Dezentrale Wärmeversorgung
Warum der Priener Markus Stocker nun schon die dritte Heizanlage für Holzhackschnitzel baut
Der Priener Zimmerermeister und Bautechniker Markus Stocker betreibt eine Holzhackschnitzel-Heizanlage. Doch mit dieser versorgt er nicht nur sich selbst mit Wärme, wie er im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen verrät.
Prien – Die Energiepreise explodieren derzeit, Gaslieferungen stehen auf der Kippe, und der Heizölpreis geht durch die Decke: Genügend Gründe für Hausbesitzer, sich alternativ um eine dezentrale Wärmeversorgung zu bemühen. Die bietet zum Beispiel seit einigen Jahren der Priener Zimmerermeister und Bautechniker Markus Stocker von seinem Betrieb in der Jensenstraße aus an. Mittlerweile ist die dritte Holzhackschnitzel-Heizanlage in Bau, um die steigende Zahl seiner Abnehmer Versorgungssicherheit zu garantieren, erklärt der 34-Jährige im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen.
Die Energiepreise gehen durch die Decke – auch die Anschlussnachfrage an Ihre Wärmeversorgung?
Markus Stocker: Definitiv, die Anfragen haben stark zugenommen. Allerdings auch die Fälle, bei denen die Anwesen der Interessenten von unserem Blockheizkraftwerk in der Jensenstraße zu weit weg liegen. Die Fernwärmeleitungen wäre einfach zu lang, um die Häuser beziehungsweise Wohnungen noch effizient versorgen zu können.
Aber die Fragesteller aus dem Einzugsbereich unseres Netzes haben sich mit dem Thema eng beschäftigt und versucht zu errechnen, welche Einsparungen sie bei dezentraler Wärmeversorgung erzielen könnten.
Zu welchem Ergebnis kommen die Hausbesitzer in der Regel?
Stocker: Im Vergleich zum Gas als Brennmittel für die Wärmeerzeugung rechnet sich die Versorgung durch ein dezentrales Holzhackschnitzel-Heizwerk auf jeden Fall. Beim Verbrennen von Heizöl spielen Physik und Technik eine große Rolle: Der Ölbrennerkessel braucht zunächst recht viel Öl, um auf Temperatur zu kommen. Zudem muss sich erst der Kamin erwärmen, damit die Abgaswerte stimmen, erst dann wird das warme Wasser an die Heizkörper im Haus geleitet.
Welche Erfahrungen haben denn Kunden gemacht, die von Erdölheizung auf Fernwärme umgestiegen sind?
Stocker: Wir haben zum Beispiel hier in der Nähe einen gewerblichen Abnehmer, der 2018 auf unsere Fernwärmelieferung umgestiegen ist. Nachweislich spart der mittlerweile jährlich rund 27 Prozent an Wärmeenergie-Kosten. Im Durchschnitt geht es allen unseren Abnehmern so: Sie sparen zwischen einem Fünftel oder Viertel an Heizkosten ein.
Das resultiert aber nicht nur aus Einsparungen bei Gas und Öl?
Stocker: Nein, dazu kommen folgende Posten: Die Energieverluste im Heizkessel fallen weg, die Kosten für Heizungsinstallateur und Wartungen entfallen, ebenso die für den Kaminkehrer.
Wie groß wäre denn die längste Leitungsdistanz, um einen größtmöglichen Wirkungsgrad zu erzielen?
Stocker: Das hängt vom Straßenverlauf ab, denn die Wärmerohre werden ins öffentliche Versorgungsnetz verlegt, damit sie zugänglich bleiben. Unsere derzeitige größte Entfernung sind etwa 680 Meter, die Grenze liegt bei etwas mehr als einem Kilometer.
Die Kosten für die Erschließung – sprich Verlegung – müssen Sie als Anbieter aufbringen?
Stocker: Ja, ich muss das alles zunächst tragen. Rechnen wird sich das für uns erst über lange Vertragslaufzeiten mit den Wärmeabnehmern. Die meisten Wärme-Abnahmeverträge sind auf zehn Jahre festgelegt. Jeder Anschlussnehmer hat aber eine einmalige Anschlussgebühr zu bezahlen, die sich in ihrer Höhe aus dem technischen Aufwand auf dem Grundstück berechnet.
Wie viel Abnehmer bedienen Sie derzeit?
Stocker: Derzeit versorgen wir 27 Wohneinheiten mit Fernwärme; heuer werden zwölf weitere angeschlossen, zudem der neue Kinderhort an der Franziska-Hager-Schule wie auch die komplette Franziska-Hager-Mittelschule.
Wie können Sie eine langfristig sichere Wärmeversorgung garantieren?
Stocker: Die Holzhackschnitzel sind gut verfügbar, wir werden kontinuierlich mit Waldhackholz versorgt. Im vergangenen Jahr gab es zum Beispiel einen sehr großen Windwurf in Obing und Halfing; von dort wurden wir ausgiebig mit Ast- und Gipfelholz versorgt. Für eine Hackschnitzelheizung ist dieses Holzmaterial ideal.
Im Blick auf eine langfristige Versorgungssicherheit scheint mir das zu kurz gegriffen zu sein.
Stocker : Da hab‘ ich keine Sorgen. Unter anderem wird beim Bauholzeinschlag auch zukünftig genügend Ast- und Gipfelholz anfallen. Zudem werde ich zuverlässig von mehreren Forstbetrieben wie auch privaten Waldbauern beliefert. Ich kann die doppelte bis dreifache Menge von dem heranschaffen, was ich selbst verbrauche.
