Katastrophenzug ins Mangfalltal geschickt
Blitzeinschlag und vollgelaufene Keller: Hier hat das Unwetter in der Region besonders gewütet
Überflutete Straßen, Blitzschlag, vollgelaufene Tiefgaragen: Während das Unwetter am Donnerstagabend (23. Mai) in vielen Teilen der Region glimpflich verlief, hatten die Feuerwehren punktuell alle Hände voll zu tun. Wo das Unwetter die Einsatzkräfte besonders in Atem hielt.
Von Hubert Hobmaier, Julian Baumeister und Mathias Weinzierl
Feldkirchen-Westerham/Rosenheim/Traunstein – Keine großflächigen Verwüstungen, dafür aber punktuell heftige Unwetterszenarien – so fällt die Bilanz zu den unwetterartigen Hagelschauern und Regenfällen am Donnerstagabend (23. Mai) in der Region aus. Im Landkreis Rosenheim hatte es die Gemeinde Feldkirchen-Westerham besonders hart erwischt. Dort waren die Feuerwehren zwischen 17 Uhr und Freitag (24. Mai), 2 Uhr, quasi im Dauereinsatz. Die gute Nachricht: Personen wurden nicht verletzt. Welchen finanziellen Schaden die Wetterkapriolen angerichtet haben, dazu konnten die Einsatzkräfte noch keine Angaben machen.
Die Integrierte Leitstelle Rosenheim (ILS) verzeichnete am Donnerstagabend insgesamt rund 60 Einsätze, wie Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, auf OVB-Anfrage mitteilte. Dabei habe es sich hauptsächlich um vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und einige wenige Bäume, die auf die Straßen gekracht waren, gehandelt. Auch das Polizeipräsidium Oberbayern Süd hatte nach eigenen Angaben „kaum Einsätze“ zu verzeichnen.
Von überfluteten Straßen bis zu vollgelaufenen Tiefgaragen
Rosenheims Kreisbrandrat spricht gegenüber dem OVB ebenfalls von einem „relativ ruhigen“ Abend im Landkreis Rosenheim – mit Ausnahme der Gemeinde Feldkirchen-Westerham. Dort hatten die Feuerwehren innerhalb weniger Stunden laut Schrank zwischen 30 bis 40 Einsätzen zu meistern, wobei es dort vor allem zu überfluteten Straßen sowie vollgelaufenen Tiefgaragen und Kellern gekommen war. Sonst habe es im Landkreis nur vereinzelt wetterbedingte Einsätze gegeben, so unter anderem in Pfaffing, wo es laut Schrank ebenfalls zu überschwemmten Straßen gekommen war. Schrank: „Für die Betroffenen ist das natürlich immer dramatisch, aber die Gesamtsituation war aus Feuerwehrsicht nicht unbedingt außergewöhnlich.“
In der westlichsten Gemeinde des Landkreises Rosenheim, in Feldkirchen-Westerham, blieb den Einsatzkräften hingegen kaum Zeit zum Durchschnaufen. „Ich habe 1999 das Pfingsthochwasser miterlebt. Am Donnerstagabend war es nicht viel anders“, findet Sven Gericke, Kommandant der Feuerwehr Feldkirchen-Westerham. Nach dem ersten Gewitterschauer gegen 16.45 Uhr trudelten bei der Feuerwehr bereits die ersten Hilferufe aus der Bevölkerung ein. „Die haben wir dann nach und nach abgearbeitet. Ab 17.30 Uhr ging‘s dann aber so richtig los und hat sich dann bis 2 Uhr nachts durchgezogen.“
Unwetter trifft Feldkirchen-Westerham heftig




Feuerwehr Vagen kommt mit einem Damm zum Aufblasen
Aufgrund der Vielzahl an Einsätzen hatte die Feldkirchen-Westerhamer Wehr schließlich den Hochwasser-Katastrophenzug aus des Landkreises angefordert, woraufhin sich zahlreiche Feuerwehren, vor allem aus dem Altlandkreis Bad Aibling, mir ihren Hilfskräften auf den Weg in die Kommune machten. Rund 150 Einsatzkräfte waren schließlich im Einsatz, darunter die Feuerwehr aus dem Feldkirchen-Westerhamer Gemeindeteil Vagen, die mit dem mobilen Hochwasserschutz – einem Damm zum Aufblasen – ins Feldkirchener Zentrum ausrückte. „Bei uns in Vagen war es bis auf den Kotbach, der übergelaufen war und auf ein Anwesen strömte, relativ ruhig“, berichtet Vagens Kommandant Matthias Danner, der daher gemeinsam mit seinen Kollegen gerne den Nachbarn zuhilfe eilte.
