Einblick in die Herzchirurgie der Schön Klinik Vogtareuth
So schlägt der Takt fürs Leben wieder richtig - Großkarolinenfelder über seine Herz-OP
Rund 20.000 Herzklappenoperationen finden in Deutschland pro Jahr statt. Prof. Dr. Herbert Vetter, leitender Arzt im Gefäß- und Herzchirurgischen Zentrum der Schön Klinik Vogtareuth, weiß um die Bedeutung des Herzens - und kennt sich aus mit modernsten chirurgischen Eingriffen.
Vogtareuth - Herzklappenfehler können angeboren oder im Laufe des Lebens, beispielsweise durch Verschleiß und Entzündungserkrankungen, entstehen. Die Herzwochen im November rücken das Thema näher in den Fokus.
Prof. Vetter ist spezialisiert auf die Behandlung von Herzklappenerkrankungen und setzt auf modernste Methoden in der Mitralklappenchirurgie, um die volle Funktionsfähigkeit der Mitralklappe möglichst schonend wiederherzustellen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für eine Funktionsbeeinträchtigung der vier Herzklappen - am häufigsten betroffen sind die Mitral-, die Trikuspidal- und die Aortenklappen. Die Mitralklappe ist das Einlassventil der linken Herzkammer, von der aus das mit Sauerstoff angereicherte Blut in unseren Körper gepumpt wird. Sie verhindert, dass Blut in die Vorkammer zurückfließt. Ist die Mitralklappe undicht (insuffizient) oder verengt (stenosiert), kann sie diese Funktionen nicht mehr richtig erfüllen.
Eine solche Behandlung hinter sich hat Alois K. aus Großkarolinenfeld. Als selbstständiger Betonbauer hat er einen körperlich anstrengenden Beruf, bei dem seine volle Körperleistung gefordert wird. Begonnen hat es bei ihm schleichend mit Atemnot und Vorhofflimmern. Es folgten diverse Untersuchungen, bis Alois K. an die Schön Klinik Vogtareuth und das Expertenteam von Prof. Vetter verwiesen wurde.
„Sehr gute Chancen auf hundertprozentige Heilung“
Obwohl der Eingriff erst eine knappe Woche zurückliegt, geht es ihm den Umständen entsprechend gut: „Ich spüre noch eine Art Enge im Brustkorb, das ist nach der OP aber normal. Ansonsten geht es mir hervorragend, ich kann mich schmerzfrei bewegen. Es geht von Tag zu Tag besser. Die Ärzte sagen, wir haben sehr gute Chancen auf hundertprozentige Heilung.“
Für ihn ist es wichtig, bald wieder voll arbeiten zu können - ohne Einnahme von Medikamenten. Alois K. ist frohen Mutes, dass es nach der dreiwöchigen Reha steil aufwärts geht.
„Die eigene Herzklappe ist immer noch die Beste“
An der Herzklappe können Fehler auftreten, Teile ausreißen oder insbesondere die Mitralklappe von Mutter Natur aus kompliziert konstruiert sein. Sehnenfäden, die die Klappe halten, können reißen. Beim Patienten äußert sich das in Luftnot, erklärt Prof. Vetter.
Der Ersatz durch eine künstliche biologische Herzklappe würde nach spätestens 15 Jahren einen Verschleiß aufweisen. Alois K. ist mit 54 Jahren ohnehin zu jung für eine biologische Herzklappe. Außerdem wäre bei Verwendung einer Kunststoffklappe lebenslang eine Einnahme von risikoreichen Blutverdünner-Mitteln nötig.
Um das zu vermeiden, wird die Mitralklappe in 90 Prozent der Fälle rekonstruiert. „Die eigene Herzklappe ist immer noch die Beste“, betont der Facharzt für Herzchirurgie. Daher ist die Rekonstruktion für Patientengruppen unter 65 Jahren essenziell.
Minimal-invasiver Eingriff
Prof. Vetter hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Rekonstruktion der eigenen Klappe in minimal-invasiver Technik durchzuführen. Der Eingriff erfolgt lediglich durch einen wenige Zentimeter langen Schnitt an der rechten Seite des Brustkorbs. Das Brustbein muss nicht geöffnet werden.
„Durch den Schlüssellocheingriff wird ein Operationstrauma vermindert, der Patient erholt sich rascher und der Blutverlust ist geringer“, weiß der Experte der Schön Klinik Vogtareuth. „Je weniger Gewebe bei einer Operation verletzt wird, umso schneller kann sich der Patient von dem Eingriff erholen. Er kann leben wie davor.“
Wie entwickelt sich die Herzchirurgie in der nahen Zukunft?
Es gibt in Deutschland nur wenige Zentren, an denen diese Technik erfolgreich durchgeführt werden kann. In Vogtareuth werden in der Herzchirurgie nur Erwachsene operiert. Die Palette der Eingriffe ist breit gefächert, lediglich Herztransplantationen werden in Vogtareuth nicht durchgeführt.
Die Rekonstruktion der Mitralklappe erfordere laut Prof. Vetter ein „hohes Maß an Erfahrung“. In seiner praktizierenden Zeit in den USA habe er die entscheidende und heute am häufigsten verwendete Rekonstruktionstechnik erfunden: Ersatz der Sehnenfäden mit „GoreTex“.
Der Herzspezialist setzt in der nahen Zukunft auf die fortschreitende Medizintechnik unter Einfluss der Künstlichen Intelligenz (KI): „Vor ungefähr 20 Jahren haben wir mit Roboter-Herzchirurgie begonnen, aktuell arbeiten wir aber nicht mehr damit, da die Robotertechnik am schlagenden Herzen noch zu unpräzise ist. Die Forschung ist dran, aber noch liegt der Eingriff in Menschenhand.“
mb