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„Keinerlei Rücksicht auf diese Natur“

„Es ist ein Trauerspiel“: Gemeinde Bernau ärgert sich über Vandalismus am Hitzelsberg

Tobias Eutermoser, Geschäftsleiter beim heimischen Immobilieninvestor Herecon, der am Hitzelsberg ein Chalet-Dorf plant, wünscht sich gegenseitigen Respekt. Im Hintergrund sind die schützenswerten Wiesen zu sehen, die auch künftig nicht bebaut werden sollen.
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Tobias Eutermoser, Geschäftsleiter beim heimischen Immobilieninvestor Herecon, der am Hitzelsberg ein Chalet-Dorf plant, wünscht sich gegenseitigen Respekt. Im Hintergrund sind die schützenswerten Wiesen zu sehen, die auch künftig nicht bebaut werden sollen.

Neben dem Vandalismus am Hitzelsberg geschehen auch im Ort Bernau viele Vorfälle. Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber wünscht sich mehr Respekt. Was die Gemeinde nun vor hat.

Bernau – Was von Bernaus Ortskern aus gesehen unscheinbar wirkt und von der Autobahn am Bernauer Berg nur für kurze Augenblicke zu erkennen ist, entpuppt sich beim Ortstermin als erstaunlicher Ort: Der Hitzelsberg und speziell die Kuppe mit den aufwendig hergerichteten Gebäuden eines alten Gutshofs und den durch eine besondere Artenvielfalt geprägten Magerwiesen wird von manchem sogar für einen Kraftort gehalten.

Doch es ist auch ein Ort, dessen Schönheit getreten wird und an dem die dort geltenden Eigentumsrechte zunehmend ignoriert werden. Das hat nun Konsequenzen, wie die OVB-Heimatzeitungen im Gespräch mit Tobias Eutermoser, Geschäftsleiter Personal, IT und Organisation bei Herecon, sowie Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) erfuhren. Und es ist in Bernau wohl auch nicht der einzige Ort, an dem es zunehmend Probleme durch rücksichtsloses Verhalten gibt.

Vorgeschichte mit Widerstand

Die Gemeinde Bernau hatte 2012 das 16 Hektar große Areal am Hitzelsberg für fast 5,9 Millionen Euro aus einer Zwangsversteigerung gekauft, um so die Kontrolle über die künftige Entwicklung des Areals und der dort stehenden Gebäude zu behalten. 2019 wurde ein bedingter Kaufvertrag mit dem inzwischen seit rund drei Jahren dort ansässigen Immobilienentwickler Herecon abgeschlossen. Dieser wollte dort ein „4 Sterne Plus“-Hotel mit eigener Zufahrtsstraße errichten. Auf die Proteste und Bürgerinitiativen zum Schutz des besonderen Gebiets reagierte die Herecon Projekt GmbH in Absprache mit der Gemeinde Bernau mit einer umfassenden Neuausrichtung.

Statt einem Hotel mit über 100 Betten sollen dort nun nur noch 25 bis 28 Chalets und einige Appartements entstehen. Auf die eigene Zufahrtsstraße wird verzichtet. Eine Bebauung der landschaftlich schützenswerten Kuppe sei ohnehin nie zur Disposition gestanden, so Tobias Eutermoser von Herecon. Anders als ursprünglich geplant, soll nun nur noch auf rund 8140 Quadratmeter Fläche eingegriffen werden anstatt auf rund 20280 Quadratmeter. Auch die ursprünglich vorgesehene neue Zufahrtsstraße entfällt komplett.

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Der Gemeinderat stimmte vergangenes Jahr mehrheitlich für diesen Plan. In den Augen von Tobias Eutermoser und des Gemeinderats von Bernau hat Herecon damit viel Initiative gezeigt, um das Immobilienprojekt auf eine rundum gute Bahn zu bringen – eine Bahn, mit der sich zuletzt auch die Bürgerinitiative zum Schutz des Hitzelsbergs zufrieden zeigte. Umso unverständlicher erscheint es Eutermoser daher, dass es in letzter Zeit immer häufiger zu rücksichtslosem Verhalten am Hitzelsberg kommt. „Es ist ein Trauerspiel. Der Respekt vor fremdem Eigentum nimmt immer mehr ab. Da wird sorgfältig aufgestapeltes Holz zum Schutz der Hüttenwände einfach auseinandergenommen, um damit zu spielen und dann verstreut auf der Wiese liegen gelassen. Da werden Lagerfeuer mitten auf der grünen Wiese angezündet und unbeaufsichtigt verlassen. Aufgestellte Kunst- und Dekorationsartikel werden einfach verschoben und drohen umzukippen und zu Bruch zu gehen. Leere Flaschen, Pizzakartons und Hundehaufen bleiben einfach liegen. Das gehört sich einfach nicht.“ Nicht nur gegenüber der Natur würden sich immer mehr Spaziergänger und Schaulustige rücksichtslos verhalten, auch die Privatsphäre der dort Arbeitenden würde zunehmend ignoriert, so Tobias Eutermoser. „Immer wieder klettern Menschen über Tore und Zäune, um dann bei uns im Innenhof zu stehen, unsere Terrasse zu betreten und durch die Fenster zu schauen.“ Da müsse einem eigentlich bewusst sein, dass man Regeln – auch des Anstands – übertritt, resümiert Eutermoser. Darauf angesprochen, würden viele „Besucher“ jedoch ungehalten reagieren, einige sogar beleidigend – einer drohte sogar mit Gewalt.

