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Packen beim Umzug in die ehemalige Polizei-Station in Wasserburg kräftig an (von links): Anian Aschauer, Katrin Meindl (Erste Vorsitzende des AK 68), Martl Fritsche (Künstlergruppe „Pinkparadise“), Rudolf Finisterre (Zweiter Vorsitzender des AK 68 und Mitglied bei „Pinkparadise“), Peter Pohl und Hannes Stellner (beide von „Pinkparadise“). Mit umgezogen ist auch das 600-Kilo schwere Ausstellungsstück der „Pinkparadise“-Artonauten. Nicht auf dem Bild: Christian Hess.
Wilde Zeiten für Wasserburgs Künstlergemeinschaft AK 68: Ihr Domizil, das Ganserhaus, wird saniert. Trotzdem ist die Truppe nicht heimatlos. Sie zieht in die alte Polizei in der Altstadt. Wie die Arrestzellen und die Wache zur Galerie werden und welche Rolle ein pinkes Ufo spielt: ein exklusiver Einblick.
Wasserburg – Wilde Zeiten für die Künstlergemeinschaft AK 68: Sie muss ihr Domizil, das Ganserhaus, verlassen, denn das Denkmal wird saniert. Doch die Künstler machen aus der Not eine Tugend: Sie verwandeln ihr Zuhause auf Zeit, die ehemaligen Polizeiinspektion am Kaspar-Aiblinger-Platz, in eine Galerie. Die neuen Räume sind ein „echtes Geschenk“, wie Vorsitzende Katrin Meindl beim Besuch der Redaktion berichtet. Ein Rundgang nach dem Umzug, der am vergangenen Wochenende (11./12. Januar) stattgefunden hat.
AK 68 zieht vom Ganserhaus in die ehemalige Polizei-Station
Innerhalb von drei Tagen hatten rund 30 Leute mitgeholfen, alle Utensilien in der Galerie zusammengepackt und in die neue Heimat gebracht. „Obwohl ich sagen muss, es war nicht ganz so schlimm, wie ich vermutet hatte“, gibt die Vorsitzende zu. „Wir haben zurzeit keine Ausstellung, daher hält sich der Aufwand in Grenzen. Aber ich hatte schon Muffensausen davor“, sagt sie lachend.
AK 68 zieht in die ehemalige Polizei-Inspektion in Wasserburg – die schönsten Bilder - Teil I
Der AK 68 hat die Räumlichkeiten im ersten Stock bezogen. Auf rund 400 Quadratmetern können sich die Kulturschaffenden ausbreiten. Die erste von sieben Ausstellungen, die heuer dort stattfinden werden, startet am Sonntag (19. Januar). Unter dem Titel „Grenzlinien“ hat das „Projekt.8“ mit John Schmitz, Anni Rieck und Carmen Kordas die ehemalige Polizeistation umgewandelt.
Beim Eintritt in die Räume im ersten Stock, kann sich der ein oder andere vielleicht noch an die Wand erinnern, in die eine kugelsichere Glasscheibe eingelassen ist – „die ehemalige Wache“, wie Polizeichef Markus Steinmaßl auf Anfrage erklärt. Nun ist der Raum tapeziert mit Plakaten von Künstlern des AK 68. „Hier findet sich jeder wieder, der je bei uns ausgestellt hat“, sagt Meindl mit einer ausladenden Handbewegung. Auf dem Boden sieht man noch die Abdrücke von einem Teppich und einer Theke, die vorher dort gelegen, beziehungsweise gestanden haben. „Uns gefällt das. Das Haus hat Geschichte“, zeigt sich die Vorsitzende begeistert. „Es würde uns nicht im Traum einfallen, etwas zu verändern.“
Hereinspaziert: Katrin Meindl, Vorsitzende des AK 68, vor dem Eingang zum neuen Domizil, der alten Polizei-Station am Kaspar-Aiblinger-Platz. Noch fehlt das Logo des Künstlertrupps über der Tür. Es soll aber möglichst bald installiert werden.
