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Stress in der Natur

Respekt ist Pflicht! – Warum die Wildtiere im Chiemgau jetzt besonders in Gefahr sind

Alfons Leitenbacher, Wanderer im Wald und Enten
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Alfons Leitenbacher vom AELF Traunstein bittet Wanderer um Rücksicht auf die Tierwelt im Winter.

Die winterliche Natur am Chiemsee und in den umliegenden Bergen offenbart eine faszinierende Vielfalt an heimischen Wildtieren. Doch gerade in der kalten Jahreszeit stehen sie vor besonderen Herausforderungen. Das sollten Wanderer und Skitourengeher beachten.

Chiemsee – Der Schnee bleibt liegen und die Temperaturen vorerst unter dem Gefrierpunkt. Zusätzlich kommt die Sonne hinter den Wolken hervor und lockt die Menschen aus ihren Häusern in die Natur. Doch die Bewohner dieses Idylls, die Wildtiere, brauchen gerade jetzt viel Respekt und Beachtung. Alfons Leitenbacher, der Behördenleiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF), betont: „Die Ruhe ist momentan das Wichtigste.“

„Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass alle heimischen Wildtiere über ihre evolutionäre Entwicklung gut an den winterlichen Engpass angepasst sind“, führt Leitenbacher aus. Das bedeute allerdings nicht, dass alle den Winter auch überstehen. Doch die selektive Wirkung des Winters, dem einige Individuen zum Opfer fallen, habe laut Leitenbacher eine wichtige Funktion für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit der gesamten Population.

Unterschiedliche Überlebensstrategien

Die Wintermonate bringen für Wildtiere Kälte und eine erschwerte Nahrungssuche mit sich. Dies zwingt die Tiere zu verschiedenen Überlebensstrategien. Dichteres Fell oder Gefieder, das Anfressen von Fettreserven im Herbst, das Anlegen von Vorräten oder der Winterschlaf sind bekannte Vorgehensweisen von Wildtieren. Andere Maßnahmen sind etwa der Umbau des Verdauungsapparats und sogar das Herunterfahren von Aktivitäten und des Stoffwechsels. „Das Rotwild senkt im Winter die Temperatur in seinen Beinen ab“, so Leitenbacher. Diese Anpassungen ermöglichen es den Tieren, die winterlichen Bedingungen zu überstehen.

Rotwild im Winter in den Alpen auf Futtersuche.

Leitenbacher weist darauf hin, dass übermäßige Störungen durch Wanderer, Bergsteiger und Skitourengeher die Tiere zusätzlich schwächen können. Daher appelliert er an die Verantwortung der Naturliebhaber, sich auf empfohlenen Routen zu bewegen und besonders auf frei laufende Hunde zu verzichten.

„Menschen sind von weitem hörbar“, so Alfons Leitenbacher. Daher könne sich ein Wildtier gut auf Wanderer einstellen, die sich an die Wege halten. Ein Hund an der Leine werde zwar gewittert, stelle aber trotzdem wenig Stress für ein Wildtier dar. Wird ein Tier durch Mensch oder Hund überrascht, muss es die verbrauchten Energiereserven nach der Flucht schnell wieder auffüllen. Dies könne laut Leitenbacher im Wald beispielsweise zu Verbiss an Jungbäumen und somit zu einem Schaden für den Waldbesitzer führen.

Beim Winterspaziergang mit dem Hund: Bitte an die Leine - den Wildtieren zuliebe.

Zu wenig Biodiversität führt zu zusätzlicher Belastung

„Wo es für heimische Wildtiere schwierig wird, ist, wenn ihr Lebensraum nicht mehr intakt ist“, erklärt er. Gründe hierfür sind etwa zu wenig Biodiversität oder Störungen durch menschliche Aktivitäten sowie Licht und Lärm. „Je extremer und spezieller der Lebensraum ist, umso eher können zusätzliche Belastungen einzelne Wildtiere so schwächen, dass sie still und leise sterben“, meint der Behördenleiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In den Bergregionen seien vor allem die Rauhfußhühner gefährdet.

Marc Kurzmann, von der ornithologischen Informationsplattform des Chiemseegebiets (OAG), betont die Vielschichtigkeit der Thematik. Insbesondere Wasservögel am Chiemsee seien empfindlich gegenüber Störungen. Kurzmann bittet, bestehende Wasser-Ruhezonen zu respektieren und einen weiten Bogen um rastende Wasservogelschwärme zu machen. Besonders der Eisvogel leide unter extremen Witterungsverhältnissen. In starken Wintern könne er bis zu 90 Prozent seines Bestandes einbüßen. „Es dauert danach einige Zeit, bis sich der Brutbestand davon wieder erholt“, so Kurzmann.

Am Chiemsee gibt es viele Möglichkeiten, Wildtiere im Winter mit Abstand zu beobachten.

„Es ist immer wieder schön, die Wasservögel zu beobachten“, meint Alfons Leitenbacher. Der Wildvogel sei im Chiemgau auch das am einfachsten zu beobachtende Wildtier. Besonders die Vögel lassen sich am Chiemsee gut betrachten, da es mehrere geeignete Beobachtungsstellen sowie Türme für die Vogelschau gibt.

Selbst aktiv werden

Neben den einheimischen Vögeln kommen auch viele Wintergäste an den Chiemsee. „Der Chiemsee bildet hier auch durch seine Größe eines der wichtigsten Rastplätze für Wasservögel in Bayern und ist als Rastgebiet von internationaler Bedeutung“, so Marc Kurzmann, „und zwischen 10.000 und 20.000 Wasservögel verbringen das Winterhalbjahr am See.“ Die häufigsten seien Blässhuhn, Reiherente, Tafelente, Stockente und Graugans. Wer selbst bei der Vogelbeobachtung aktiv werden will, kann sich an der Gestaltung eines Wintervogel-Atlas in Bayern, zu der neben anderen Organisationen auch der OAG-Chiemsee beiträgt, unter https://www.lbv.de/mitmachen/wintervogelatlas-bayern/ beteiligen.

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