Nach Verkehrsunfall gelähmt
„Mehr als eine Assistenzhündin“: So geht es dem Wasserburger Daniel Erdösi (25) mit seiner Leni
Bei einem Verkehrsunfall im Januar 2023 bricht sich Daniel Erdösi (25) zwei Halswirbel: Querschnittslähmung. Vor vier Monaten startete der Wasserburger deshalb eine Spendenaktion, denn Assistenzhündin Leni sollte sein Leben erleichtern. Seit drei Monaten lebt Leni nun bei Erdösi. Wie es den beiden heute geht.
Wasserburg – Nicht ganz vier Monate ist es her, dass Daniel Erdösi einen Spendenaufruf startete: Assistenzhündin Leni sollte bei Erdösi einziehen. Denn der Wasserburger lebt seit Januar 2023 mit einer Querschnittslähmung. Bei einem schweren Glätte-Unfall kam der heute 25-Jährige von der Straße ab, überschlug sich mehrfach mit seinem Auto und prallte gegen einen Baum. Dabei brach er sich zwei Halswirbel und quetschte sich einige Nerven. Seitdem sitzt er im Rollstuhl. Doch Erdösi hat beschlossen: Einschränkungen in seinem Leben will er trotz Unfall nicht akzeptieren.
Spendenaktion: Leser helfen
Vor vier Monaten, als die Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de zum ersten Mal über den jungen Mann berichteten, hatte Erdösi deshalb ein Ziel: 16.000 Euro zusammenzukratzen, um Leni zu erwerben. Die Malinois-Hündin hatte bereits ein Trainingsprogramm zur Assistenzhündin bei der Hundeausbildung Kynotec in Salzburg durchlaufen. Mit ihr an seiner Seite hoffte Erdösi, zum damaligen Zeitpunkt, wieder ein selbstständigeres Leben führen zu können. Leni sollte ihm beispielsweise die schwere Tür in der Tiefgarage öffnen oder im Notfall Hilfe holen können.
Nach dem ersten Bericht reagierten die OVB-Leser. „Es war der Wahnsinn, kaum war der Artikel veröffentlicht, hatte ich täglich 50, 60 Spenden auf meinem Konto“, erzählt Erdösi. Sogar ein Paar, das dauerhaft Geld für Hundefutter spenden wolle, habe sich gemeldet. Überwältigend sei es gewesen. „Das war beinahe zu viel für mich“, sagt er. Er sei „unendlich dankbar.“ Schlussendlich musste Erdösi die Kampagne sogar frühzeitig abbrechen, „sonst wäre das unendlich so weiter gegangen und wir hätten zu viel Geld gehabt.“
Mitte Oktober zog Leni nach Wasserburg
Die Spenden haben sich allerdings gelohnt. Mitte Oktober, also kaum einen Monat später, konnte Leni bei ihm einziehen. Jetzt nach der Eingewöhnungsphase sind die beiden bereits ein eingespieltes Team, wie Erdösi bei einer Trainingseinheit demonstriert. Sackt er in seinem Rollstuhl zusammen, kommt Leni sofort herbeigeeilt und bellt, um auf den „Notfall“ aufmerksam zu machen. Auch das heruntergefallene Handy bringt Leni auf Befehl sofort. Doch nicht nur körperlich sei die Hündin eine große Stütze, auch emotional helfe sie ihm sehr. Zum Beweis holt sich die verschmuste zweijährige Hündin zwischendrin ihre Streicheleinheiten ab, nicht nur bei Erdösi, sondern auch bei den beiden Mitbewohnern der WG. „Das könnte sie den ganzen Tag machen, von einem zum anderen laufen und gestreichelt werden“, sagt Erdösi und bezeichnet Leni als neuen Mittelpunkt der Wohngemeinschaft. Wobei die Hündin sich nicht nur in der WG großer Beliebtheit erfreue, auch im Supermarkt und im Fitnessstudio, wo Leni dank ihres Status als Assistenzhund rein darf, sei sie das Highlight der Mitarbeiter.
Mit Leni fühlt er sich sicher
Für den Wasserburger ist Leni seine „Traum-Hündin.“ Lebensqualität habe er durch sie „auf jeden Fall“ wieder gewonnen. Sogar neue Bekanntschaften habe er durch die Hündin gemacht. Auch gehe er viel mehr nach draußen. „Meistens sind wir so drei-, viermal am Tag unterwegs.“ Das große Ziel hat sich also erfüllt. Denn mit Leni an seiner Seite fühle er sich sicher. Außerhalb der Wohnung, sagt er, beschütze ihn die Malinois-Hündin wenn nötig auch. „An Silvester sind wir beim Spaziergang einigen Jugendlichen begegnet, einer von ihnen ist mich angegangen“, sagt Erdösi. Sofort sei Lenis Beschützerinstinkt angeschlagen. „Das hat ihr gar nicht gefallen. Sie hat die Gruppe verjagt.“ Wobei Erdösi betont, dass die Hündin zwar bestimmt, aber niemals gefährlich sei.
Türen öffnen klappt noch nicht ganz
Demnächst will der gelernte Krankenpfleger und Schreiner eine Umschulung zum IT-Vertriebsmanager beginnen, um langsam wieder ins Arbeitsleben zu finden. Zeitgleich stehen aber auch mit Leni noch einige Trainingseinheiten an. Das Türen öffnen klappe beispielsweise noch nicht so ganz, wie Erdösi zugibt. Auch Hilfe holen, sollte er aus dem Rollstuhl fallen, müsse Leni noch lernen. „Aber das hat sie mit Sicherheit bald raus.“ Einmal pro Woche komme extra ein Hundetrainer aus Salzburg angefahren, um mit den beiden zu üben. Bis Mitte Februar soll das Training allerdings abgeschlossen sein, dann steht eine Prüfung am Salzburger Hauptbahnhof an, bei der Leni beweisen müsse, dass sie alle ihre Assistenztätigkeiten problemlos beherrsche. Anschließend darf sie auch die Erkennungsdecke, die sie als „Assistenzhündin“ ausweist, tragen. Doch schon jetzt ist für Erdösi eines klar: „Leni ist viel mehr als eine Assistenzhündin.“


