Aus für „Stinkbomben“ am Straßenrand
Tuntenhausen: Keine Windelsäcke mehr für junge Familien – warum das Thema Zündstoff birgt
In Tuntenhausen durften junge Eltern bisher ihre „Windelsäcke“ im 14-tägigen Rhythmus zur Entsorgung an die Straße stellen. Da die Stinkbomben für Ärger sorgen, ist bald Schluss damit. Wie die Gemeinde junge Familien motivieren will, auf eine größere Mülltonne umzusteigen.
Tuntenhausen – Die Idee war gut, doch sie ist nicht mehr praktikabel. Seit zehn Jahren unterstützt die Gemeinde Tuntenhausen junge Familien bei der Entsorgung von Babywindeln. Sie kauft pro Jahr für circa 7000 Euro beim Landkreis Restmüllsäcke. Diese werden dann den jungen Familien kostenlos zur Verfügung gestellt. Bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr ihres Kindes können sie sich im Tuntenhausener Rathaus insgesamt 25 Windelsäcke abholen.
Dringende Bitte der Landkreismüllabfuhr
Prall gefüllt werden diese bislang im 14-tägigen Rhythmus mit den Restmülltonnen zur Entleerung an die Straße gestellt. Sehr zum Leid der Landkreismüllabfuhr. Ob es am steigenden Gewicht der Windeln oder an der sinkenden Qualität der Restmüllsäcke liegt, ist nicht ganz klar. Fakt ist aber: 1400 Windelsäcke pro Jahr sind zu einer Zumutung geworden. Die hygienischen Bedingungen schlagen den Mitarbeitern der Müllabfuhr arg auf den Magen. Oft sind sie aufgeplatzt. Dann verteilen sich die „Stinkbomben“ auf den Straßen und müssen händisch eingesammelt werden.
Zudem macht das hohe Gewicht der Säcke den Männern zu schaffen, denn während die Restmülltonnen eingehängt und automatisch angehoben werden, müssen die Säcke in die höher gelegene Öffnung des Containerfahrzeuges geworfen werden. „Wir wurden wiederholt und dringend darum gebeten, diese Entsorgungsform zu beenden“, informierte Bürgermeister Georg Weigl auf der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Zuschuss für eine größere Tonne
Zu den Windelsäcken gibt es zwei Alternativen: einen Windelcontainer am Wertstoffhof oder einen Zuschuss für die Familien. Die Verwaltung schlug dem Gemeinderat vor, den Eltern künftig auf Antrag einen Zuschuss aufs Konto zu überweisen. „Die Höhe des Zuschusses beträgt für die ersten beiden Lebensjahres des Kindes 125 Euro “, erklärte der Bürgermeister. Das entspräche nicht nur dem Gegenwert der Entsorgungskosten für 25 Windelsäcke á fünf Euro, sondern auch der Differenz zur nächstgrößeren Mülltonne.
Und genau das ist das Ziel: Junge Eltern sollen motiviert werden, zumindest temporär zu einer größeren Mülltonne zu greifen. Wie Bürgermeister Weigl auf Nachfrage aus dem Gemeinderat erläuterte, könnten die Familien mit dem Zuschuss aber nicht automatisch dazu gezwungen werden, sich auch wirklich eine größere Tonne zu bestellen.
Den Haushalt der Gemeinde würde die „Windelsackablöse“ mit etwa 11.625 Euro mehr als bisher belasten – vorausgesetzt, dass beispielsweise alle 93 Familien, die im Jahr 2022 Nachwuchs begrüßen durften, einen entsprechenden Antrag bei der Gemeinde stellen. Mit einem einstimmigen Votum besiegelte der Gemeinderat das Ende der Windelsack-Ära. Nach einer Übergangsphase bis Ende des Jahres sollen voraussichtlich ab Januar keine Windelsäcke mehr ausgegeben werden.