Nach Überschwemmungen in Kirchdorf im August 2020
Raublinger Gemeinderat berät über Konzept zum Hochwasser-Schutz
Nach Starkregen waren die Überschwemmungen im August 2020, besonders im Ortsteil Kirchdorf, gewaltig. Nun berät der Raublinger Gemeinderat über ein integrales Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept.
Raubling – Wie kann die Gemeinde Raubling ihre Bürger zukünftig vor einem möglichen Hochwasser besser schützen? Hinsichtlich der gewaltigen Überschwemmungen, besonders betroffen der Ortsteil Kirchdorf, nach dauerhaftem Starkregen Anfang August 2020 ist es ein herausforderndes Dauerthema beim Bürgermeister und dem Gemeinderatsgremium.
Ortsteil Kirchdorf besonders betroffen
Vor gut zweieinhalb Jahren stand in vielen Kellern das „Wasser bis zum Hals“ und verursachte massive Schäden. In der jüngsten Gemeinderatssitzung, die ungewöhnlich viele Bürger aus den betroffenen Gebieten verfolgten, wurde ein integrales Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept im Modell vorgestellt.
„Erste Ergebnisse“, einer Analyse, Bewertung der aktuellen Verhältnisse und Ermittlung von Überschwemmungsgebieten konnte Diplom Ingenieur Josef Bichler vom Planungsbüro Bichler und Klingenmeier aus Bernau dem Gremium und Zuhörern präsentieren. In die Details ging sein Kollege Dr. Michael Schön und zeigte in einer Grafik die ermittelten Überschwemmungsgebiete, wie in Kirchdorf oder am Kuckucksweg, auf. Dabei ging es in einer Hochwassergefahrenkarte ziemlich „blau auf“, die Markierung für gefährdete Gebiete. „Das bietet eine gute Grundlage“ meint dazu Bürgermeister Olaf Kalsperger, „um weitere Maßnahmen zu treffen“. Anhand einer erstellten Hochwasser-Gefahrenkarte wurden Überflutungsflächen markiert. Nach Ermittlung des digitalen Geländemodells wurde eine Fläche von insgesamt 1785 Hektar (17,9 Quadratkilometer) festgelegt, betroffen sind die Bereiche Oberer- und Unterer Tännelbach, Kreidenbach, Arzerbach und Moosbach. Aus der Modellierung einer Starkregen-Gefahrenkarte, ein sogenanntes pluviales Hochwasser, entstehend aus wild abfließendem Wasser und Sturzfluten, ging hervor, dass es hier keine Grundlage für eine Festsetzung für ein Überschwemmungsgebiet gibt.
„Aber eine Festsetzung von Maßnahmen im Rahmen der Bauleitplanung ist möglich“, so Schön. Als nächste Schritte wurden von den Experten die Festlegung von Hotspots und Maßnahmen wie die Überprüfung auf Wirksamkeit und Wechselwirkungen mit dem erarbeiteten Modell vorgeschlagen. Dazu gehören Untersuchen und Aufzeigen möglicher Hochwasserschutzmaßnahmen und deren Auswirkungen: Natürliche Rückhaltemaßnahmen, beispielsweise Renaturierung, Versickerung, technischer Hochwasserschutz (Rückhaltebecken, Mauern) oder Hochwasservorsorge, wie Flächen-, Bau-, Risiko-,Verhaltens- und Eigenvorsorge.
Abschließend würde dem Gremium ein Vorschlag für die Auswahl von Maßnahmen oder Maßnahmenkombinationen vorgelegt. Nach Schilderungen aus dem Gremium sei bei besagtem Hochwasser im August 2020 in einem überlaufenden Bach braunes Wasser, „wie Coca Cola“ aus der Nicklheimer Filze im Rosenheimer Stammbeckenmoor gekommen und nur sehr langsam wieder versickert. Daraus schließe man, dass die einstige Vernässung der Filze ein Grund dafür sei. Der Gedanke ging dahin, ob bei einem möglichen Hochwasser der Wasserspiegel im Moorboden der Filze etwas abgesenkt werden könnte, damit ein Rückhaltebecken entsteht. Deshalb wurden die Fachleute gebeten diesen Aspekt in weitere Berechnungen mit einzubeziehen.
Individuelle Lösungen finden
„Wie ein weiteres Vorgehen ausschauen würde, wenn jemand in einem sogenannten „Hotspot“ lebt, war auch Thema. „Das muss ganz individuell betrachtet werden, womöglich bauliche Maßnahmen oder Rückhaltebecken beispielsweise, es ist bei jeden Hotspotwerten unterschiedlich“, sagte Bichler. Schlussendlich wurde einstimmig der Auftrag einer Überprüfung der Vernässung in der Filze hinsichtlich etwaiger Auswirkungen auf ein Hochwasser beschlossen.