Brummis dicht an dicht
Tempo 30 soll Lastwagen an der Rosenheimer Prinzregentenschule zähmen
Mit dem Beginn der Arbeiten am Rosenheimer Brückenberg schiebt sich vermehrt Schwerlastverkehr durch die Prinzregentenstraße. Für den Elternbeirat der Prinzregentenschule hat sich die Verkehrssituation damit deutlich verschärft. Doch eine Lösung ist in Sicht – vorläufig.
Rosenheim – Seit Beginn der Sanierung hat der Schwerlastverkehr entlang der Bundesstraße 15 sichtlich zugenommen. Bis zu 70 Lastwagen will Christoph Hartl pro Stunde gezählt haben. In einer Märzwoche war das Mitglied der Verkehrshelfer an der Prinzregentenstraße gestanden und nahm die Zahl der vorbeiziehenden Fahrzeuge auf. Dabei zeigt Christoph Hartl durchaus Verständnis: Vor Abschluss der Westtangente habe die Stadt keine Alternative, um die schweren Brummis umzuleiten. „Rein von der Verkehrsführung sind der Stadt die Hände gebunden“, meint Hartl. Irgendwo müssen die Lastwagen ja durchgeleitet werden.
Mit hohem Tempo über die rote Ampel
Doch mit einem Ereignis wurde es ihm zu viel: „Letzte Woche hat eine Mutter angerufen, die zugeschaut hat, wie ein Kind fast überfahren worden wäre“, schildert Hartl. Ein Lastwagen sei mit hoher Geschwindigkeit über die Ampel gefahren, um von der Westerndorfer in die Prinzregentenstraße einzubiegen und habe dabei Kinder auf dem Weg zur Prinzregentenschule gefährdet.
Kinder für Gefahr sensibilisieren
Zwar seien Hartl und seine Kollegen darum bemüht, die Kinder für die Gefahrenstelle zu sensibilisieren. Doch damit jeden Bewegungsimpuls der Buben und Mädchen einfangen zu können, dieser Illusion gibt sich Hartl nicht hin.
Auch wenn die Kinder generell recht diszipliniert seien: Stehe erst mal der Freund auf der anderen Straßenseite, gerate der Blick nach links und rechts vor dem Überqueren der Straße schnell ins Vergessen.
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Auch Karl-Heinz Brauner berichtete zur jüngsten Sitzung des Rosenheimer Stadtrats über das waghalsige Manöver eines Lkw-Fahrers. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kinder mittags aus der Schüler kämen, wie der Grünen-Stadtrat monierte.
Lkw fahren „waffenscheinpflichtig“
„Das wirkt schon auf Eltern bedrohlich, wie mag das erst auf Viertklässler wirken?“, fragte er und richtete die Bitte an die Stadt, alles in ihr Mögliche in die Wege zu leiten, um diese Bundesstraße für die Kinder verkehrssicher zu machen. Zumindest während der Arbeiten am Brückenberg sollte dort eine 30er-Zone eingerichtet werden.
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Auch Rosenheims CSU-Fraktionschef Herbert Borrmann pflichtete seinem Stadtratskollegen Brauner bei. „Die Lkw fahren so aneinander vorbei, das ist schon waffenscheinpflichtig“, kommentierte Borrmann den Schwerlastverkehr in Rosenheim und sprach sich für eine Verkehrsüberwachung an dieser Stelle aus.
Allerdings gab er im gleichen Atemzug einen kleinen Seitenhieb in Richtung der Grünen: „Wenn die Grünen etwas mehr für die Westtangente gewesen wären, hätten wir vielleicht das ein oder andere schneller hingekriegt und jetzt nicht solch eine Situation.“
Lösung nach den Pfingstferien
Rosenheims Ordnungsdezernent Herbert Hoch versicherte auf die Grünen-Anfrage, dass die Stadt bereits im Gespräch mit dem Verkehrsamt sei, um eine Lösung im Sinn der Eltern zu finden. Auf Anfrage bestätigt die Stadt, dass sie der Einrichtung eine Geschwindigkeitsbegrenzung zustimmt.
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Zumindest auf Zeit soll der Verkehr im direkten Bereich der Prinzregentenschule nur noch mit 30 km/h vorbeiziehen dürfen. Auch eine Verkehrsüberwachung „im Rahmen der tatsächlichen und rechtlichen Möglichkeiten“ sei vorgesehen.
Hoffnung auf dauerhafte Lösung
Auch wenn das nur einen vorübergehenden Erfolg für die Eltern darstellt, Christoph Hartl ist voll des Lobes für die Reaktion der Verwaltung: „Normalerweise bin ich ein Meuterer gegen die Stadt, aber in dieser Sache muss ich Rosenheim danken“, sagt er. Wenngleich er sich eine dauerhafte Lösung wünscht. Denn der Lieferverkehr nehme schließlich eher zu als ab. „Ich glaube auch nicht, dass der komplette Verkehr von heute auf morgen verschwindet, wenn die Westtangente fertig ist.“
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Doch im zunehmenden Schwerlastverkehr sieht Hartl zumindest einen Hebel, um die Verkehrsbehörde dazu bewegen zu können, an allen Schulen eine 30er-Zone einzurichten. Ein Beispiel hierzu gibt es an einem anderen Rosenheimer Verkehrsschwerpunkt: die 30er-Begrenzung an der Innsbrucker Straße in Höhe der dortigen Astrid-Lindgren-Grundschule.

