Raublings Bürgermeister im Interview
Hochwasser in Kirchdorf liegt ein Jahr zurück – Bürgermeister Olaf Kalsperger im Gespräch
Raubling - Am 4. August jährt sich das Hochwasser in Kirchdorf bei Raubling. Damals liefen etliche Keller voll. Das Problem vermutet Bürgermeister Olaf Kalsperger am Durchlass unter der Neubeurer Straße. Um Hochwasservorfälle künftig zu verhindern, strebt die Gemeinde eine Hochwasser-Gefährdungsanalyse an.
Herr Kalsperger, schlafen Sie gut, wenn es regnet?
Olaf Kalsperger: Man wird natürlich schon nervös, wenn es stärker regnet. Am vergangenen Sonntag war ich unterwegs und habe den Ammerbach und den Litzldorferbach beobachtet. Ich wollte wissen, wie hoch die Pegelstände sind. Aber es war alles noch weit unter der ersten Meldestufe. Gott sei Dank. Das lag unter anderem auch am günstigen Wasserstand des Inns, weil der Litzldorfer Bach dort hineinläuft. Aber wir dürfen uns auch nicht auf dieselbe Stufe stellen wie die jetzigen Hochwasser-Betroffenen im Berchtesgadener Land, Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfalen. Zwar haben wir damals von Kleinholzhausen bis Kirchdorf erhebliche Sachbeschädigungen gehabt, aber es gab zum Glück keine Verletzten, geschweige denn Todesfälle.
Wie will sich Kirchdorf künftig vom Hochwasser schützen?
Kalsperger: Wir haben jetzt über alle Gräben und Bäche noch mal drüber geschaut. Da wurde und wird regelmäßig sauber gemäht. Außerdem haben wir zusätzliche Sandsäcke angeschafft. Die liegen jetzt direkt in den fünf Feuerwehrhäusern in Raubling. Zudem haben wir unseren Hochwasseralarmplan aktualisiert. Aber das tun wir eigentlich jedes Jahr. Parallel zu dem Ganzen planen wir zurzeit, auf der Wiese hinter der Bebauung am Kuckucksweg einen kleinen Wall aufzuschütten. Hier bedarf es aber auch einer wasserrechtlichen Genehmigung.
Geplant ist außerdem eine Hochwassergefährdungsanalyse...
Kalsperger: Das stimmt. Aber wir befinden uns noch am Anfang. Wir sind noch in den Ausschreibungen. Im vergangenen Jahr haben wir bereits Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt geführt und zusammen mit einem Ingenieur-Büro ein Leistungsverzeichnis für Planleistungen erstellt. Dafür wurde extra eine Übersicht über alle Gewässer und Gräben in Raubling angefertigt. Seit Kurzem liegt nun auch der Bescheid für den vorzeitigen Maßnahmebeginn vor. Somit darf die Gemeinde jetzt Angebote einholen.
Wie tief muss die Gemeinde für diese Analyse in die Tasche greifen?
Kalsperger: Dazu möchte ich mich vorab noch nicht äußern, da ich die Angebotsergebnisse nicht beeinflussen möchte.
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Und gibt es Zuschüsse?
Kalsperger: Ja, das ganze Paket wird mit circa 75 Prozent vom Freistaat Bayern gefördert. Diese Förderung erfolgt nach den Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben.
Bleiben Kirchdorfs Keller dann künftig trocken?
Kalsperger: Es geht dabei um das ganze Gemeindegebiet. Wichtig ist, dass man die Leute nicht im falschen Glauben lässt. Das Konzept ist ergebnisoffen. Auch mit einer Hochwasser-Gefährdungsanalyse ist nicht automatisch sichergestellt, dass die Keller nicht wieder vollaufen. Da muss man schon ehrlich sein. Ob und vor allem wann etwas gemacht wird, ist mit dem Konzept noch gar nicht festgelegt. Es geht darum, stückchenweise mit Gemeinderatsbeschlüssen Maßnahmen aus der Planung umzusetzen. Aber was man vielleicht sagen kann: Es muss in Zukunft vor der Baugenehmigung der bauliche Hochwasserschutz eine größere Rolle spielen. Beim Neubau müssen Keller immer mit einer dichten Wanne und mit wasserdichten Fenstern gebaut werden. Die Festlegung der Fußbodenoberkante muss wesentlich höher sein als die Straßenoberkante. Mittlerweile haben wir bereits den Bebauungsplan am Kuckucksweg geändert bezüglich der Oberkante vom fertigen Fußboden im Erdgeschoss. Das alles erhöht auch die Hochwassersicherheit.
Die Bäche fließen aktuell friedlich vor sich hin...
Kalsperger: Ja, die schauen meistens harmlos aus, wie sie da so ruhig und liab durch Raubling fließen. Aber ich sage Ihnen: Gerade der Litzldorferbach und der Ammerbach sind mit Vorsicht zu genießen. Die können sehr schnell ansteigen.
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Wie geht es den betroffenen Bürgern in Kirchdorf heute? Sind denn die Schäden mittlerweile beseitigt worden?
Kalsperger: Ich habe nichts Nachteiliges gehört und gehe davon aus, dass alle Schäden von Kleinholzhausen bis Kirchdorf behoben und so weit möglich von den Versicherungen übernommen wurden.