„Keinerlei Rücksicht auf diese Natur“

Bernaus Bürgermeisterin fasst die Stimmung folgendermaßen zusammen: „Was einfach bitter ist, ist dieser Gegensatz. Auf der einen Seite kämpft die Bürgerinitiative – und das völlig zurecht – für den Erhalt der besonderen Natur hier oben. Auch die Untere Naturschutzbehörde hat sich klar geäußert zum schützenswerten Status. Und auf der anderen Seite nehmen nun einige andere keinerlei Rücksicht auf diese Natur und das Engagement der neuen Eigentümer.“ Das will in Biebl-Daibers Augen nicht zusammenpassen.

„Wenn sich die Leute für den Hitzelsberg interessieren und dort oben spazieren gehen, sind sie ja total willkommen. Für uns war das nie ein Thema. Wir freuen uns darüber. Aber ich muss ja nicht über irgendwelche Zäune steigen“, so Tobias Eutermoser, der sich „mehr gegenseitigen Respekt“ wünscht. „Wir wollen die wunderbare Naturlandschaft auch jedem Spaziergänger zugänglich machen. Doch nur, wenn auch Achtung unserem Besitz gegenüber besteht.“

Das Betriebsgelände ist eigens mit Weidezäunen markiert worden.

Durch die Häufung an Vorkommnissen in den letzten Monaten, sehe sich Herecon nun leider gezwungen, das Erlebnis Hitzelsberg einzuschränken. Die Grundgrenze ist inzwischen mit einem Weidezaun abgegrenzt, „um“, wie es in einer schriftlichen Erklärung des Unternehmens heißt, „den direkten Zugang und den Vandalismus bis auf Weiteres einzuschränken. Sobald die geplante Nutzung mit Gastronomie und Chalets aufgenommen wird, planen wir für Spaziergänger, die sich uns und unserem Eigentum gegenüber angemessen verhalten, den Zugang zum Hitzelsberg wieder zu ermöglichen.“

Von Vandalismus und zunehmender Rücksichtslosigkeit auch im im Gemeindegebiet Bernau berichtet Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. Das beste Beispiel sei der Hartplatz an der Grundschule, der nach Silvester derart verwüstet und beschädigt erschien, dass man Anzeige erstattete und nachgedacht habe, ihn für rund 50 000 Euro komplett zu erneuern. „Wir haben die Polizei Prien eingeschaltet, die inzwischen ermittelt hat, wer für die Schäden verantwortlich ist“, so Biebl Daiber. Die Verursacher scheinen jedoch Glück zu haben: Ein Spezialreinigungstrupp kann die Schäden eventuell für rund 4000 Euro ausbessern„Natürlich ist das Schulgelände irgendwie ein öffentlicher Raum. Und von mir aus darf man hier auch gerne verweilen, es ist total schön hier“, beschreibt Irene Biebl-Daiber die Begebenheiten. „Wir haben auch überhaupt kein Problem, wenn man sich abends am Amphitheater trifft. Ich weiß, da schaut voll schön die Sonne hin. Aber halt bitte ohne Scherbenhaufen und Verwüstungen“, wie sie laut Irene Biebl-Daiber wöchentlich teils mehrfach vorkämen. Sie appelliert an die Verursacher: „Das ist die Schule, da haben 200 Schulkinder jeden Tag ihren Spaß, es ist ein geschützter Raum. Bitte nehmt Rücksicht darauf.“

Sicherheitswacht im Gespräch

Probleme würden auch immer wieder Graffitischmierereien verursachen, wie sie vor allem am Kinderhaus Eichet und am Jugentreff vorkommen, so Biebl-Daiber. „Ich finde es traurig, wenn Kinderhäuser beschmiert werden.“ Und es sei auch schlichtweg ärgerlich, denn zur Beseitigung der Schäden müsse die öffentliche Hand Arbeitskraft und Gelder – das Geld der Bürger – einsetzen.

„Das letzte, wirklich das allerletzte, was ich will, ist es, das Schulgelände abzuzäunen“, so Irene Biebl-Daiber. Worüber sie aber durchaus nachdenkt, sind häufigere Polizeistreifen und ein Einschalten der Sicherheitsgemeinschaft „Bürger und Polizei im Dienstbereich der Polizeiinspektion Prien“, deren zweite Vorsitzende sie ist. Bürger drehen hier ehrenamtlich ihre Runden, um Präsenz zu zeigen und Verstöße festzuhalten.

Über Tore wie dieses wird geklettert, um in das Privatgeländer zu gelangen. Vom Eigentümer angesprochen, reagieren viele ungehalten oder sogar aggressiv.

Zunächst möchte es Bernaus Bürgermeisterin aber noch einmal im Guten probieren mit einem Bürgermeisterbrief und dem Aufruf, Augen und Ohren offen zu halten. Diesem Wunsch schließt sich auch Peter Steindlmüller an, der für Bernau als Obmann im Bayerischen Bauernverband tätig ist. Denn auch er bemerkt zunehmend, dass sich immer mehr Menschen gegenüber der Natur und landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht angemessen verhalten und sich wünscht: „Bleibt bitte auf den Wegen, um die Wildtiere nicht zu schwächen, und hinterlasst keinen Müll auf den Wiesen.“

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