Trainingslager des SV-DJK Kolbermoor mit 120 Teilnehmern
„Vom Start weg Adrenalin pur“: Was BMX-Racer so an ihrer Sportart fasziniert
Die BMX-Trainingswoche des SV-DJK Kolbermoor ist aus dem Terminplan vieler BMX-Racer aus Deutschland nicht mehr wegzudenken. 120 Teilnehmer verzeichnete jetzt der Kolbermoorer Sportverein. Was für die Racer das Besondere ihrer Sportart ausmacht.
Kolbermoor – „Keine Frage, auf jeden Fall, jede Menge sogar““ Das sagt Sienna Schrader, wenn man von ihr wissen will, ob ihr das Trainingslager der BMX-Abteilung des SV-DJK etwas gebracht hat. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, denn die 16-jährige Racerin, wie das im Jargon der BMX-Radler heißt, ist in diesem Sport durchaus selbst schon eine große Nummer: Sie wurde im vergangenen Jahr Deutsche Meisterin, bei der Weltmeisterschaft 2022 kam sie auf Platz elf. Und natürlich hat sie auch bei dem Rennen der Bayernliga, das der Trainingswoche sozusagen als Auftakt vorgeschaltet war, den ersten Platz in ihrer Gruppe, der Womans Elite, geholt.
Gegebenheiten der Strecke
Dennoch, so meint sie, habe sie in dieser Woche jede Menge wertvoller Tipps bekommen, wie sie ihre Performance noch weiter optimieren, auch die Gegebenheiten der Strecke noch besser ausnutzen könne. Und das, obwohl sie die Bahn an der Aiblinger Straße 18 ja eigentlich in- und auswendig kennt.
Dass sie dennoch Neues erfahren hat, das sei, so meint Alex Keil, der Abteilungsschef, auch der Tatsache geschuldet, dass die Trainer in der vergangenen Woche nicht nur aus Kolbermoor, sondern aus ganz Deutschland kamen. Ohne solchen zeitweiligen Zuwachs, so sagt er, wäre die Betreuung von 120 Teilnehmer auch nicht zu schaffen. Ortsfremde aber haben sozusagen einen neuen, unverstellten Blick auf die Bahn und auch auf das Können ihrer „Schützlinge auf Zeit“.
Kein Wunder, dass die Kolbermoorer BMX-Trainingswoche, die in diesem Jahr zum 29-mal stattfand, seit Langem zu einem festen Begriff in der Szene geworden ist. Keine eineinhalb Stunden hat es im vergangenen Dezember nach der Eröffnung der Online-Anmeldung gedauert, berichtet Alex Keil, da waren alle 120 Plätze bereits vergeben.
Teilnehmer strömen aus ganz Deutschland in die Stadt an der Mangfall
Die Teilnehmer strömen dabei aus ganz Deutschland nach Kolbermoor und es sind beileibe nicht nur solche, die auf einem ähnlich hohen Niveau wie Sienna Schrader fahren. Im Gegenteil, es ist auch viel Nachwuchs dabei, im Alter von um die zehn Jahren.
Und nicht zuletzt für diese, so meint Yannik Duske, einer der Trainer, der selbst aus Erlangen angereist ist, sei das Trainingslager ein Riesenplus: „Sie haben hier die Chance mit jeder Menge Gleichaltrigen zusammenzukommen, sich an ihnen zu messen, mit ihnen auszutauschen, während es zuhause, in ihrem eigenen Verein vielleicht nur zwei oder drei andere in ihrer Altersgruppe gibt.“ Und was das Training selbst anbelangt: Gerade bei den „Kleinen“ könne man den Zuwachs an Können innerhalb der Woche ganz deutlich verfolgen.
Trainiert wird alles, was man für den Sport braucht und das ist viel, Ausdauer, Körperkoordination und nicht zuletzt Kraft, etwa für die Sprints, denn BMX-Fahren ist ein explosiver Sport. Deshalb finden etliche Trainingseinheiten auch im Bavarese Fitness-Studio oder im Stuntwerk im Aicherpark statt. Gebraucht wird vor allem aber auch ein klarer, kühler Kopf, schon allein um beim Start, wenn das Gate fällt, schnell wegzukommen.
„Ein Rennen wird zu 70 Prozent bereits zu Beginn entschieden“, sagt Sienna Schrader dazu. Denn wer vorneweg fährt, hat freie Bahn beim Suchen seiner Ideallinie. „Alle anderen müssen auf Vorder-, Hinter- und Nebenmann achten und der Versuch zu überholen kostet zudem immens Kraft.“
Hier trifft sich eine große Familie
Ein Event ist die Trainingswoche aber nicht nur für die Sportler selbst, sondern auch für alle Zuschauer – Eltern, Verwandte, Freunde, Zaungäste. Hier zeigt sich das positive Element einer Nischensportart, was BMX-Fahren in Deutschland anders als in anderen europäischen Ländern immer noch ist: Hier trifft sich im Grunde eine große Familie.
Und zu sehen gibt es ja ebenfalls viel. Denn auch wenn bei dieser Sportart Sprünge kein Selbstzweck sind, sondern ein Mittel, um schneller voranzukommen, ohne jedes „Tal“ der hügeligen Rennstrecke durchfahren zu müssen: Was zu sehen ist, ist durchaus spektakulär und vermittelt selbst dem reinen Zuschauer etwas von der Faszination des Sports, die Sienna Schrader so umschreibt: „Das ist vom Start weg Adrenalin pur – und zu springen, ein Stück weit zu fliegen, ist einfach nur cool.“

