Ein Blick hinter die Kulissen
Urlaub auf Schloss Hohenaschau – Wer darf hier hochherrschaftlich residieren?
Die Urlaubs-Saison auf Schloss Hohenaschau hat begonnen: 35 Zimmer stehen für 100 Gäste bereit. Doch wer darf im jahrhundertealten Prachtbau residieren? Kann sich dafür jeder bewerben?
Aschau im Chiemgau – Die Tourismussaison hat begonnen, doch die Pforten von Schloss Hohenaschau öffnen sich nur im Rahmen von Führungen. Dann dürfen die Besucher wie Schlossherren durch die historischen Gemäuer wandeln, die Schlosskapelle, den Innenhof der historischen Ringburg, Gewölbekeller, Lauben-, Preysing- und Ahnensaal sowie Prunktreppenhaus besichtigen.
Ein Großteil der Schlossanlage bleibt der Allgemeinheit verborgen. Das Schloss ist im Besitz der Bundesrepublik, wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet und vom Sozialwerk der Bundesfinanzverwaltung - einem gemeinnützigen Verein - als Ferienwohnheim gepachtet und betrieben. Wir durften einen Blick hinter die Kulissen des „Wohnheimes“ werfen und fragten nach, wer auf Schloss Hohenaschau eigentlich hochherrschaftlich residieren darf.
Hier kann jeder Urlaub machen
„Nicht nur unsere Mitglieder“, erklärt ein Sprecher des Sozialwerkes. „Jeder kann sich für einen Urlaub auf Schloss Hohenaschau bewerben, der die Voraussetzungen der Gemeinnützigkeit erfüllt.“ Wie ein privater Urlaub gemeinnützig wird? Ganz einfach: „Die Gemeinnützigkeit ist beispielsweise gegeben, wenn der Arzt dem Urlauber bescheinigt, dass er erheblich erholungsbedürftig ist“, erläutert der Sprecher des Sozialwerks.
Die Belegung des „Ferienhauses“ wird vom Sozialwerk gemanagt. 35 Zimmer mit 100 Betten und Größen zwischen zwölf und 70 Quadratmetern stehen in Kavalier-, Vogel- und Preysingbau zur Verfügung. Über die Buchungshotline 0228/30 31 32 33 können Interessenten freie Plätze und Preise erfragen sowie ihre Bewerbung abgeben – möglichst weit im Voraus.
Doch auch wenn sie in einem echten Schloss wohnen: Ein Luxusurlaub erwartet sie hier nicht. Das Schloss ist nicht barrierefrei. Nur wenige Zimmer verfügen über ein eigenes Bad oder eine eigene Küche. Die meisten sind spartanisch eingerichtet, haben zwar ein Waschbecken, aber kein eigenes Bad oder WC. Die Gäste müssen Handtücher und Verpflegung mitbringen, ihre Unterkunft selbst sauber halten. So wie es in jeder anderen Ferienwohnung eben auch üblich ist.
Im Denkmal gelten strenge Regeln
Die Regeln im denkmalgeschützten Schloss sind streng. Nicht alle Gemeinschaftsräume dürfen von allen genutzt werden. Das „Nürnberger Zimmer“ beispielsweise ist für Kinder und Jugendliche tabu. Für sie gibt es einen extra Fernsehraum in den „Gotischen Zimmern“ im Preysingbau im oberen Teil des Schlosses. Auch Parken vor dem Schloss ist nicht gestattet. Die Gäste dürfen zwar ihr Gepäck vor dem Eingangsportal entladen, müssen dann aber auf dem Parkplatz am Fuße des Schlossberges parken.
