Die Art stand kurz vor der Ausrottung
Dutzende tote Frösche an Vogtareuther Tümpel: Fischer fordern Abschuss von geschütztem Fischotter
Normalerweise herrscht um diese Jahreszeit reges Leben, diesmal Totenstille: Fischereiaufseher Hermann Freese traut seinen Augen nicht, als er den Amphibientümpel in der Vogtareuther Au besucht. Am Ufer lagen dutzende tote Frösche – viele mit Bisswunden. Die Vermutung: ein Fischottereinfall.
Vogtareuth – Das Revier von Hermann Fresse befindet sich am Inn und seinen Altwassern zwischen der Staustufe bei Feldkirchen und dem kleinen Ort Entfelden bei Zaisering. Beinahe täglich dreht der Fischereiaufseher dort seine Runden. Dabei geht es ihm nicht nur darum, nachzusehen, wer, wann und wo seine Angel auswirft. Ebenso achtet er auf Veränderungen in der Natur, um bei Bedarf schnell einschreiten zu können.
Dutzende tote Frösche
Regemäßig besucht er dabei auch einen Amphibientümpel in der Vogtareuther Au. Ende März tummelten sich dort noch hunderte von Fröschen, die sich mit lautstarkem Gequake auf ihr Laichgeschäft vorbereiteten. Drei Tage später war dort Totenstille – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Kein einziger Frosch war mehr zu sehen, und auch kein einziger Laichballen. Dafür lagen an einem Eck des Tümpels dutzende Froschleichen herum“, berichtet Freese.
Für die Fischer gibt es für diesen traurigen Anblick nur eine Erklärung: Fischotter. Einst in der Region ausgerottet, seien sie seit einigen Jahren wieder zurück. Spuren fänden sich mittlerweile vielerorts. „Leider nicht immer im positiven Sinne“, so die Erfahrung von Rainer Schäfer, Vorsitzender des Kreisfischereiverein Rosenheim. Von Jahr zu Jahr verzeichne man immer gravierendere Verluste an den Fischbeständen. Auch Wasservögel würden den Fischotter deutlich zu spüren bekommen: „Vor einiger Zeit ist uns aufgefallen, dass in manchen stehenden Gewässern die Haubentaucher auf rätselhafte Weise verschwunden sind. Genauso rätselhaft wie nun die Frösche in dem besagten Amphibienteich.“
Fischotter in Bayern: Eine strenggeschützte Tierart
Laut Bund Naturschutz ist der Fischotter eine hoch bedrohte Tierart, die in weiten Teilen Deutschlands als vollständig ausgerottet gilt. Lediglich im bayerischen Wald entkam der „Fischmarder“ oder „Wassermarder“, wie er umgangssprachlich oft genannt wird, im 19. Jahrhundert der Ausrottung. Aufgrund verschiedener Schutzprojekte breitet sich die Art langsam wieder von Ost nach West aus. Der Fischotter ist eine durch das Bundesnaturschutzrecht und die FFH-Richtlinie streng geschützte Art.
Forderung der Fischer: Schutzstatus des Fischotters lockern
Beim Kreisfischereiverein findet man diese Entwicklung höchst bedauerlich. „Obwohl der Amphibienteich zu unseren Vereinsgewässern gehört, verzichten wir dort auf Fischbesatz, um Fröschen, Kröten und Molchen ein uneingeschränktes Refugium zu bieten. Das ist unser Beitrag zum Artenschutz. Nun haben wir hier einen Totalausfall zu verzeichnen, der eventuell noch längere Zeit zu spüren sein wird“, so Rainer Schäfer.
Bei den Fischern sei man sich einig, dass es so nicht weiter gehen könne: „Wir fordern schon längere Zeit, den uneingeschränkten Schutzstatus des Fischotters zu lockern und eine Bestandregulierung auf ein umweltverträgliches Maß.“
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