Erinnerung an Maria Schell
Wasserburg ehrt Weltstar: Warum Reitmehring am Bankerl zum „Catwalk“ mutiert
Lange hat Weltstar Maria Schell in Wasserburg gelebt. Eine Straße trägt ihren Namen, jetzt kommt noch ein „Maria-Schell-Ruhebankerl“ dazu. Tochter Marie Theres Relin, ebenfalls Wasserburgerin, ebenfalls Schauspielerin, bedankt sich mit einem Film und einer Anekdote über die berühmte Mama.
Wasserburg — Eine Straße hat sie schon, jetzt bekommt Weltstar Maria Schell, die sogar in Hollywood drehte und viele Jahre in Wasserburg in Heberthal lebte, noch ein Bankerl. Am Donnerstag, 6. Juli, um 11 Uhr wird die Sitzgelegenheit, natürlich aufgestellt in der Maria-Schell-Straße in Reitmehring, eingeweiht.
Der richtige Zeitpunkt, findet Bürgermeister Michael Kölbl. Denn bei der Straßentaufe im Jahr 2020 war zwar versprochen worden, zu Ehren der weltberühmten Schauspielerin bei den Linden am Rande des Neubaugebiets auch eine öffentliche Sitzbankbank aufzustellen. Doch der Bereich war jahrelang von Baustellen geprägt. Inzwischen sind die Arbeiten weitgehend abgeschlossen, die Häuser bezogen und die Grünanlagen fertiggestellt. Deshalb kann das Ruhebankerl im Beisein von Marie Theres Relin, Tochter von Maria Schell, die 2005 verstarb, nun offiziell seiner Bestimmung übergeben werden.
„Bis wir uns wiedersehn“ im Utopia
Am 8. Juli zeigt Relin aus diesem Anlass um 15 Uhr im Rahmen des von ihr initiierten Filmfestivals „Region 18“ gemeinsam mit dem Kino Utopia im Lichtspielhaus von Wasserburg einen der berühmtesten Filme der Schauspielerin: „Bis wir uns wiedersehn“, die erste gemeinsame Produktion des „Traumpaars des deutschen Films“, Maria Schell und O.W. Fischer. Sie drehten in den 50er und 60er Jahren mehrfach gemeinsam.
Die Einweihung des Bankerls freut Relin, die so wie ihre Mutter in Wasserburg lebt. Relin ist selber Schauspielerin, zu sehen im Fernsehen („Watzmann ermittelt“, „Lena Lorenz“) und auf Theaterbühnen („,Ungeheuer heiß“), außerdem Autorin („Meine Schells“), Journalistin (auch für das OVB) und Initiatorin von Festivals („Region18“), sowie von Kampagnen („Hausfrauenrevolution“). Was bedeutet ihr die erneute Würdigung ihrer Mutter in Wasserburg?
„Meiner Mama gehört eine Straße und nun bekommt sie auch noch ein Ruhebankerl dazu. Nicht jede Tochter kann das von ihrer Mutter behaupten“, sagt die Tochter gerührt. Für sie, die sich beim Besuch in Reitmehring wie „ein Wiesenmodel auf dem Laufsteg“ fühlt, geht ein Wunsch in Erfüllung. Sie hatte bei der Straßentaufe am 94. Geburtstag der Mutter am 15. Januar 2020 unterstrichen, sie wolle keine Gedenktafel, sondern ein Ruhebankerl zum Verweilen an den „prächtigen Zeitzeugen: den drei Linden“.
„Ich bin die Tochter dieser Bank!“
„Kennen Sie Maria Schell?“, habe sie bei einem Besuch in der Straße, die nach ihrer Mutter benannt wurde, einen jungen Hausbesitzer, Jahrgang 1999 gefragt, berichtet Relin. Der habe den Kopf geschüttelt, denn Maria Schell war zwar ein Weltstar, ist aber vielen Filmfans von heute nicht mehr so bekannt. „Nun, ich bin die Tochter dieser Bank!“, habe Relin schmunzelnd dem jungen Anlieger erklärt. Sie ließ sich auf der neuen Bank nieder, schaute über die bunten Felder und genoss die Baumkronen über sich, die den Schatten spendierten. Ein schönes Fleckchen, findet sie. „Der Catwalk davor mutierte bei meinem Besuch zur Rollerbahn der Kleinkinder, sie tobten und quietschten mit Gelächter“, erinnert sich die Schauspielerin an ihren Aufenthalt in der Siedlung.
„Zeit, was ist Zeit? Wie vergänglich auch das Leben eines Weltstars ist“, sagt sie. „Welche Hoffnungsträgerin war meine Mutter mit ihren Filmen in der Nachkriegszeit!“ Mit O.W. Fischer, fast ein Jahrzehnt ihr Filmpartner, bildete sie das Traumpaar des deutschen Films. „Bis wir uns wiederseh’n“ war ihr erster gemeinsamer Film, berichtet die Tochter. Deshalb hat sie genau diesen Film aus Anlass der Bankeinweihung für eine Retrospektive am Samstag, 8. Juli, um 15 Uhr im Utopia ausgewählt.
Wie Maria Schell als Medium eine Katze fand
Relin erinnert sich noch gut an O.W. Fischer. Und hat eine Anekdote parat, die ihn mit Maria Schell verband. „Meine Mutter erzählte mir, dass während der Dreharbeiten O.W. Fischers Katze verschwand. Otto war ohne sein Micherl derart verzweifelt, er konnte nicht mehr arbeiten. Nach einer gigantischen, aber erfolglosen Suchaktion — Belohnung 1000 DM — wurde zum letzten unwahrscheinlichen Mittel gegriffen: Ein Hypnotiseur versprach, die Katze zu finden und meine Mutter stellte sich als Medium zur Verfügung. Und tatsächlich konnte sie genau die Stelle „sehen“, einen Bretterverschlag, hinter dem sich die halb verhungerte Katze verbarg. Otto weinte vor Freude und die Dreharbeiten konnten fortgesetzt werden. Ich empfand es als Kind immer als unheimlich, dass meine Mutter sich wegen einer Katze hat hypnotisieren lassen. Ich war öfters bei Otto zu Besuch. Er war ein spannender Mann, war aber im Alter der Philosophie verfallen und wenn Schauspieler zu philosophieren anfangen, kann das mehr wie anstrengend sein – vor allem für mich als Kind. Wie gut, dass er Katzen hatte, der gute O.W.“
„Bis wir uns wiederseh’n“ läuft am Samstag, 8. Juli, um 15 Uhr im Kino Utopia. Den Retro-Preis zu fünf Euro Eintritt machen nach Relins Angaben Kinobetreiber Rainer Gottwald und der Sponsor „Filmjuwelen“ möglich, eine Tüte Popcorn gratis gibt’s von der Stadt Wasserburg dazu.
