Lange Schlangen, Plakate, Spruchbänder
„Frieden-Konferenz“ und Gegen-Demo am Badria sorgen in Wasserburg für Irritationen
„Frieden-Konferenz“, Gegen-Demo – und Demo gegen die Demo: Vor dem Badria in Wasserburg sorgte diese Kombination am Samstag (28. Oktober) für Irritationen. Bade- und Saunagäste wunderten sich über Plakate, die zum Kampf gegen Verschwörungstheorien aufriefen, und lange Schlangen vor dem Eingang.
Wasserburg – Ein Zeichen gegen Verschwörungstheorien als entscheidender Bestandteil von Rechtsextremismus und Antisemitismus wollten anlässlich der in der Badria-Halle stattfindenden „‚Konferenz für den Frieden“ gut 40 Demonstranten setzen. Ihre Botschaft: Keinen Raum für Hetze, Desinformation und Hass geben.
Zu dem Protest am Parkplatz an der Badriahalle hatte das neu gegründete Wasserburger „Bündnis gegen Verschwörungstheorien“ aufgerufen. Die Kundgebung richtete sich gegen die vor Ort von Erich Hambach moderierte geschlossene Veranstaltung des Hambacher Kulturfördervereins, während der unter anderem auch der Schweizer Historiker und angebliche „Aufklärer“ Daniele Ganser sprechen sollte. Ganser steht in der Kritik, rechtsoffen zu sein und Verschwörungstheorien zu verbreiten. Sein Auftritt in Wasserburg war im Vorfeld der Konferenz vom Veranstalter der Gegenkundgebung, dem neuen Wasserburger Bündnis gegen Verschwörungstheorien, kritisiert worden. Auch der landeskirchliche Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche in Bayern, Dr. Matthias Pöhlmann, teilte die Sorge des Bündnisses. Die Initiatoren der Konferenz in Wasserburg und einige Redner gehören nach seinen Erfahrungen zu den bekanntesten Vertretern der rechten Esoterik.
Demonstrierende weitgehend ignoriert
Bündnissprecher Fabian Schmidt und Anita Arz versuchten, den Teilnehmenden das Phänomen der Verschwörungstheorien zu erklären und sie als Hauptmechanismen auch für Antisemitismus zu entlarven. Ihre deutlichen Worte stießen aber in der langen Reihe der an der Demo Vorbeiziehenden, darunter morgens in erster Linie Konferenzteilnehmer, nur auf wenig Resonanz. Die Demonstrierenden wurden mit ihren Spruchbändern weitgehend ignoriert. Bei der Erwähnung des Namens Ganser brandete allerdings einmal in der Reihe der auf Einlass zur Konferenz Wartenden spontaner Beifall auf. Der Satz, dass angesichts aktueller Krisen bei der Veranstaltung die Gefahr bestehe, dass Angst geschürt werde, wurde dagegen nicht ernst genommen: Er erntete nur Gelächter.
Für Verwunderung sorgten Demo, Polizeiaufgebot und die lange Schlange der Konferenzbesucher allerdings bei den nicht informierten Badbesuchern, die zum Teil angesichts des Verkehrsaufkommens und des Andrangs zunächst fürchteten, um ihr Badevergnügen gebracht zu werden. So war es nicht. Die Demo war um 10.30 Uhr vorbei, bis dahin hatten alle Konferenzgäste die Halle betreten. Auch nach Beendigung der Veranstaltung verlief die Abreise ohne Zwischenfälle, es kam – anders als am Morgen – zu keinen Staus an den Kreiseln.
Polizei zieht Bilanz: „Keine Vorfälle“
„Keine Vorfälle, alles ruhig geblieben“, vermeldete am Sonntagmorgen, 29. Oktober, auf Anfrage außerdem die Polizeiinspektion Wasserburg. Eine zweite, nicht angemeldete Demo gegen die Demo des „Bündnisses gegen Verschwörungstheorien“ mit drei Personen wurde nach Beobachterangaben von einigen der gut 20 Polizeibeamten an einen eigenen Platz verwiesen und fiel nicht weiter auf.