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„Festnahme“ auf dem Salinplatz

Tierischer Einsatz mitten in Rosenheim: Warum die Polizei 500 Bienen in Gewahrsam nehmen musste

Christian Czech und Bienenwaben
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Tierischer Einsatz in Rosenheim: Wieso 500 Bienen im Salingarten rumschwirrten, erklärt der Experte und Imker Christian Czech.

Am Sonntagmorgen rückte die Polizei Rosenheim und Imker Markus Heimbuchner zu einem tierischen Einsatz aus. 500 Bienen wurden auf dem Salinplatz dingfest gemacht. Doch wie verirrten sich die Bienen dorthin und wie geht es den kleinen „Gefangenen“?

von Jennifer Beuerlein und Cordula Wildauer

Rosenheim – Der erste Notruf ging gegen 11.40 am Sonntagmorgen (4. Juni) bei der Polizeiinspektion Rosenheim ein. Einigen Passanten sei etwas Ungewöhnliches in der Innenstadt aufgefallen: Ein verdächtiges Brummen und Summen mitten in einem Busch auf dem Salinplatz. Als die Beamten eintrafen, fanden sie schnell den „Verbrecher“: einen Bienenschwarm.

Die Polizei rief um Verstärkung: Markus Heimbuchner, Imker und erster Vorsitzende des Landesverband Bayerischer Imker, rückte mit seinem Schutzanzug an. „So ein Einsatz mit Bienen passiert fünf bis zehn Mal im Jahr“, sagt Heimbuchner.

Ruhige Festnahme für die Einsatzkräfte

„Die Leute waren neugierig und hatten keine Angst“, sagt Heimbuchner. Und das zu Recht, denn die Bienen seien ganz friedlich gewesen. „Sie hatten auch keine Zeit zum stechen, weil gerade Schwarmzeit ist.“ Diese findet während des Frühsommers statt. Ein Bienenstaat hat dann den größten Bestand seiner Population erreicht. Dadurch wird es zu eng im Bienenstock und das Volk teilt sich auf. Die alte Bienenkönigin wird aus ihrem Volk vertrieben und sucht sich mit einem Teil ihrer alten Gefolgschaft einen neuen „Wohnort“.

Auf der Suche nach einem neuen Zuhause legen die Bienen weite Strecken zurück: „Nach ungefähr drei Kilometern legen sie eine Pause ein“, sagt der Imker. So auch bei dem Bienenschwarm am Sonntagmorgen.

Zweiter Leiter des Imkervereins Rosenheims, Christian Czech.

Laut dem Bienenexperten Christian Czech, besteht ein Bienenvolk normalerweise aus etwa 10.000 bis 20.000 Mitgliedern. Der Rosenheimer Schwarm umfasste laut Polizeibericht hingegen 500 Tiere. Czech ist der zweite Leiter des Imkervereins Rosenheim und befasst sich seit 15 Jahren mit Bienen. Er kann sich gut vorstellen, warum sich die Insekten in die Innenstadt verirrten. „Der Biene ist es egal, wo sie hinzieht, solange genug Nektar und Pollen da ist“, sagt er. Die Stadt kann für Bienen viel attraktiver sein als das Land. „Hier in der Stadt gibt es eine größere Blumenvielfalt“, sagt Czech. Hingegen können großflächige Äcker auf dem Land für die Tiere störend sein.

Vorsicht ist dennoch geboten

Auch wenn die Bienen aus Rosenheim sich artig verhalten haben, ist das nicht die Regel. Denn so ein Bienenschwarm kann an einem belebten Ort Risiken bergen. „Normalerweise stechen die heimischen Bienen nicht, außer sie sind hungrig oder krank“, erklärt Czech. Doch wild lebende Bienen wären ohne Schutz und Pflege des Imkers Parasiten und Krankheiten ausgeliefert. Dadurch könne die Aggressivität der Bienen steigen und damit vor allem Bienenallergiker gefährden. Aber auch die Bienen befinden sich in einer gefährlichen Situation. „Ohne den Imker überlebt die Biene den Winter in der Regel nicht mehr“, sagt der Bienenexperte.

Auf das Wohl der Tiere bedacht: Mit Hilfe solcher Kisten können Bienen ohne Betäubungsmittel eingefangen werden. 

Damit das später nicht passiert, müssen die Bienen gerettet werden. Dazu stelle ein Imker eine spezielle Bienenkiste auf, in der das Volk gefangen wird. Czech sagt, es reiche aus, wenn die Königin als erstes von dem Imker in die Kiste gelegt wird. Denn das loyale Bienenvolk würde ihr direkt folgen. „Da das alles eine natürliche Sache ist, brauchen wir keine Betäubungsmittel oder Ähnliches“, erklärt Czech.

Einsatz bis in die Abendstunden

Und das ist auch am Sonntag in der Rosenheimer Innenstadt geschehen. Die ersten Bienen aus den Rosenbäumen schüttete Markus Heimbuchner gegen 13 Uhr in die Bienenkästen. Bis zum Abend ließ er sie dort stehen, damit die Bienen nach und nach hineinfliegen konnten. Dann nahm Heimbuchner sie mit nach Hause. Inzwischen seien die Bienen in ihrem endgültigen Bienenkasten, wo sie auch bleiben sollen.

Nicht nur für die Passanten ein spektakulärer Einsatz, sondern auch für die Polizei Rosenheim. „Es war eine Polizeistreife vor Ort“, sagt Johanna Heil, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Rosenheim. So ein tierischer Einsatz sei auch für sie neu gewesen. Heil sei nicht bekannt, dass sich schon einmal so ein großer Bienenschwarm in der Rosenheimer Innenstadt niedergelassen hat. Auch wie viel der Einsatz letztendlich kostet und wer diesen übernimmt, wisse die Pressesprecherin zur Zeit nicht.

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