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Archäologie in Wasserburg

Bringt Bronzenadel-Fund neue Details zur frühen Siedlungsgeschichte um Wasserburg?

Die Kugelkopfnadel ist etwas länger als zehn Zentimeter.
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Die Kugelkopfnadel ist etwas länger als zehn Zentimeter.

Archäologischer Fund zwischen Eiselfing und Wasserburg: Rudolf Elsenberger hat eine bronzene Gewandnadel aus der Bronzezeit entdeckt. Gibt uns der Fund neue Einblicke in die frühe Siedlungsgeschichte der Region Wasserburg?

Von Ferdinand Steffan

Wasserburg – Dass Chroniken, vor allem zur frühen Siedlungsgeschichte, nie abgeschlossen sind, beweist der jüngste Fund des Sondengängers Rudolf Elsenberger, der seit Jahren penibel die gesamte Ausbeute seiner jeweiligen Begehungen dokumentiert und vorlegt.

Oft sind es nur Teile von Pferdegeschirren, Gewehrkugeln aus Blei, Knöpfe jeder Art, Wallfahrtsmedaillen, Petschaften und Rangabzeichen sowie Münzen aller Art – diesmal führte der Piepton der Sonde jedoch zu einer bronzenen Gewandnadel und mehreren verschmolzenen Bronzestücken. Die Kugelkopfnadel (Länge 10,6 Zentimeter) mit gerieftem Hals ist mehrfach verbogen und an der Spitze abgebrochen.

Vergleichsfunde in der Region

Da es mehrere Vergleichsfunde aus der Region gibt, zum Beispiel bei Scheidsöd/ Pfaffing, Ellmoosen/Aibling, Breitbrunn am Chiemsee, Riedering und aus dem Ebersberger Forst, lässt sich die Gewandnadel zeitlich gut einordnen: Sie gehört in die späte Bronzezeit/beginnende Urnenfelderzeit (etwa 1300/1200 vor Christus). Mit solchen Nadeln wurden, von Frauen einzeln oder paarweise getragen, Umhänge und Kleidungsstücke zusammengehalten. Zeitlich und stilistisch passt sie einerseits zu jener Siedlung, die damals schon auf dem Marienplatz in Wasserburg bestand und begründet andererseits einen neuen Fundplatz auf der Eiselfinger Gemeindeflur an der Grenze zu Wasserburg.

Wie sich die im Umkreis von fünf bis zehn Metern gefundenen Bronzeschmelzen mit der Nadel verbinden lassen, ist noch nicht vollständig geklärt. Es könnte sich sowohl um die durch den Pflug verzogenen Beigaben eines Urnengrabes für eine Frau als auch um einen kleinen, verstreuten Depotfund von Bronzestücken eines Gießers handeln.

Einzelne, oft rituell verbogene Schmuckstücke, wurden gerne dem Leichenbrand in den Urnen beigefügt, um sie einer weiteren Benützung zu entziehen. Andererseits war die Nadel durch die Verformung und fehlende Spitze ohnehin nicht mehr verwendbar und vielleicht zum Einschmelzen bestimmt. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Objekte, vor allem Keramik, zum Vorschein kommen. Egal, ob Grab oder Depot, belegt der Fund, dass Kontakte zur nächstgelegenen Siedlung auf der Halbinsel möglich gewesen sein müssen und der Inn lange vor dem Bau der ersten Brücke über- oder durchquert werden konnte. Die Hoffnung des Finders, dass es sich bei der glänzenden Oberfläche eines der Schmelzbrocken um Silber handeln könnte, hat sich rasch zerschlagen. Offensichtlich handelt es sich um eine Schmelze mit überhöhtem Zinnanteil (üblich wäre ein Verhältnis von neun zu eins), der die silbrige Oberfläche bewirkte. Damit gewinnt die Interpretation des Fundes als Metalldepot eines Händlers/Gießers an Wahrscheinlichkeit. Spannend bleibt die Entdeckung allemal.

Umfangreiche Sammlung

Nach dem neuen Schatzregal im Denkmalschutzgesetz ist der Neufund nun nicht nur melde-, sondern auch abgabepflichtig. Es bleibt aber zu hoffen, dass er nach der Auswertung durch das Landesamt für Denkmalpflege an das Wasserburger Städtische Museum abgegeben wird, das seit Jahrzehnten eine umfangreiche Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte der Region aufgebaut hat und der Bevölkerung den aktuellen Forschungsstand zugänglich macht.

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