Seit der Übernahme durch die Stadt
„Unverschämtheit“: Warum die Rosenheimer Bus-Fahrgäste bei 34 Grad schwitzen müssen
Beim Rosenheimer Busverkehr läuft nach der Übernahme durch die Stadt noch nicht alles glatt. Im Sommer fällt ein Kritikpunkt besonders auf. Was der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft dazu sagt.
Rosenheim – Es war eine überraschende Nachricht. Im März übernahm die Stadt Rosenheim alle Busse und Mitarbeiter des Stadtverkehrs und gründete eine eigene Verkehrsgesellschaft. Für Oberbürgermeister Andreas März war das ganz klar „der richtige Weg“. Die damit einher gehende Hoffnung war es, dass nun endlich alles besser wird. Doch so ganz rund läuft es noch nicht – und auch politisch müsste noch an einigen Stellschrauben gedreht werden.
„Man fühlt sich vergessen“
„Wir haben vom Übergang noch einiges aufzuarbeiten“, sagt Tobias Weiß, der seit der Übernahme der Geschäftsführer der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft ist. Man sei dahinter, sich um alles zu kümmern. Und das sollte zeitnah geschehen, wenn man Personen zuhört, die regelmäßig den ÖPNV der Stadt nutzen. Adelheid Schulz zum Beispiel ist enttäuscht von der mangelnden Zuverlässigkeit der Busse. „Es ist nicht zu fassen“, sagt die 82-Jährige. „Man fühlt sich vergessen.“ Schon häufiger sei es ihr passiert, dass sie zwei Stunden an der Haltestelle nahe ihrer Wohnung stand und vergeblich auf den Bus wartete.
„Mein Nachbar hat mich schon zweimal gefahren, nachdem er gesehen hat, wie ich dort ewig stand“, erzählt sie. Man müsse sich mittlerweile einfach damit abfinden, dass die Busse nicht pünktlich seien. Bei der Stadt sieht man das anders. „Der Busverkehr ist attraktiv“, sagt Pressesprecher Christian Baab. „Die Menschen müssen nur mal einsteigen. Dann sehen sie auch, dass die Busse pünktlich und zuverlässig fahren.“ Fahrermangel gebe es nicht, man sei derzeit sogar zwei Fahrer im Plus. Und auch Ausfälle hat es in diesem Jahr bisher nur einen aufgrund eines technischen Defekts gegeben, sagt Weiß.
Über 34 Grad im Stadtbus
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind das eine. Doch sitzt man dann einmal im Bus, enden die Probleme nicht automatisch. Ein Leser, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet von tropischen Temperaturen im Fahrzeug. Er habe auch testweise die Temperatur gemessen. Draußen hatte es an diesem Tag rund 29 Grad. Im Bus waren es deutlich über 34 Grad. Nicht einmal die kleinen Kippfenster waren geöffnet. Auch eine weitere Leserin berichtet von unerträglicher Hitze in den Bussen. „Eine Unverschämtheit ist das“, sagt sie.
Ausnahme oder doch Dauerzustand? Die Antwort von der Stadt ist klar: „Es gibt in unseren Bussen nur für den Fahrerplatz Klimaanlagen“, sagt Weiß. „Dadurch, dass wir im Durchschnitt 300 Meter Abstand zwischen den Haltestellen haben, würde sich die Anlage zu Tode arbeiten.“ Für die Fahrgäste ein schwacher Trost. Gerade für ältere Menschen und Babys, die besonders mit der Hitze zu kämpfen haben, sind auch 15 Minuten bei sengender Hitze nicht erträglich.
Wirtschaftlichkeit vor Komfort
Die Stadt nennt als Grund für die mangelnde Abkühlung nicht nur den „Klimaschutz“, sondern auch den Aspekt der Wirtschaftlichkeit. „Am bestehenden Bus kann man keine Klimaanlage nachrüsten“, sagt Weiß. Für die nächste Beschaffung werde man dies dann prüfen. Er macht aber auch deutlich: „So ein Bus ist in günstiger Variante schon richtig teuer.“ Das betont auch Baab. „Wir wollen immer alles haben, man darf aber nicht vergessen, dass wir hier mit Steuergeldern hantieren. Wenn ein Bus mit Klimaanlage 50.000 Euro mehr kostet, muss man sich das durchaus überlegen.“
Dass man keine Klimaanlage nachrüsten könne, ist allerdings nicht korrekt. Auf Nachfrage beim Bus-Hersteller MAN heißt es: „Abhängig von der Baureihe ist eine Nachrüstung von Klimaanlagen bei unseren Bussen grundsätzlich problemlos möglich.“ Die Kosten für eine Klimaanlage bei Neufahrzeugen liegen dem Hersteller zufolge „im niedrigen fünfstelligen Bereich“.