Bessere Zufahrt für die Feuerwehr
Momentan können nicht alle Zimmer vermietet werden. Der Kavalierbau ist eingerüstet. Hier baut das Staatliche Bauamt Rosenheim im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Als Bau- und Bodendenkmal steht das Schloss unter Denkmalschutz. Jedes Bauvorhaben braucht eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis, wird von Restauratoren und Archäologen begleitet. Am Kavalierbau – dem vorderen Teil des Schlosses – wurde gerade der Brandschutz verbessert, eine neue Feuerwehrzufahrt geschaffen. „Der Eingangsbereich ist unterkellert. Die Tragkonstruktion musste stabilisiert, der Asphalt abgefräst und erneuert werden“, erklärt Susanna Pfaff vom Staatlichen Bauamt.
Damit im Notfall Menschen aus den oberen Geschossen des sogenannten Vogelbaus im oberen Schlossbereich mit der Drehleiter gerettet werden können, wurde die bestehende Feuerwehrzufahrt erweitert. Die Planungen erfolgten in Kooperation mit der Feuerwehr Aschau. Die Arbeiten wurden vom Garten- und Landschaftsbau Georg Müller aus Atzing ausgeführt. Inzwischen ist die neue Mauer aus Nagelfluh gesetzt. Asphaltiert wird der Bereich erst, wenn die Urlaubssaison wieder vorbei ist.
Umbau von Zimmern und Sanitäranlagen
Im Kavalierbau werden gerade Zimmer und Sanitäranlagen umgebaut. Das besondere Ambiente der historischen Zimmer mit Stuckdecken und Kronleuchtern bleibt erhalten. Im Zuge der Modernisierung kommen die Duschen aus dem Keller auf die Wohnetage. „Die Fenster werden ertüchtigt, Asbestfußböden entfernt und durch Parkett ersetzt, Dach und Fassade saniert“, erläutert Susanna Pfaff. Sie demonstriert die Funktion eines historischen Rollladens, der noch in Metallschienen geführt wird. Einziger Unterschied zur Entstehungszeit 1908: Das Holz wurde durch PVC ersetzt. Die Technik aber ist die gleiche.
Bauzeitliche Materialien werden erhalten
„Alle bauzeitlichen Materialien sind erhaltenswert“, beschreibt Pfaff die Herausforderung. So werde auch lockerer Putz nicht einfach abgeschlagen, sondern mit speziellen Verfahren wieder befestigt. Nur großflächig abgebrochener Putz darf erneuert werden, allerdings nach historischer „Rezeptur“.
Die ehemalige Verwalterwohnung des Schlosses wird ans historische Vorbild angepasst, ihre einst zwei Etagen werden wieder über eine Innentreppe verbunden. Künftig könnte sie als große Maisonette-Ferienwohnung zur Verfügung stehen.
Mesnerhaus ist das nächste Projekt
Architektin Susanna Pfaff ist regelmäßig im Schloss Hohenaschau unterwegs, um den baulichen Zustand des Denkmals in Augenschein zu nehmen. „Dringende Erhaltungsmaßnahmen melden wir bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an. Wird das finanzielle Budget genehmigt, können wir die Arbeiten in Angriff nehmen.“ Im kommenden Jahr, so blickt sie voraus, müssten Dach und Fassade des einstigen Mesnerhauses saniert werden, in dem heute Prientalmuseum und Burgladerl beheimatet sind.
Vor jedem Zimmer informiert eine Tafel über historische Details – beispielsweise über die Gestaltung des „Nürnberg-Zimmer“ mit seinen Holztäfelungen, Kassettendecken und Gemälden flämischer Maler. Auch diese Infotafeln haben eine besondere Geschichte: „Ursprünglich waren es handschriftliche Zeichnungen“, erinnert sich Architektin Pfaff. Ein Gast aus Hamburg, der regelmäßig auf Schloss Hohenaschau Urlaub machte, hatte sie aus Liebe zum Schloss angefertigt. Die Texte wurden nun in ein neues modernes Beschilderungssystem integriert. Und so kann jeder, der heute auf Schloss Aschau hochherrschaftlich residiert, auch ein Stück Geschichte mit nach Hause nehmen.




