Training fürs Köpfchen: Diese Methode wirkt
Absolventin des Priener Ludwig-Thoma-Gymnasiums hilft Gedächtnis auf die Sprünge
Eigentlich wollte Felicitas Kluger nach ihrem Abitur am Priener Ludwig-Thoma-Gymnasium Lehrerin werden. Aber ihr Interesse für Gedächtnistechniken führte die heute 29-Jährige nach Kanada und auf einen anderen Karriereweg.
Prien – Im Jahr 2011 legte Felicitas Kluger ihr Abitur am Priener Ludwig-Thoma-Gymnasium ab. Eigentlich wollte die heute 29-Jährige Lehrerin werden. Doch ihr Weg führte nach dem Ersten Staatsexamen nicht in den schulischen Vorbereitungsdienst, sondern für ein Forschungsvorhaben an die kanadische University of Alberta.
Forschung statt Lehramt
Aus einem Praktikum wurde dann ein kleiner Forschungsaufenthalt in Kanada, bevor es mit dem Vorbereitungsdienst losgeht. Die Zeit bis zum Beginn ihrer zweiten Ausbildungsphase wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Diese Entscheidung sollte ihren Karriereweg maßgeblich verändern.
Inzwischen hat sich Kluger von der Vision verabschiedet, Gymnasiasten in Englisch, Biologie und Geografie zu unterrichten. Stattdessen ist sie in die Forschung gegangen: Neurowissenschaft. Mit einem Ziel: sich mit der Frage zu beschäftigen, wie sich Menschen – auch solche mit Lernschwierigkeiten – Inhalte besser einprägen können. Aus diesem Forschungspraktikum wurde schließlich eine Doktorarbeit, welche Kluger inzwischen abgeschlossen hat.
Aus Praktikum wird Doktorarbeit
Sich viele Informationen zu merken und ohne Probleme aus dem Gedächtnis abrufen zu können, habe nichts mit Genialität zu tun, sagt Kluger. „Es ist spannend, zu wissen, dass Menschen mit guten Gedächtnisleistungen gibt, die beispielsweise an Gedächtnisweltmeisterschaften teilnehmen, welche keinerlei angeborene Fähigkeiten habe“, sagt sie zu jenen Menschen, die sich eine augenscheinlich schier unvorstellbare Menge an Details merken können.
Alles eine Sache der Technik, nicht der Gene. Auch für die gebürtige Höslwangerin waren solche Merktechniken hilfreich. Damals, als sie sich auf die Prüfungen fürs Erste Staatsexamen vorbereitet hatte. Ihre Lernstrategie war letztendlich auch Grundlage für jene Arbeit, mit der sie sich für ihr Forschungspraktikum beworben hatte. „Und dieses Forschungspraktikum war so spannend, dass ich beschloss, daraus eine Doktorarbeit zu machen“, sagt sie. Um Merktechniken und ihre Wirkung messbar zu machen.
Informationen mit Lebenserinnerung verbinden
Ein Klassiker unter diesen Strategien, um sich Informationen leicht abrufbar ins Gedächtnis zu hieven, ist die Loci-Methode. Informationen legt man mit dieser im Kopf entlang einer virtuellen Strecke ab. Verglichen hat sie diese unter anderem mit einem Gedächtnistrick, den sie selbst anwendet und auch ihren Nachhilfeschülern ans Herz gelegt hat:
Bei der autobiografischen Methode verbanden die Probanden des Experiments Informationen mit Erinnerungen aus ihrem Leben. Und dabei hat die LTG-Absolventin herausfinden können: Gerade für ältere Menschen, bei denen bereits Anzeichen für Gedächtnisprobleme hervortreten, eignet sich dieses Vorgehen gut. „Viele können sich noch gut an einen Schwank aus ihrer Jugend erinnern“, sagt Kluger.
Superstar unter den Gedächtnismethoden
Zwei andere Methoden, welche Kluger untersucht hat: Informationen mit einzelnen Körperteilen oder Einzelschritten täglicher Routinen verbinden. Zähneputzen zum Beispiel. Dieses Vorgehen bezeichnet Kluger als Aktivitätsmethode.
Im Ergebnis kann sie inzwischen sagen: Loci- und Körpermethode liegen gleich auf, was das Erinnerungsvermögen angeht.
„Das ist insofern spannend, als dass die Körpermethode bislang nicht wissenschaftlich untersucht wurde“, sagt die Forscherin. Bislang sei die Loci-Methode der „Superstar unter den Gedächtnismethoden“ gewesen. Auch bei der autobiografischen Variante konnte Kluger im Rahmen ihrer Forschung eine deutliche Steigerung der Gedächtnisleistung messen. Weit abgeschlagen, um sich Informationen einzuprägen, war hingegen die Aktivitätsmethode.
Internetanwendung entwickelt
Auch mit Abschluss ihrer Doktorarbeit bleibt Felicitas Kluger am Thema Gedächtnistechniken dran. Inzwischen hat sich ein Forschungskonsortium an der Universität Leipzig gegründet, eine Partnerhochschule der University of Alberta. Entstanden ist dadurch bereits eine Internetanwendung, mit der Interessierte selbst austesten können, ob die autobiografische Methode ihre Gedächtnisleistung verbessert.
Herausfinden will Kluger noch eines: Wie oft und hart müssen Probanden mit den erfolgreichen Gedächtnismethoden trainieren, bis sie sich ohne größere Anstrengung Informationen merken können? Ähnlich wie: Wie gut muss ich ein Instrument beherrschen, um mühelos eine Melodie spielen zu können?
Diese Forschung laufe aber momentan in der Freizeit, berichtet Felicitas Kluger. Denn inzwischen habe sie bei einer Münchener Firma angeheuert, die sich mit Innovationsforschung beschäftige. Ob das schon ihr endgültiger Berufsweg ist oder sie auch hauptberuflich in die Forschung geht, lässt die 29-Jährige offen. Aufgeschlossen für eine Professur zumindest wäre sie.