Nachbarschaftshilfe, die auch die Einsatzkräfte aus Feldolling gerne geleistet hätten – aber nicht konnten. „Derzeit ist unser einziges Feuerwehrfahrzeug in Reparatur, daher hat uns die Leitstellen außen vor gelassen“, erklärt Feldollings Zweiter Kommandant Manuel Mayer. Er selbst sei aufgrund der eingeschränkten Mobilität seiner Wehr daher froh gewesen, dass die Einsatzlage im Gemeindeteil Feldolling „recht unspektakulär“ gewesen sei. In wenigen Tagen erwartet Mayer das reparierte Fahrzeug jedoch zurück.
Während die Ehrenamtlichen aus Feldolling also zwangsweise zum Nichtstun verdammt waren, arbeiteten die Einsatzkräfte aus der Region nur wenige Kilometer weiter die unterschiedlichen Einsatzszenarien ab. Diese reichten von der Überflutung der Staatsstraße 2078 und der dortigen Nebenstraßen, nachdem der Dorfbach über die Ufer getreten war, bis zu einigen vollgelaufenen Tiefgaragen und Kellern. Im Weiler Unterwertach waren die Wassermassen zudem bis in die Halle eines Unternehmens eingedrungen.
Tiefergelegter BMW bleibt in den Wassermassen liegen
Ein besonders kurioser Vorfall ereignete sich kurz vor dem Ortsausgang Feldkirchen in Richtung Aschbach: Vom Pfarrer-Huber-Ring aus wollte ein Autofahrer mit seinem BMW auf die Staatsstraße 2078 gelangen, bleib mit seinem Gefährt aber schließlich im See, der sich auf der Straße gebildet hatte, stecken. „Der hat genau gesehen, dass alles dicht ist. Und trotzdem ist er mit seinem tiefergeleten Fahrzeug da reingefahren“, hält sich das Mitglied Gerickes mit dem BMW-Fahrer in Grenzen. Das Fahrzeug habe sogar Freitagfrüh (24. Mai) dort noch gestanden. Gericke: „Der Fahrer wird nun erst einmal versuchen müssen, den Motor wieder zum Laufen zu bringen.“
Während es in Feldkirchen-Westerham also die Wassermassen waren, die die Einsatzkräfte stundenlang auf Trab hielten, war es im Landkreis Traunstein vor allem ein Blitzschlag, der die Rettungskräfte forderte. Rund 150 Feuerwehrler waren im Einsatz, nachdem gegen 18.30 Uhr im Traunsteiner Stadtteil Kammer ein Blitz in einen Stadel eingeschlagen und ein Feuer ausgelöst hatte. Durch die ersten Löschversuche der Bewohner und das beherzte Eingreifen der Feuerwehr konnte ein Großbrand aber verhindert werden. Verletzt wurde niemand, die Schadenshöhe ist noch völlig offen.
Feuerwehreinsatz auf Bauernhof in Kammer nach Blitzeinschlag




Heu- und Strohballen werden aus dem Gebäude gebracht
Vor Ort kümmerten sich die Besatzungen der beiden Löschfahrzeuge der Feuerwehr Kammer um das Ablöschen der restlichen Flammen. Dazu wurden zwei Atemschutztrupps im Inneren des Gebäudes eingesetzt. Die Suche nach eventuell vorhandenen Glutnestern gestaltete sich hingegen schwierig. Die in dem Stadl gelagerten Heu- und Strohballen mussten erst mittels Lader entfernt werden, damit sämtliche Bereich für die Einsatzkräfte einsehbar waren und mittels Wärmebildkamera kontrolliert werden konnten. Nach etwa eineinhalb Stunden waren diese Arbeitsschritte erledigt, der Einsatz konnte seitens der Feuerwehr beendet werden.
Bereits Freitagfrüh (24. Mai) liefen dann in den Kommunen, in denen das Unwetter Schäden hinterlassen hatte, Aufräumarbeiten an. „Unser Bauhof ist unterwegs und kontrolliert beispielsweise die Bäche im Ort“, berichtet Karolin Peidli, Leiter des Ordnungsamtes der Gemeinde Feldkirchen-Westerham, gegenüber dem OVB. „Sie schauen vor allem, ob durch die Wassermassen etwas angeschwemmt worden ist, was dann die Durchläufe verstopfen könnte, und werden diese gegebenenfalls dann reinigen.“ Damit die Kommune für ein weiteres Unwetter bestmöglich gerüstet ist.





