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Lärm, Staub und Dreck?

„Unmenschlich“? „Eine Zumutung“? Ramerberger laufen Sturm gegen geplanten Kiesabbau

Hier in Sendling soll möglicherweise eines Tages Kies abgebaut werden, zum Leidwesen der Anwohner.
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Hier in Sendling soll möglicherweise eines Tages Kies abgebaut werden, zum Leidwesen der Anwohner.

Eine Griesstätter Firma plant zukünftig in Sendling Kies abzubauen. Die Anwohner sind alles andere als begeistert und der Gemeinderat steckt in einer Zwickmühle.

Ramerberg – Es war ein proppenvoller Saal in der jüngsten Ramerberger Gemeinderatssitzung. Denn neben dem Sportplatz stand ein weiteres Thema, das die Ramerberger derzeit umtreibt, auf der Tagesordnung: die geplante Kiesgrube in Sendling. In der Januar-Sitzung hatte der Gemeinderat einen Beschluss zur Thematik vertagt, um den Anliegern des Gebiets die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern (wir berichteten). Diese folgten der Einladung des Gremiums nur zu gerne. Heraus kam vor allem eines: Die Anwohner sind sauer und unzufrieden.

Gemeindestraße soll verlegt werden

Sebastian Wagner von der Tiefbaufirma Rudolf Mayer GmbH aus Griesstätt fasste die Sachlage noch einmal zusammen. Die Firma plane, an der B15 etwa 15.000 Kubikmeter Kies pro Jahr abzubauen. Umgrenzt werden soll das Areal mit einem Wall. Für die Gemeinde würden dabei etwa 16.000 Euro Gewerbesteuer rausspringen. Nach Abschluss der Abgrabungen soll ein Natursee entstehen. Um die Zufahrt zur Grube zu vereinfachen, soll die gemeindliche Verbindungsstraße verlegt werden. Dafür braucht es aber die Zustimmung des Gemeinderats.

In bayerisch-spitzbübischer Art versicherte Wagner dem Gremium, dass eine Verlegung der Straße auch im Sinne der Anlieger sei. So könne ein Abstand von 20 Metern zum nächsten Anwesen gewährleistet werden, was vorteilhaft für den Lärm- und Staubschutz sei. Doch vielleicht war die saloppe Vorstellung auch nur ein Versuch, über die Probleme hinwegzutäuschen. Denn obwohl Wagner versicherte, die Firma wolle, dass „alle zufrieden sind“, ist es eine Gruppe ganz und gar nicht: die Anlieger. „Wir haben acht Schreiben bekommen“, erklärte Bürgermeister Manfred Reithmeier (UWR) im Gemeinderat. Alle seien von Anliegern und alle hätten enorme Bedenken geäußert. Insbesondere der Lärm durch den Abbau und die Zufahrt sowie die zukünftige Staubentwicklung bereite ihnen Sorgen.

Staub, Lärm und Dreck durch die B15

Noch deutlicher machten es die Aussagen der anwesenden Anwohner, denen das Gremium zeitweise das Wort erteilte. „Ich finde das unmenschlich“, stellte eine Anliegerin fest. „Wir wohnen direkt an der B15. Wir haben sowieso schon Lärm, Staub und Dreck und jetzt wollt ihr da auch noch eine Kiesgrube hinstellen.“

„Ich mache mir Sorgen, um mein Haus“, meinte eine weitere. Es komme schon jetzt regelmäßig zu Hochwasser durch den naheliegenden Katzbach, bei einer so gravierenden Änderung der Bodenbeschaffenheit durch ein Kieswerk werde die Problematik noch verstärkt, so die Befürchtung.

Die Versicherungen Wagners – „Wir machen natürlich ein geologisches Gutachten“ und „Wir kommen durch den Wall in eine sehr geringe Staubbelastung“ – konnten nicht zur Beruhigung der Anwohner beitragen. Einen Wall vor der Haustür, der die Sicht versperre, das käme nicht infrage. „Das kann ich verstehen“, versicherte Wagner, „das würde ich auch nicht wollen.“ Der Wall werde so gebaut, dass darüber hinweg gesehen werden könne. „Dann haben wir aber wieder den Lärm da“, stellte eine Anwohnerin fest.

Zwickmühle für den Gemeinderat

Es wurde deutlich: Die Anlieger sind gegen das Vorhaben. Deutlich wurde aber auch: Sollte die Kiesgrube kommen, dann würden sich die Bürger eine Verlegung der Straße wünschen. Eine Zwickmühle für den Gemeinderat. Bernd Stawiarski (NRL/FWG) stellte fest: „Acht von acht Anliegern sind dagegen. Ich tue mich schwer, da zuzustimmen, wenn alle dagegen sind.“ Bürgermeister Manfred Reithmeier (UWR) wies darauf hin, dass es im Gremium ja nicht um die Kiesgrube, sondern um die Verlegung der Straße gehe. Stawiarski widersprach jedoch: „Wir als Gemeinderat müssen die Bürger schützen. Das ist unsere Aufgabe.“

Konrad Fuchs (NRL/FWG) sah dies ähnlich: „Das ist eine Staubentwicklung für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre. Wenn die Anwohner da dagegen sind, dann sollten wir als Gemeinderat dagegen stimmen.“

„Wir sind keine Entscheidungsträger“, stellte allerdings Petra Hölzle (NRL/FWG) fest. Das bestätigte auch Verwaltungsleiter Maximilian Brockhoff. Die Entscheidung liege bei den überörtlichen Behörden. Es könne zwar sein, dass die Gemeinde im Verfahren noch einmal zu ihrer Meinung befragt werde, dennoch sei der Einfluss des Gemeinderats hier sehr gering.

Stawiarski sah es dennoch als seine Aufgabe an, hierzu eine Entscheidung zu treffen. „Die Anwohner sind heute alle hier. Sie erwarten etwas von uns. Wir sollten uns selbst heute einen symbolischen Akt auferlegen und dagegen stimmen.“

„Das ist eine Zumutung“

Sophia Schuster (UWR) tat sich jedoch schwer damit. „Ich sehe das ganze Vorhaben grundsätzlich auch als schwierig an. Vor die Haustüre eine Kiesgrube zu bekommen, das halte ich für eine Zumutung.“ Allerdings stelle sich das Problem mit der Straße da, denn die Gemeinde sei ja grundsätzlich für deren Verlegung, sollte die Grube gebaut werden. „Wir können doch nicht jetzt dagegen stimmen und in ein, zwei Jahren, wenn die Kiesgrube dann kommt, die Verlegung der Straße wollen.“ Sie plädierte dafür, die Entscheidung zu vertagen.

Hölzle brachte noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Jetzt gehört uns die Straße. Wenn wir sie verlegen, ist sie auf dem Grund des Kieswerks.“ Eine Nutzung könne zwar über Widmungen geregelt werden, trotzdem sollte diese Tatsache berücksichtigt werden.

Trotz der komplexen Sachlage konnte sich der Gemeinderat schließlich auf einen Beschluss einigen. Einstimmig sprach sich das Gremium grundsätzlich gegen die Kiesgrube aus, sollten die überörtlichen Behörden jedoch anders entscheiden, sei die Gemeinde für die Verlegung der Straße.

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