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Wechsel in der Einrichtungsleitung

„Kaum jemand weiß, dass es uns gibt“: Warum der Betreuungshof Rottmoos um Bekanntheit ringt

Der neue Leiter des Betreuungshofs Rottmoos Michael Liebold (links) und sein Stellvertreter Markus Reich.
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Der neue Leiter des Betreuungshofs Rottmoos Michael Liebold (links) und sein Stellvertreter Markus Reich.

Der Betreuungshof Rottmoos hat eine neue Einrichtungsleitung. Welche Pläne Michael Liebold und Markus Reich verfolgen und warum die geringe Bekanntheit der Einrichtung für Hör- und Sprachbehinderte die größte Herausforderung für die beiden ist.

Wasserburg – Der Betreuungshof Rottmoos des BLWG, also des Fachverbands für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderung (ehemals Bayerischer Landesverband für die Wohlfahrt Gehörgeschädigter), ist seit Juli unter neuer Leitung. Michael Liebold und sein Stellvertreter Markus Reich haben die Aufgabe übernommen. Sie wollen vor allem eins: Den Wasserburgern wieder bewusst machen, dass Rottmoos existiert, denn die Institution leide unter ihrer geringen Bekanntheit.

„Wenn ich erzähle, wo ich arbeite, fragen mich die Leute oft: Wo ist denn das? Ich sage dann bei der Besamungsstation, die ist vielen ein Begriff, aber unsere Einrichtung nicht“, erzählt Liebold. Reich nickt zustimmend: „Es kennen uns wenige“, sagt er. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei das ein Problem: „Auch wir suchen ständig nach Personal“, sagt Liebold. Zwei unbesetzte Stellen gebe es im Moment, Bewerber blieben aber aus. „Wahrscheinlich weil niemand weiß, dass es uns gibt.“

„Gebärden lernt man am besten im Alltag“

Außerdem gebe es viele, die sich die Bewältigung der besonderen Herausforderungen in Rottmoos nicht zutrauen würden. Denn beinahe einzigartig in Deutschland kümmert sich die Einrichtung um die Betreuung von Personen mit Hör- und Sprachbehinderung. „Ich glaube, dass viele meinen, sie können das nicht“, sagt Liebold. „Sie sagen, ich kann keine Gebärdensprache und fühlen sich überfordert.“ Dabei sei es keine Voraussetzung, Gebärden zu können. „Wir bieten laufend Kurse für unser Personal an“, sagt Liebold. „Außerdem lernt man Gebärden am besten im Alltag“, findet Reich. Insbesondere, da auch die Bewohner unterschiedlich gut gebärden könnten. „Wir haben welche, die wirklich fit sind, aber wir haben auch Bewohner, die sich eher mit Pantomime verständigen“, erzählt Reich. Wichtig sei schlicht, sich auf die Sprache jedes einzelnen einzulassen.

Doch nicht nur Fachkräfte würden den Weg oft nicht nach Rottmoos finden, auch die Bewohnerplätze oft leer bleiben. 52 Plätze gebe es. „Im Moment haben wir drei freie Zimmer“, sagt Liebold, ungewöhnlich für eine Betreuungseinrichtung. Zwar, so vermutet Liebold, liege dies wohl auch an der Sonderstellung des Betreuungshofs. „Heutzutage gibt es viele auch niederschwellige Unterstützungen für Gehörlose“, stellt Liebold fest, „die meisten können ganz normal zu Hause leben.“ Deshalb hätten sich die Gründe für eine Unterbringung in Rottmoos mit den Jahren auch gewandelt. „Inzwischen betreuen wir sehr viele Menschen mit Mehrfachbehinderungen oder auch Personen, die aus psychischen Gründen nicht alleine leben können.“

„Bei uns blühen die Menschen auf“

Doch Liebold und Reich zeigen sich ebenfalls davon überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die in Rottmoos besser betreut wären als woanders. „Wir erleben es immer wieder, dass Personen zu uns kommen, die jahrelang in einer Betreuungseinrichtung ohne Spezialisierung auf Hörbehinderungen gelebt haben, und bei uns richtig aufblühen“, sagt Reich. „Hier können sie sich einfach mit den Mitarbeitern und den anderen Bewohnern unterhalten. Das ist soziale Teilhabe.“

Daneben gibt es aber auch andere Herausforderungen, die die beiden angehen möchten. Die Verwaltung soll digitalisiert werden, der Förderverein möchte in den nächsten Jahren Photovoltaikanlagen auf den Dächern installieren. Ein besonderer Wunsch der beiden: Die Anbindung des Betreuungshofs soll besser werden. „Für unsere Bewohner ist der Zugang zum Stadtbus sehr wichtig. Wir sind deshalb mit der Stadt im Gespräch, dass der Fußweg von der Haltestelle zu uns beleuchtet wird oder wir sogar eine eigene Haltestelle bekommen.“

Es steht also einiges an in den nächsten Jahren, dennoch sind die beiden von der Arbeit des Betreuungshofes überzeugt. „Wir haben einen ganz besonderen familiären Charakter, den es nirgends anders gibt“, sagt Liebold, der selbst am Betreuungshof die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert hat und inzwischen seit 20 Jahren dort tätig ist. Reich sieht es ähnlich, auch er ist seit 13 Jahren in Rottmoos tätig. „Bei uns ist alles im Vergleich zu anderen Einrichtungen sehr klein, jeder kennt jeden. Das ist etwas Besonderes.“

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