Stattdessen werde ein „smarter Algorithmus“ verwendet, der die Fahrt-Anfragen sammelt und Routen dynamisch auf Basis des Echtzeit-Bedarfs erstellt. Ob ein solches Angebot auch für Bad Aibling oder die umliegenden Kommunen tatsächlich umgesetzt wird, bleibt unklar.

