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Großtauschtag in Wasserburg

Von wegen langweilig und unsexy: Warum die Briefmarke lebt

Briefmarken bereichern ihr Leben: Sabine Irlacher und Robert Glas.
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Briefmarken bereichern ihr Leben: Sabine Irlacher und Robert Glas.

Wer schreibt noch Briefe, wer sammelt noch die Marken: Gar nicht so wenige. Sie treffen sich am Sonntag, 12. März, zum Tauschtag in Wasserburg. Über ein Hobby, das nach wie vor begeistert.

Wasserburg – Briefmarkensammeln sei ein aussterbendes Hobby, heißt es. Oder doch nicht? Robert Glas, 66, Vorsitzender der Wasserburger Briefmarkenfreunde, blickt zuversichtlich auf den 12. März, wenn nach langer Corona-Unterbrechung in der Badria-Halle wieder ein Großtauschtag stattfindet. Rund 110 Stände sollen die Besucher anlocken – nicht nur Deutsche werden erwartet, sondern auch Niederländer und Österreicher. „Wir hoffen auf eine hohe Zahl“, sagt Sabine Irlacher, 41, Schriftführerin des veranstaltenden Vereins.

Einer der größten Märkte in Bayern

Der Markt in Wasserburg, einer der größten in Bayern, hat ja einen guten Ruf. „Die Leute freuen sich drauf“, sagt Glas und fügt hinzu: „Die Briefmarke lebt.“ Daneben stehen Ansichtskarten, Münzen, Geldscheine sowie historische Briefe und Postkarten zum Verkauf – eben alles, was Sammler schätzen. Der Markt bietet darüber hinaus ein Podium zum Informationsaustausch und zur Beratung.

Das Angebot an Briefmarken ist landauf, landab enorm, nicht selten fallen etwa bei Erbschaften Briefmarkenalben in größerer Menge an – für die Hinterbliebenen stellt sich dann die Frage, was sie mit dem Schatz machen sollen. Oftmals wird er lieblos auf dem Dachboden gelagert, oder, auch das ist schon vorgekommen, irrtümlich als Müll entsorgt.

Glas sieht die Herausforderung darin, insbesondere bei jüngeren Leuten das Interesse an den Postwertzeichen zu wecken. Ein Hobby übrigens, das man, sagt der Maurermeister, ganz leicht beginnen und pflegen könne. „Jeder kann sammeln, wie er will, was er will“, sagt er.

Die Begeisterung dafür lasse leider nach, und das schon seit vielen Jahren. Laut Glas hat das auch damit zu tun, dass der Markt mit Briefmarken regelrecht überschwemmt wird. „Das drückt auf die Preise.“ Und sein Verein hat gerade noch 32 Mitglieder, mit weiter rückläufiger Tendenz.

Ganz so trostlos sieht es in der Szene aber doch nicht aus. Laut Glas kommt es durchaus vor, dass auf den Märkten Händler mit kommerziellem Interesse auftauchen und ganze Sammlungen aufkaufen. Eine Lücke zu füllen – das ist der oftmals der Antrieb. Und in welchem Bereich ist die Chance groß, ein Schnäppchen zu ergattern? „Das ist schwer zu sagen, aber es gibt aus dem Dritten Reich durchaus bestimmte Marken, die viel wert sind“, erläutert Glas.

Eine aufregend schöne Nackte aus Österreich

Irlacher weist in diesem Zusammenhang auf die Inflationsmarken aus den 20er Jahren hin, für die hohe Beträge erzielt würden.

Nur wie kann man die Jüngeren für die Philatelie gewinnen? Hier sagen Glas und Irlacher übereinstimmend, dass das Sammeln von Motiven einen besonderen Reiz habe. Recht haben sie: Flora und Fauna, Landschaften und Geschichtliches, Sportereignisse und Jahrestage – es gibt jede Menge Beispiele für Abbildungen auf kleinem Papier, die Lust machen, nach weiteren zu jagen. Und schon ist man vom Sammelfieber gepackt, sagen Irlacher und Glas.

Einer, der sich besonders gut auf Briefmarken-PR verstanden hat, war der vor vier Jahren gestorbene Philatelist Hermann Walter Sieger aus dem schwäbischen Lorch. Von ihm gibt es die Geschichte, wie er sich gegen das Vorurteil gewandt hat, Briefmarken seien langweilig und unsexy. Er zeigte eine österreichische Marke mit einer aufregend schönen Nackten drauf, ein Gemälde der Wiener Malerin Dina Larot – seine Gäste waren aus dem Häuschen. Die Briefmarke, ein Hingucker.

Die Briefmarkenfreunde Wasserburg laden am Sonntag, 12. März, wieder zum Großtauschtag in die Badria-Halle ein. Von 9 bis 14 Uhr können Sammler und Interessierte sich austauschen, handeln und stöbern im reichhaltigen Angebot an Briefmarken, Münzen und Ansichtskarten. In einer Sonderausstellung werden historische Inflationsmarken von 1923 ausgestellt. Weitere Vereinsmitglieder bieten Einblicke in ihre Sammlungen zu verschiedenen Themen im Bereich Ansichtskarten und Briefmarken.

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