Das Thema „Polizei“ spiegelt sich auch in der Exposition wider. Von der neu eingerichteten „Asservatenkammer“ über ein „Gefängnis“ –Schnüre, die vom Boden zur Decke gespannt wurden – über das ehemalige Büro des Polizeichefs, das als Ausstellungsraum dient, haben sich die Künstler von der neuen Heimat beeinflussen lassen. Besonders eindrucksvoll und auch ein wenig skurril ist eine der Arrestzellen, die nun eine künstlerische Darstellung zum Märchen Aschenputtel beherbergt. Beim Eintritt in den Raum fällt ein großer, grauer Rahmen auf, der den Eingang zur Zelle markiert – ein Überbleibsel der herausgerissenen Wand. Am Gemäuer ist rundherum die Erzählung von Aschenputtel wiederzufinden. Darunter sind die Pritsche und die Toilette für die ehemals Festgenommenen zu sehen.
Eine der Arrestzellen beherbergt an den Wänden nun die künstlerische Darstellung des Märchens „Aschenputtel“. Darunter die Pritsche und die Toilette für die ehemals Festgenommenen.
Das alte Mobiliar ist also erhalten geblieben. Grundsätzlich habe der Künstlertrupp nichts Neues besorgt. „Alles, was hier zu finden ist, war bereits vor Ort oder haben wir vom Ganserhaus mitgenommen“, sagt Meindl. Einerseits wollte der Verein nicht unnötig Geld ausgeben, andererseits sei es nachhaltig. Die Kosten sind für den AK 68 ebenfalls ein großes Thema. Denn der Umbau des Ganserhauses sei mit rund 600.000 Euro veranschlagt, so die Vorsitzende. Das Dach müsse saniert, der Brandschutz modernisiert werdne. Den Großteil der Kosten würden das Denkmalschutzamt, die Städtebauförderung und die Kommune übernehmen. Zehn Prozent müsse der gemeinnützige Verein AK 68 selbst tragen. „Deswegen sind wir immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern, obwohl wir schon 400 haben“, sagt Meindl. Darüber hinaus sei der AK 68 auf Sponsoren angewiesen, um die Umbaukosten zu stemmen.
Deshalb ist Meindl zurzeit „recht beschäftigt“, sagt sie lachend. „Der Umzug, die Jahresplanung für die Ausstellung, die neue Homepage“, zählt sie auf. All das würden sie selbst, Rudi Finisterre, der Zweite Vorsitzende, und die Mitglieder des AK 68 ehrenamtlich stemmen. Am Samstag (18. Januar) startet die Ausstellung „Grenzlinien“ mit der Vernissage.
Vernissage „Grenzlinien“
Die Künstlergemeinschaft AK 68 zeigt von 19. Januar bis 16. Februar in der alten Polizei in Wasserburg am Kaspar-Aiblinger-Platz 5 die Ausstellung „Grenzlinien“. Geöffnet ist von Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Ein Künstlergespräch mit John Schmitz, Annie Rieck und Carmen Kordas findet am 2. Februar um 14 Uhr statt. Die Vernissage ist am Samstag (18. Januar) um 18 Uhr mit offizieller Einweihung der neuen Räumlichkeiten.
Bis dahin ist auch das pinke „Ufo“, das im Juli 2023 vor dem Marienplatz gestanden hatte, neben die alte Polizeistation am Kaspar-Aiblinger-Platz umgezogen. Die Untertasse, 600 Kilogramm schwer, mit einem Durchmesser von 3,5 Metern und einer Höhe von 2,5 Metern, wurde von der Bildhauergruppe „Pinkparadise“, bestehend aus Hannes Stellner, Christian Hess, Peter Pohl, Rudolf Finisterre und Martl Fritsche, an ihre neue Heimat transportiert. Das Kunstwerk hat sechs Füße, sechs Kucklöcher und Solarzellen auf der Oberseite. Wer näher herantritt, kann durch die Löcher fünf weitere beleuchtete Objekte der Künstler betrachten. Durch die Ankunft des pinken Objekts soll optisch für alle ersichtlich sein, dass der AK 68 nun ein neues Zuhause hat, betont Meindl.
Auch Polizeichef Steinmaßl freut sich darüber, dass die Station einem neuen Zweck zugeführt wurde. Viele Jahre habe er dort gearbeitet. „Ich werde sicherlich mal die Gelegenheit finden, mir die umgebauten Räumlichkeiten anzuschauen“, sagt er.