Harry G enthüllt „HoamStories“ in Wasserburg
Berge, Seen und Comedy: Warum der „Preißn-Blick“ auf Bayern so besonders ist
Sich mit Harry G zu unterhalten ist ein bisserl, als würde man einen alten Bekannten treffen: ungezwungen, entspannt und aus dem Bauch heraus. Im Oktober stellt er mit seinem neuen Programm „HoamStories“ Wasserburg auf den Kopf - und hat vorab ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert.
Wasserburg am Inn - Was noch vor ein paar Jahren nur wenige gemacht haben, hat sich zum wahren Trend entwickelt: Auf Social Media - vorzugsweise Instagram - ist Hinz und Kunz unterwegs - unabhängig von Gesellschafts-, Alters- und Berufsschicht. Eine Steilvorlage für Kabarettist Harry G.
„Wenn ich Harry ignoriere, rennen sie mir noch mehr nach“
280.000 Menschen verfolgen seine Videobeiträge auf Instagram, in denen er die Leute genau zu den Inhalten aufs Korn nimmt. „Esoterische Inhalte, Achtsamkeit und Mediation, die sogenannte Selfcare - das sind riesige Themen, die hab ich natürlich im Programm“, erzählt Markus Stoll, wie Harry G‘ mit bürgerlichem Namen heißt. Dabei schlüpft er gerne in andere Rollen, wie in die der Esoterik-Yoga-Frau Birte.
Darüber hinaus gefällt es ihm, den klassischen Isarpreiß zu verkörpern - freilich nur zum Spaß. Dafür hat er aber auch eine astreine Erklärung parat: „Ein Preiß in Bayern tut sich viel leichter, weil er alles mit Naivität und Heiterkeit sieht. Der Preiß freut sich übers Bergpanorama und du ärgerst dich über den Preißn, der vorm Bergpanorama steht.“
Wie viel Harry G steckt überhaupt in Markus Stoll? „Sehr viel“, gibt er unverblümt zu. „Wenn bestimmte Themen zur Sprache kommen, wie beispielsweise Verkehr, dann bin ich schon schnell drin.“ Und freilich hört er auch auf den Namen Harry. „Das lässt sich nicht vermeiden. Grad auf der Wiesn sagt keiner zu mir: ‚Markus, können wir ein Foto machen?‘ Und wenn ich Harry ignoriere, rennen sie mir noch mehr nach.“
Themen, die überall funktionieren
Auf Social Media wird man täglich mit etwas konfrontiert, das die Masse bewegt und was alle machen, damit sie dabei sind und mitreden können. Die meisten anderen Geschichten schreibt der Alltag - vom Berg gehen bis zur Wiesn, einem Stadtbummel in München oder einer Hochzeit in Wasserburg, auf der Markus erst kürzlich Gast war.
Ob die Hochzeit nun im Raum Wasserburg über die Bühne geht oder im Allgäu stattfindet, ist für den 45-Jährigen eher zweitrangig: „Die Geschichte ist immer die gleiche und diese Themen funktionieren überall.“ Im Programm „HoamStories“ gibt‘s freilich auch hier und da Lokalbezüge.
Welche genau der Auftritt am Freitag, 11. Oktober, um 20 Uhr in der Wasserburger Badriahalle beinhaltet, wird aber noch nicht verraten.
Alle Infos und News zu Harry G und seiner neuen Tour „HoamStories“ gibt es auf der Website.
Von der Landhausmode auf der Münchner Wiesn bis zum Après-Ski-Klientel in Kitzbühel - vor allem die Schickeria hat es Markus angetan. Hat er deswegen schon mal Ärger bekommen?
„Natürlich kommen teilweise Rückmeldungen, dass es gar nicht so sei, wie ich es darstelle oder ich nicht richtig informiert sei“, räumt der Kabarettist ein. „Aber das sind oft Kleinigkeiten und bei all dem Spaß darf man nicht vergessen: Ich mache Comedy. Wenn ich sage, 3000 Affen rennen dorthin, dann meine ich natürlich keine echten Affen und auch nicht so viele.“
Er beschreibt das Szenario mit einer gehörigen Portion Übertreibung, arbeitet lustige Details aus seinen Beobachtungen heraus und stellt sie überspitzt dar. Logisch, dass sich der ein oder andere da ertappt fühlt - und dann wird sich selbstredend gerechtfertigt, wenn er sich auf Harry G‘s Kanal wiedererkennt. Die Leute würden nämlich oft gar nicht damit rechnen, dass jemand solche Kleinigkeiten aufgreift und groß macht.
„Wo Seen und Berge sind, ist der Tourist“
Es gibt jedoch Themen, die Markus gezielt vermeidet: politische Debatten oder Inhalte, die spalten, zum Beispiel. Er ist der Meinung: „Wer da einsteigt, vertut sich immer in eine Richtung. Ich halte lieber Augen und Ohren offen und schaue, was mich so anspringt. Ein politischer Kabarettist könnte nie über Lastenfahrräder sprechen. Für mich ist das wiederum ein gefundenes Fressen, dass alle mit den Dingern herumfahren - wahrscheinlich auch in Wasserburg und schon haben wir ihn, unseren Lokalbezug.“
Apropos Lokalbezug: In Regensburg geboren, die Kindheit am Schliersee verbracht - welche Erfahrungen hat der Kabarettist mit dem Chiemgau?
„Tatsächlich große. Doch egal, ob Starnberg, Tegernsee oder Chiemsee: Wo Seen und Berge sind, ist es überall gleich. Denn dort werden Geschichten geschrieben, dort ist der Tourist und der berühmt-berüchtigte Isarpreiß. Wennst dich mit Block, Stift und Kamera hinstellst und die Leute beobachtest, die mit dem Radl den Chiemsee umrunden, hast Material für die nächsten zehn Jahre.“
Lieblingsplatzerl? Sogar mehrere!
Radl fahren ist übrigens auch des Kabarettisten Leidenschaft: „Mountainbike und Rennrad, gerne sehr wilde Touren, wie meinen persönlichen Posts zu entnehmen ist. Ansonsten verbinde ich Entspannung und Abschalten fernab von der Bühne immer mit Bewegung in der Natur. Ich sag‘s mal so: Der Bayer kann wegfahren, muss aber ned. Punkt, aus.“
Markus hat da natürlich das ein Lieblingsplatzerl in der Gegend, sogar mehrere. „Die würde ich aber nie verraten, sonst wäre ich da nicht mehr allein - schließlich bin ich da jetzt schon nicht mehr allein.“ (mb)