Schüler fahren mit Bussen zum Sportunterricht
Ende nicht absehbar: Priener Schulturnhalle bleibt Flüchtlingsunterkunft
Seit Februar muss das Priener Ludwig-Thoma-Gymnasium auf seine Schulturnhalle verzichten. Derzeit dient das Gebäude als Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises Rosenheim für Geflüchtete. Als letzte vergleichbare Einrichtung im Kreis. Und ein Ende der Situation scheint noch nicht absehbar.
Prien – Es war Ende Februar, als Schulleiter Andreas Schaller die Mitteilung erreichte, dass der Kreis die Sporthalle am Ludwig-Thoma-Gymnasium (LTG) als Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete nutzen will und die Halle hierfür geräumt werden müsse. „Wir sind die letzte Halle, die noch belegt ist“, sagt Schaller. Dabei habe während der regelmäßigen Gespräche mit dem Landkreis immer wieder Signale gegeben, dass in der Halle bald wieder Sportunterricht stattfinden könne.
Logistischer Aufwand
Für seine Schule mache dies die Unterrichtsplanung in Sachen Sport entsprechend schwierig. Passt das Wetter, könne der Sport auch draußen stattfinden. In anderen Fällen weiche die Schule auf andere Sporthallen aus, was mit einem gewissen logistischen Aufwand verbunden sei, für den Transport der Schüler mit Bussen dorthin.
Wenngleich auch in der Nachbarschaft Hallenkapazitäten angeboten wurden, welche das Gymnasium für den Sportunterricht nutzen kann. Denn ausweichen könne das LTG zum Beispiel auf die Sporthalle der Franziska-Hager-Mittelschule.
Dies sei insbesondere für die Oberstufenschüler wichtig gewesen, die Sport als Prüfungsfach im Abitur belegt haben. Man habe schon mit der Ankündigung im Februar, dass die eigene Sporthalle geräumt werden müsse, um eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge einzurichten, reagiert und nach Alternativen gesucht – gerade, um den Schülern gerecht zu werden, die ihre Sportnoten ins Abitur einbringen, berichtet Schaller.
Schüler zeigen Verständnis
Trotz der Umstände zeigten die Schüler seines Gymnasiums großes Verständnis für die Situation, sagt der Schulleiter. „Unsere Schüler sind wahnsinnig hilfsbereit und kooperativ.“ Dies auch mit Blick auf die bislang eingerichteten Willkommensklassen am LTG, die zum kommenden Schuljahr als sogenannte Brückenklassen weitergeführt werden sollen.
Dass die LTG-Sporthalle als einzige derartige Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Rosenheim verbleibt, erklärt sich Schaller unter anderem mit dem Tourismus in Prien. Denn längst seien Ferienwohnungen, in denen zuvor Geflüchtete untergebracht werden konnten, wieder durch Urlauber belegt. Der ohnehin schwierige Wohnungsmarkt in der Chiemseegemeinde dürfte die Suche nach einer geeigneten Unterkunft nicht erleichtern. Schulleiter Schaller hofft nun, dass sich die Situation nach Ende der Hauptsaison wieder entspannt und damit die Gemeinschaftsunterkunft in seiner Schulturnhalle aufgelöst werden kann.
Behörden geben sich vorsichtig
Dabei bleibt unsicher, ob sich diese Hoffnung auch erfüllt. Denn eine Schließung aller Gemeinschaftsunterkünfte in den Kreisen wäre nur dann möglich, wenn keine Geflüchteten mehr unterzubringen wären, wie Bayerns Innenministerium auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen mitteilt. „Aufgrund des derzeitigen Zugangsgeschehens ist hiervon jedoch nicht auszugehen“, heißt es vonseiten der Behörde.
Auch das Landratsamt Rosenheim gibt sich in diesem Belang vorsichtig: „Aufgrund der volatilen Lage durch den Kriegs in der Ukraine kann derzeit keine verbindliche Aussage darüber getroffen werden, wie lange der Betrieb der Unterkunft an der Seestraße in Prien aufrechterhalten werden muss“, antwortet Kreissprecherin Ina Krug auf Anfrage. Dabei seien es keine Ukrainer, sondern vor allem Asylsuchende anderer Nationen, welche in der LTG-Halle unterkämen. Erst für den Herbst habe die Regierung von Oberbayern angekündigt, dass wieder mit einer größeren Anzahl von Menschen aus der Ukraine zu rechnen sei.
Geeignet für längere Nutzung
Den Umstand, dass gerade Prien als letzter Hallenstandort für eine Gemeinschaftsunterkunft verbleibt, erklärt die Behörde indes anders: „Im Vergleich zu den bereits geschlossenen Standorten in Bruckmühl, Bad Aibling und Wasserburg eignet sich der Standort Prien aus baulichen und infrastrukturellen Gründen am ehesten für eine längerfristige Nutzung“, so Krug.
Rund 5600 Geflüchtete pro Monat sind laut Innenministerium im Schnitt in den Monaten Mai, Juni und Juli nach Bayern gekommen. Von diesen verteilt der Freistaat nach einem festgelegten Schlüssel auf die Landkreise, für den Landkreis Rosenheim gilt eine Quote von 5,6 Prozent, was etwa 313 Personen entspricht. Dabei gibt sich das Innenministerium eher pessimistisch, dass diese Zahl alsbald sinken könnte: „Wir gehen nicht davon aus, dass sich das derzeit hohe Zugangsgeschehen in den kommenden sechs Monaten deutlich abschwächen wird.“ In der Gemeinschaftsunterkunft Prien sind, Stand Dienstag, 98 von 218 Plätzen belegt.
