Aufpasser verzweifelt gesucht
Alles andere als ein Kinderspiel: So lernen Wasserburger das Babysitten
Es ist der klassische Einstieg in das erste selbstverdiente Geld: Babysitten. Doch was tun, wenn das Kleinkind einen Trotzanfall bekommt oder sich das Knie aufschrammt? Das Elternnetz Wasserburg weiß Rat.
Wasserburg - Erzieherin Manuela Diemand-Rath erinnert sich noch gut daran, wie unsicher sie sich fühlte, als sie als Teenagerin zum Babysitten ging. Und wie peinlich es war, wenn das Kind, das schlafend übergeben wurde, aufwachte und nicht mehr beruhigt werden konnte, sodass die Eltern vorzeitig heimeilen mussten. Auch Edith Maier, von Beruf Kinderkrankenschwester, hat solche Szenen als junge Babysitterin erlebt. Die beiden Frauen, Mitglieder im Elternnetz Wasserburg, bieten deshalb einen Kompakt-Kurs an - übrigens nicht nur für junge Leute, wie sie betonen, sondern für alle, die sich für diese Aufgabe interessieren. „Das können auch ältere Menschen sein - Ersatz-Omas und -Opas beispielsweise“, sagen sie. Und gerne auch Männer aller Altersgruppen, denn auf Kinder aufpassen, das ist nach ihren Erfahrungen nicht nur was für Frauen.
Babysitter werden gesucht. Der Bedarf ist groß, stellt Ethel D. Kafka, Leiterin des Bürgerbahnhofs in Wasserburg, fest. Auch Maier, freiberufliche Familien-Kinderkrankenschwester und Babylotsin, wird oft gefragt, ob sie nicht jemanden weiß, der mal einspringen kann. Typische Fälle: Mutter oder Vater müssen Behördengänge erledigen, zum Arzt oder zum Einkaufen, Paare möchte sich abends mal für zwei Stunden eine kleine Auszeit nehmen, um zum Essen oder ins Kino zu gehen. Vor allem Alleinerziehende benötigen nach Erfahrungen von Diemand-Rath, die auch eine Kindertagespflege in Wasserburg betreibt, stundenweise Entlastung. „Auch sie haben ein Anrecht darauf, sich mal mit einer Freundin zu treffen oder in Ruhe einen Einkauf zu erledigen“, findet sie.
Diemand-Rath und Maier werden oft gefragt, ob sie nicht eine Babysitterin oder einen Babysitter empfehlen können. „Das fällt uns leichter, wenn wir wissen, dass jemand den Kurs absolviert hat. Dann können wir sie oder ihn mit gutem Gewissen vorschlagen“, sagen sie. Gerne würde der Förderverein Wasserburger Elternnetz, der sich die Unterstützung von Familien mit kleinen Kindern auf die Fahnen geschrieben hat, sogar einen Babysitter-Personalpool für Wasserburg aufbauen.
Die notwendige Sicherheit im Umgang mit Kleinkindern soll der eintägige Kurs geben. Das Programm haben Maier und Diemand-Rath entwickelt. Im Fokus: pädagogisches und etwas medizinisches Grundwissen, außerdem die Basisinformationen über Erste Hilfe am Kind.
Sicherheit im Kinderzimmer
Der Kurs findet unter dem Dach der Volkshochschule Wasserburg statt - in Kooperation von Elternnetz-Förderverein, Awo Wasserburg und Bürgerbahnhof. Diese sponsern die Kosten, deshalb beträgt die Teilnehmergebühr nur 15 Euro. Geld, das gut angelegt ist, finden die Kursleiterinnen. Denn wer teilgenommen habe, könne mit Recht mehr Honorar verlangen - etwa zehn bis 15 Euro pro Stunde, je nachdem, wie betreuungsintensiv der Einsatz ist. Schläft ein Kind schon, wenn der Babysitter kommt, wird weniger gezahlt als wenn es mit dem Mädchen oder Buben auf den Spielplatz geht, erläutern die Kursleiterinnen.
Ihr Schulungsangebot gebe die notwendige Sicherheit für den Einsatz im Kinderzimmer, weiß Maier, die schon zwei Kurse in Griesstätt mit Erfolg durchgeführt hat. „Lauter junge Mädels, die sich danach gut vorbereitet fühlten“, sagt sie. Manchmal komme es sogar vor, dass junge Leute Geschmack an der Kinderbetreuung fänden und sich für einen Beruf in diesem Bereich interessieren würden.
Babysitter können nach Erfahrungen der Kursleiterinnen durchaus in Situationen geraten, bei denen sie sich überfordert fühlen - etwa wenn ein Kleinkind schreit und nicht mehr zu beruhigen ist, partout seinen Kopf durchsetzen will, den Brei nicht annimmt. Oder auf dem Spielplatz von der Schaukel fällt. Dann heißt es, zu beurteilen, ob es sich nur um einen kleinen Zwischenfall handelt, der mit einem Pflaster auf der Wunde vom Tisch ist, oder um mehr. Auch das Wickeln und Füttern muss gelernt sein. Welches Spielangebot altersgerecht und passend ist, auch das erfahren die Kursteilnehmer. Sie lernen auch, dass sie nicht da sind, um ein Kind von der ersten bis zur letzten Sekunde zu bespaßen oder um den Alleinunterhalter zu mimen, nennen Maier und Diemand-Rath als Beispiel. Denn kleine Mädchen und Buben benötigen nach ihren Erfahrungen auch Ruhe- und Schlafphasen, für das Spiel reichen oft nur Anregungen.
Nachbetreuung möglich
Auch hierzu gibt es Tipps im Kurs. Der Unterricht ist interaktiv - mit praktischen Übungen, auch an einer Babypuppe, berichten die Kursleiterinnen. Jeder Teilnehmende erhalte ein Skript und ein Zertifikat. Der nächste Kurs - Anmeldung über die VHS Wasserburg - ist am Samstag, 4. März, von 9 bis 17 Uhr. Das Angebot richtet sich laut Elternnetz an Interessierte ab 15 Jahren. Sie können sich übrigens danach auch mit Fragen an das Elternnetz wenden. Hier gibt es eine Nachbetreuung für die zertifizierten Babysitter, versprechen Diemand-Rath und Maier.
