„Historisches“ Ereignis
Was sucht eine Polizeistreife im Gottesdienst? Unvergesslicher Leonhardi-Ritt in Nußdorf
Kinder und Kindeskinder werden noch davon hören. Hören von dem Leonhardiritt in Nußdorf, durch den auf einmal eine Polizeistreife fuhr. Mitten im Gottesdienst.
Nußdorf – Der Leonhardi-Ritt 2022 bleibt im Gedächtnis. Wann fährt schon mal eine Polizeistreife mitten durch den Gottesdienst?
Susanne Grandauer, die Bürgermeisterin, „war sprachlos. Ich konnte auf die Schnelle gar nicht reagieren.“ So dürfte es anderen auch gegangen sein.
Der Bereich rund Zelt und Altar ist für Autos tabu – zu viele Pferde, zu viele Gespanne. Und doch passierte es, dass während des Feldgottesdienstes ein Polizeifahrzeug aus Richtung Kirche kam und langsam durch die Teilnehmer Richtung Parkplatz fuhr. „Das war schon sehr befremdlich“ sagt Susanne Grandauer, selbst hoch zu Ross weit vorne stehend. Die Streife sei direkt vor ihr durchgefahren, aber so langsam, dass unter den Vierbeinern in ihrer Umgebung keine größere Unruhe aufkam.
Polizisten waren sichtlich unglücklich
„Das war nicht die beste Aktion der beiden Polizisten“, findet Fabian Stuffer, stellvertretender Vorsitzender des Trachtenvereins, der den Leonhardiritt traditionell ausrichtet. Den beiden im Auto sei aber anzusehen gewesen, dass sie mit ihrer Entscheidung nicht glücklich waren, so Stuffer.
„Die Kollegin war gleich am nächsten Morgen bei mir und hat gebeichtet“ sagt Josef Mühlbacher, Chef der Polizeiinspektion Brannenburg. Die Kollegen wollten vor dem Umritt noch einmal die Strecke abfahren, schauen ob dort alles in Ordnung ist oder ob sie eingreifen müssen, erklärt Mühlbacher. Dass der Gottesdienst schon begonnen hatte, hätten sie einfach nicht auf der Rechnung gehabt. Es sei ein Versehen gewesen. „Das sollte nicht passieren. Aber wer macht keine Fehler?“, so der Polizeichef.
Dass einige Pferde so unruhig geworden seien, dass ihre Besitzer den Leonhardiritt abbrachen, wie eine Leserin der Heimatzeitung mitteilte, kann Stuffer nicht bestätigen. Seines Wissens nach „sind alle Pferdl mitgeritten“. Auch Susanne Grandauer hat nicht mitbekommen, dass weiter hinten im Teilnehmerfeld große Aufregung geherrscht hat. Ja, sie sei natürlich von etlichen Teilnehmern angesprochen worden, so die Bürgermeisterin, aber von Stürzen oder gar Verletzungen bei Mensch oder Tier habe ihr niemand berichtet. Auch Mühlbacher und Stuffer wissen nichts Derartiges. Weswegen man den Vorfall beim Trachtenverein auch recht entspannt sieht.
Berittene Polizei „wäre schöner“
Bei Veranstaltungen dieser Größenordnung sei nun mal die Präsenz der Polizei nötig, so Stuffer, und in der Regel funktioniere die Zusammenarbeit auch bestens. Aber zum Leonhardiritt, „da hätten wir schon den Einsatz der berittenen Polizei, wie früher, schöner gefunden.“ Und die Polizeipferde hätten auch gleich noch den Leonhardisegen abbekommen.